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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Sicht. Meinem Bruder jedoch hatte der verbale Ritterschlag mächtig imponiert. Er kam mit ungläubig blitzenden Augen auf mich zu, tippte sich dabei fragend gegen die Brust und flüsterte: „Das galt tatsächlich mir?“
    Ich erlaubte mir ein stummes Nicken und versuchte, die weiteren Vorgänge zu beobachten. Es war recht schwierig, mit diesem angeheirateten Schrank direkt vor meiner Nase. Obendrein hatten sie das Sprechen eingestellt und mir wurde klar, dass sie sich entweder gegenseitig erbost schweigend fixierten oder eine nonverbale, lautlose Gesprächsrichtung eingeschlagen hatten. Als ich das, durch das Vorantasten meines Geistes überprüfen wollte, durfte ich feststellen, dass Darian mir den Zugriff auf seine Gedanken versperrt hatte. Was immer sich gerade zwischen ihnen abspielte, ich war davon ausgeschlossen. Entsprechend erschrocken fuhr ich zusammen, als ich aus dem Inneren des Hauses jäh ein unnatürlich schrilles Kreischen vernahm. Für einen winzigen Moment sah ich zwei klauenartige, dürre Hände auftauchen und nach meinem Mann schlagen. Offenbar hatte er mit dem Angriff gerechnet, denn er trat lediglich einen Schritt beiseite. Gleichzeitig hörte ich einen zornigen Ausruf, der eindeutig von einer männlichen Stimme herrührte. Kurz darauf durchschnitt dieses rasende Kreischen abermals die Stille. Dann knallte die Tür in das Schloss und ich konnte anhand der Geräusche nur mutmaßen, was dahinter geschah. Definitiv mehr als nur ein Handgemenge.
    Darian warf den Schirm fort und trat kurzerhand die Tür ein. Schon war er im Haus verschwunden.
    „Scheiß drauf!“, entfuhr es meinem Bruder und sofort stürmte er hinterher. Der Anblick war durchaus imponierend, wie er regelrecht aus der Haut fuhr und binnen Sekunden seine Gestalt wechselte.
    Ein weiterer Ausruf erfolgte, der diesmal von Kahina stammte. Sogleich konnte ich erkennen, wie viel Mühe es Steven bereitete, die junge Frau an Ort und Stelle festzuhalten. Wie von Sinnen schlug sie um sich und versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu befreien.
    Derweil ließen Kampfgeräusche aus dem Inneren des Hauses keine friedfertige Einigung erahnen. Etwas ging zu Bruch, ein Fensterladen flog krachend auf, und etwas Verwischtes hinterher. Der entsetzte Schrei einer Frau drang mir durch Mark und Bein und ließ mich erschaudern. Was immer durch das Fenster bis in den Schatten einer hohen Palme geflogen war, es erhob sich.
    Oh Gott, es war die ältere Frau. Doch war sie nun weniger ein Mensch als mehr eine zornige, knochige Vettel mit rasiermesserscharfen, langen Fingernägeln und spitzen Saugzähnen, die zum Töten gebleckt nach Opfern suchten. Verdammt, wie hatte sie mich dermaßen täuschen können?
    Mein Fuß setzte sich bereits in Bewegung, als der weibliche Vampir unvermittelt nach hinten geschleudert wurde. Sie schrie schmerzerfüllt auf, rollte blitzartig aus dem Sonnenlicht in den Schutz eines Busches und griff an ihre Brust. Nun sah auch ich, dass ein Schuss ihren Brustkorb getroffen hatte und in Höhe ihres Bauches ebenfalls ein großes Stück Gewebe herausgerissen worden war.
    Unwillkürlich sah ich hinter mich zum Hügel hinauf. Jason. Er lag weiterhin auf der Lauer und hatte die gesamte Zeit über nicht einmal das Gewehr abgesetzt. Da lenkte ein fauchender Laut meine Aufmerksamkeit zurück auf die geschundene, extrem erboste Dame.
    Steven stand vor ihr, halb im Sonnenlicht, halb im Schatten. Seine rechte Körperhälfte begann dezent zu glimmen, doch er ignorierte es. Dann sah ich, warum er den Schatten nicht komplett aufsuchte. Am ausgestreckten Arm hielt er die tobende Kahina am Kragen ihres Gewandes in der sonnenumfluteten Sicherheit und somit außerhalb der Reichweite des Vampirweibes fest.
    Meine Güte, er musste unvorstellbare Schmerzen erleiden. Ich überlegte nicht weiter, ich rannte los. Während ich das Haus passierte, trat Darian mit einer Gestalt auf den Armen aus der Tür. Das war mir momentan jedoch einerlei, denn ich hatte nur Augen für Steven. Er brauchte Hilfe. Noch im Laufen sprang ich auf Kahina zu, erwischte sie und rollte mit ihr zusammen über den staubigen Boden. Dann musste ich mich auf sie setzen, um sie am Aufstehen zu hindern.
    Derweil hatte Steven sich der gereizten Blutsaugerin angenommen. Zu einem Knäuel verknotet, krachten sie gemeinsam gegen den Stamm einer Palme. Der Kampf gedieh unausgewogen, denn obwohl sie verletzt war, schien sie ihrem Angreifer weit überlegen. Mehrfach musste Steven hart einstecken, doch

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