Blut Licht
Position aufgegeben und die Seiten vollständig gewechselt haben sollst. Ich wollte es nicht glauben. Doch anscheinend entsprechen sie der Wahrheit. Erkläre es mir. Was treibt dich um, dass du dich gegen deinen eigenen Clan und so auch gegen mich stellst, Dahad?“
Sein eigener Clan? Endlich ging mir auf, woher ich den Namen Rahid kannte. Ich hatte ihn damals gehört, als ich Darian, wegen Thalions Gefangennahme und Gerichtsverfahren im Elysium von Naridatha beobachtet hatte. Dort war auch ein Vampir namens Rahid zugegen gewesen. Handelte es sich hier um ein und dieselbe Person? Herausfinden konnte ich das nur, indem ich ihn mir ansah. Genau das beabsichtigte ich nun zu tun. Ohne zu zögern und mit der sicheren Sonne im Rücken, trat ich aus meiner Deckung hervor und ignorierte die geflüsterten Warnungen von Steven und meinem Bruder. Mit hoch erhobenem Haupt ging ich auf Darian zu und gab ihm durch eine deutliche Geste zu verstehen, dass ich auf Vorwürfe dankend verzichten konnte. Neben ihm angelangt, drehte ich mich in Richtung der Tür und blickte dem Mann im Schatten unfreundlich entgegen. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir einander offiziell vorgestellt werden. Wenn Sie erlauben? Mein Name lautet Faye McNamara Knight. Dürfte ich jetzt bitte den Ihren erfahren?“
„Faye, das ist kaum der richtige Zeitpunkt -“
„Ach ja?“, fuhr ich meinem Mann aufgebracht ins Wort. „Ich glaube kaum, dass es einen günstigeren geben wird, da der Herr dort im Haus kurz davor steht, seiner Existenz ein Ende zu setzen. Ich habe daher das Recht zu erfahren, wen wir vom Unleben zum endgültigen Tod befördern.“
Während Darian seufzend die Augen zum Himmel verdrehte, hörte ich aus dem Innern des Hauses ein herzhaftes Lachen. „Bei allem, was mir heilig ist, Dahad. Ich ziehe meine vorherige Frage zurück und glaube nun zu verstehen, was dich dazu treibt, selbstmörderische Entschlüsse zu fällen.“
„Dein Humor war schon damals recht grenzwertig“, entgegnete Darian verstimmt, ergriff mein Handgelenk und zog mich beiseite. „Das war sehr unüberlegt, Faye.“
Der amüsiert klingende Vampir im Haus sah das offenbar anders. „Entschuldige, wenn ich mich einmische, aber deine Frau hat durchaus recht. Vermutlich habe ich nicht mehr lange zu leben, von daher gebietet es allein schon die Höflichkeit, dass ich mich ihr vorstelle.“ Im Türrahmen erschien für einen Moment eine ebenholzfarbene Hand, die durch die Berührung des ersten Sonnenstrahls umgehend zu glühen begann. Sogleich wurde sie zurückgezogen und ihr Besitzer fuhr belustigt fort: „Bitte verzeihen Sie, Mrs. Knight, dass ich dazu nicht aus dem Schatten treten werde. Meine Beweggründe diesbezüglich sind offensichtlich. Gestatten Sie mir also bitte, diesen etwas ungewöhnlichen Weg. Ich bin Rahid Schahbaz. Darf ich davon ausgehen, dass Sie dieses verlockend duftende, menschliche Weibchen sind, das durch Wände gehen kann und dabei Dahads Geruch mit sich trägt? Ich hoffe, meine kleine Begrüßung hat Ihnen keine übermäßig großen Schäden zugefügt.“
„Die fliegenden Sternchen?“ Ich zeigte mich nachgiebig. „Aber nein. Ich war lediglich ein wenig überrascht. Anhand Ihrer gemeinsamen Vorgeschichte mit meinem Mann ist mir jetzt allerdings klar, weshalb Sie mich entdecken konnten. Was führt Sie in diese ungastliche Gegend, Rahid? Ihrem Teint ist das hiesige Klima offenkundig überaus abträglich.“
„Das ist also die kleine Jägerin, die du, statt sie zu verwandeln lieber geheiratet hast Dahad? Verdammt, ich kann es sogar beinahe verstehen. Sie ist herzerfrischend kurzweilig“, wandte sich Rahid an meinen Mann, um sich sogleich wieder mir zu widmen. „Ich würde Sie nur zu gern ins Haus bitten, um unserem Gespräch einen schicklicheren Rahmen zu geben, muss aber befürchten, dass Ihr Gatte etwas dagegen einzuwenden hat.“
„Worauf du dich verlassen kannst“, grollte Darian und unterstrich seine Worte mit dem festen Griff um mein Handgelenk. Hatte er etwa Bedenken, ich könnte Rahids Angebot in Betracht ziehen? Ich mochte bisweilen wagemutig sein, aber nicht lebensmüde.
Mein Blick erfasste die uns ungläubig beobachtende Gruppe unter Stevens Sonnenschirm und mir kam ein verwegener Gedanke. „Was halten Sie davon, wenn wir Ihnen, im Gegenzug zur Freilassung ihrer Gefangenen einen entsprechenden Sonnenschutz zur Verfügung stellten? Dann ließe sich unser Gespräch Auge in Auge weiterführen und keiner von uns beiden müsste
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