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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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lautstark mit dem Tod bedrohte, entzog sich meinem Verständnis. Bei einer großen Spinne allerdings hätte ich mich seiner Hopserei vermutlich angeschlossen.
    Nachdem er sie, seinem Verständnis nach endlich zu Tode gehopst hatte, blieb er zitternd stehen, sah auf und direkt in unsere verstörten Mienen. Sein Blick wanderte erneut hinab zu seinen Füßen. Da trat etwas wie Erkennen in seine Augen. Ein verzagtes Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, während er beinahe ehrfurchtsvoll von der Plane schlich. Zögernd hob er sie auf, zupfte die zerfetzten Teilstücke in Position und strich sie glatt. Dann faltete er den sterblichen Überrest mühsam, aber sehr akribisch zusammen, ging auf wackeligen Beinen zu Darian und überreichte ihm die Plane in einer Manier, die mich entfernt an das amerikanisch militärische Ritual der Übergabe der Flagge, in Gedenken an einen gefallenen Soldaten erinnerte.
    „Ist alles in Ordnung, Steven?“, fragte Darian erkennbar weniger ruhig, als noch vor wenigen Augenblicken.
    „Nein“, gab dieser zurück und begann leise zu kichern. „Nein, ich glaube nicht. Irgendwie ...“ Sein Kichern wuchs zu einem Lachen an. „Ich glaube, ich fühle mich ganz und gar nicht in Ordnung. Mir ist irgendwie ganz komisch. So leicht. So ..Das Lachen schlug um in einen regelrechten Anfall und Steven klopfte sich grölend auf die Schenkel, nur um dann schlagartig zu erstarren. Jäh richtete er sich auf, sah uns ernst an und streckte die Arme seitlich aus. ,,Is’ das irre? So leicht. Ich glaub’s nicht. Kann ich jetzt fliegen?“ Wieder begann er zu kichern, und dazu im Kreis zu laufen. „Guck mal. Das ist total irre. Ich habe Flügel.“
    Sprachlos sahen wir einander an. Einzig Jason rechte Braue ruckte in leichter Irritation in die Höhe.
    „Was hast du ihm gegeben, Dahad? LSD?“, machte sich Rahid jetzt bemerkbar und kam mit eiligen Schritten in unsere Richtung. Kurz vor Stevens kreiselndem Rundlauf blieb er stehen und begann, einige Worte vor sich hinzumurmeln, deren Klang mir zwar bekannt vorkam, die ich jedoch nicht verstand. Anscheinend wirkte der leichte Singsang einlullend, denn Steven beruhigte sich. Er hielt an, ließ die Arme sinken und schloss dann die Augen.
    „Er spricht ein altes Gebet auf Sanskrit. Es versetzt Steven in eine leichte Trance“, half Darian mir auf die Sprünge und warf die Plane hinter sich. „Darauf hätte ich selbst kommen können.“
    Während Rahid weiter vor sich hinmurmelte, ging Darian zu Steven, nahm dessen Hand und führte ihn sehr langsam zurück zum provisorischen Bett. Lammfromm ließ sich Steven darauf nieder, streckte sich aus und ließ sich sogar von Darian zudecken. Dann rollte er sich auf eine Seite, zog die Beine an und schlief in embryonaler Haltung ein. Es hätte mich keineswegs gewundert, wenn er zuvor nach einem Schnuller verlangt hätte. Die Situation wirkte alles in allem recht befremdlich.
    Nachdem Steven sich hingelegt hatte, stellte Rahid die Teamarbeit ein, indem er das Gebet beendete. Darian hatte sich erhoben und nickte seinem alten Lehrer dankend zu. Dieser erwiderte die Geste und wandte sich dem Brunnen entgegen, als ein entferntes Motorengeräusch die eingekehrte Stille durchschnitt. Kurz darauf hüpften zwei Lichtkegel über die Ebene, erfassten unser Lager und kamen zügig näher. Ich befürchtete bereits ein abermaliges Erwachen von Steven, durfte aber erleichtert durchatmen. Er schlummerte dermaßen tief, dass es ein Erdbeben mit dem Epizentrum direkt unter ihm bedurft hätte, um ihn tatsächlich zu wecken. Bewundernd sah ich zu Rahid hinüber. Diesen Text musste ich unbedingt erlernen. Zur reinen Selbstverteidigung - wenn das liebe Kind mal wieder nicht müde zu kriegen war und man selbst schon total erledigt in den Seilen hing. Jede junge Mutter wird mir hier jetzt beipflichten.
    Keine fünf Minuten später rumpelte ein von einem enorm knatternden Geräuschpegel begleiteter, verbeulter und vorn rechts plattfüßiger Jeep in mein Blickfeld und kam neben der ausgebrannten Ruine zum Halten. Alistair stellte den Motor ab und sprang heraus. Der Wagen blubberte noch einmal, dann war er still.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass die Karre den Überschlag überlebt hat“, rief mein Bruder begeistert aus. „Leider hat’s das Ersatzrad abgerissen. Müssen wir später noch mal nach suchen. Aber bis auf den Schlappen fährt der Wagen tadellos.“
    „Sowie einem abgerissenen Auspuff nebst Krümmer, und der fehlenden Frontscheibe, wie es

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