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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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begaben uns tiefer hinein. Jason hatte sowohl Kompass als auch ein GPS-Ortungsgerät dabei, obwohl ich annahm, dass dieses Equipment aufgrund von Darians hervorragendem Orientierungssinn beinahe überflüssig war. Auch innerhalb von vielen
    Jahrhunderten veränderten sich Berge nicht so übermäßig, dass sie von ihm nicht wiedererkannt werden konnten. Dennoch kamen wir nun langsamer voran.
    Derweil hatte Darian entschieden, dass wir im Gebirge auf der asphaltierten Straße bleiben würden, da sich ein Ausweichen, dank der höherwerdenden Berge als etwas schwierig erwies. Es sei denn, wir würden die Kamele gegen Bergziegen eintauschen, was an sich schon einen unsinnigen Gedanken darstellte.
    Kahina war so freundlich, mir einen ellenlangen Vortrag über Kamele, deren Geschwindigkeit, Nahrungsaufnahme, Vorlieben und Abneigungen, sowie Vermehrung und Haltung zuteil werden zu lassen. Noch ein paar Tage mehr und ich wäre für das Züchten dieser Höckertiere bestens gerüstet - zumindest der Theorie nach. Für die interessierten Statistiker sei insofern angemerkt, dass Kamele für gewöhnlich mit 3,5 bis 5 km/h vorankommen und in etwa sechs bis acht Stunden täglich marschieren können. Da wir gewöhnliche Kamele ritten, schafften wir so knapp dreißig Meilen am Tag. Ein routiniertes Lauf-Kamel hingegen hätte übrigens die doppelte Distanz geschafft. Wen mag es da wundem, dass ich mehrfach darüber nachdachte, beim Passieren eines einsam gelegenen Gebäudes oder dem Durchschreiten einer kleinen Siedlung mitten in der Nacht, das erstbeste, abgestellte Auto gegen die Kamele einzutauschen. Darian fing meine Gedanken selbstredend auf, schüttelte amüsiert den Kopf und trieb mein Reittier zu etwas mehr Tempo an. Ob er befürchtete, ich könnte meine Überlegungen in die Tat umsetzen?
    Ich glaube, jeder kann sich meine Erleichterung vorstellen, als wir die Ausläufer einer Stadt erblickten und Darian verkündete, dass wir Behbehan beinahe erreicht hatten.
    „Nördlich von hier, in zirka drei Meilen Entfernung liegen die Ruinen von Arrajan. Es ist also nicht mehr weit.“
    Oh, preiset die Glückseligkeit. Die Qual hatte bald ein Ende. Nur noch wenige Stunden, dann durfte mein Hinterteil sich endlich wieder frei entfalten. Heiland, hatten meine Ohren jemals schönere Worte vernommen?
    Na gut, zumindest für diesen Moment...

Kapitel achtundvierzig
    Es war noch sehr früh, als wir die Ruinen erreichten. Die Sonne zeichnete soeben, hinter den oberen Berghängen die ersten Streifen gelbliches Licht in den Himmel, während die nächtlichen Schatten das weite Tal weiterhin in Dunkelheit tauchten.
    Irgendwie hatte ich mir das mit der Lage der Ruinen ein wenig anders vorgestellt. Malerischer und ein wenig abgelegen von der Zivilisation. Aber nichts da. Die lagen inmitten diverser bestellter Felder und einigen kleinen Siedlungen. Nördlich der Ruinen verlief ein breiter Fluss. Vereinzelte Fahrzeuge waren uns auf dem Weg durch die Landschaft begegnet. Frühaufsteher auf ihrer Fahrt zur Arbeit, zu einem Markt oder von nächtlichen Ausschweifungen nach Hause. Wer wusste schon so genau, woher sie kamen und wohin sie wollten?
    Es war interessant zu sehen, dass die Ruinen weder bewacht noch sonst irgendwie gesichert waren. Sie schienen für jeden frei zugänglich, sowohl nachts als auch am Tag, denn mein Bruder kam uns entgegen geschlendert und ließ verlauten, dass sie verlassen waren.
    Wieso überraschte mich seine Aussage nicht? Wahrscheinlich lag es daran, dass ich aus Erfahrung wusste, dass in alten, zerfallenen Ruinen außer Kriech- und Krabbeltieren keine Menschenseele als Bewohner weiter anzutreffen wären.
    Die nicht vorhandene Bewachung irritierte mich anfangs ein wenig, ln England waren inzwischen die letzten Relikte aus grauer Vorzeit für den Zutritt durch die Öffentlichkeit gesperrt worden und nur an gewissen Tagen zugänglich. Ich dachte hierbei gezielt an den Steinkreis von Stonehenge in der Grafschaft Wiltshire im südlichen England.
    Ganz offenbar besaßen die Menschen in diesem Land ein völlig anderes Verhältnis gegenüber Relikten alter Zeiten oder die Landschaft war damit dermaßen zugepflastert, dass sich niemand weiter darum scherte. Welcher Grund dahinter steckte war egal, denn es machte uns die Suche nach dem besagten Tempel erheblich einfacher.
    Wir hielten mitten in der antiken Stadt auf einer freien Fläche an, die ich mir als eine Art ehemaligen Marktplatz gut vorstellen konnte. Darian wirkte etwas

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