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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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vernichteten Spuren ihrer einstigen Existenz ließen nur den einzigen Schluss zu: Sie war eines jener blutrünstigen Bestien gewesen, die den Hass auf alle Vampire nährten.
    „Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir unseren verwirrten Brunnenbewohner aufsuchen. Er dürfte sich inzwischen lange genug über die Geräusche außerhalb seiner Mauern gewundert haben. Außerdem hat er aufgehört zu rufen, und das macht mich stutzig“, holte Darian mich aus meinen Überlegungen zurück.
    Mit einem letzten, besorgten Blick auf Steven schlugen wir den Rückweg ein. Ohne Vorwarnung pflückte Darian im Vorbeigehen den Sonnenschirm aus Rahids Händen. Als dieser fluchtartig den nächsten Schatten aufsuchte und schimpfend die schwelenden Brände auf seiner Haut ausklopfte, meinte ich so etwas wie ein schadenfrohes Glucksen von meinem Mann zu vernehmen. Ich schenkte ihm einen scheelen Seitenblick, konnte aber auf seinem Pokerface nicht das winzigste Zucken ausmachen. Dann aber offenbarte er sich mir mit einem verschmitzen Zwinkern.
    Darian ersparte mir einen nicht ganz ernst gemeinten Vorwurf, indem er die Freundlichkeit besaß, vor dem Öffnen des Brunnenschachtes einmal kräftig auf das Holz zu schlagen. „Jemand zuhause?“
    „Was glaubst du denn, wo ich sonst sein sollte?“, scholl es uns erbost aus der Tiefe entgegen. Ein hörbares Stutzen erfolgte, dann die vorsichtige Frage: „Dahad? Dahad al Draim? Bist du das etwa?“ „Es freut mich, dass du mich trotz der langen Monate in dieser tristen Behausung erkannt hast, Letavian“, entgegnete Darian vergnügt, verzog dann angeekelt das Gesicht und begann dezent zu hüsteln. Auch mir verschlug es den Atem, anhand dieses süßlichen, uns augenblicklich entgegenschlagenden Verwesungsgeruchs.
    Ganz offensichtlich war es nicht das, was der Brunnenbewohner hatte hören wollen oder sogar erwartet hatte. Sein anfängliches Erstaunen wandelte sich in Zorn. „Wie könnte ich dich vergessen? Du warst es doch, der mich meinen Peinigern übergab, die mich dann hier in diesem verfluchten Brunnen einsperrten. Jeden Tag verpassten sie mir einen halben Liter Kamelblut, damit ich nicht verrecke. Zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben. Und widerwärtig ist es obendrein. Hast du den Scheiß schon mal zu dir nehmen müssen? Dazu noch diese Hitze! Es stinkt hier, wie in einer Abdeckerei mit alten vergammelnden Leichen. Hast du eine Ahnung, wie lange ich mich nicht mehr habe reinigen können? Das letzte Mal an genau dem Tag, an dem ich in diesen Brunnen geworfen wurde. Das ist schon so lange her, dass ich das Gefühl für die Zeit verloren habe. Heute Morgen erst haben sie dann diese Leiche zu mir runter geschmissen, als wäre ich ein Aasfresser. Das ist eine bodenlose Unverfrorenheit. Ich würde kotzen, wenn ich es könnte. Du hättest mich damals gleich vernichten sollen, dann wäre mir der ganze Mist hier erspart geblieben. Hörst du?... Verdammt noch mal! Hast du mir zugehört? Dahad? ... Dahad!“
    Die letzten Worte gelangten nur noch gedämpft an unsere Ohren, da mein Mann es aufgrund des unangenehmen Dufterlebnisses, nebst vermutlich länger andauernder Litanei vorgezogen hatte, den Brunnen wieder zu schließen. Noch während er sich auf den Rand des Deckels setzte, fächerte er sich frische Luft zu. Ich kam ebenfalls nicht umhin, mir die Nase mit einer Hand zu bedecken. Es stank wie in einem aufgeheizten Leichenschauhaus.
    „Mich wundert es, dass nicht sämtliche Schakale aus der Gegend ihr Lager rund um den Brunnen aufgeschlagen haben“, flüsterte Darian mir zu. „Die erschnüffeln Aas über etliche Meilen hinweg.“ Dann klopfte er abermals auf den Deckel und rief: „Was hattest du erwartet? Eine Fünf-Sterne-Unterkunft mit Vollpension? Beinahe jede Nacht hast du tausende von Sternen über dir, bist obendrein an der frischen Luft, hast gelegentlich fließendes Wasser und ein - zugegebenermaßen etwas dürftiges - Frühstücksbuffet. Warum also beschwerst du dich? Es wurde doch ausreichend für dich gesorgt.“

„Du könntest ihm eine Dose Trockenshampoo runter werfen“, meldete Alistair sich aus dem Hintergrund. „Und Faye kann in dieser Wüste bestimmt auf ihr Blümchendeo verzichten. Das stinkt ohnehin dermaßen, dass es garantiert den Mief dieses nörgelnden Hungerhakens übertüncht.“
    „Ich will keine chemische Bombe basteln, Alistair. Wer weiß, was passiert, wenn wir alkoholgeschwängertes Treibgas dort unten als Geruchslöscher einleiten. Womöglich fliegt uns

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