Blut Licht
zu schicken.“ Während seiner kleinen Rede hatte er die Klinge an seinem Hosenbein abgewischt und schob sie nun mit einem leisen Schleifen zurück in die Halterung.
Irgendwie war ich über seine Worte erleichtert, denn ich hatte Rahid in Verdacht gehabt. Insgeheim leistete ich ihm Abbitte und fühlte mich darin bestätigt, Letavian weiterhin für einen Schweinehund halten zu können. Fast schon bedauerte ich, ihn nicht doch mit meinem Deo gefoltert zu haben. Um das Rätsel zu komplettieren, erzählte ich Darian von unserer kleinen Begegnung mit meinem kindlichen Double. Er hörte schweigend zu, murmelte nach Beendigung Thalions Namen und wandte sich dann in die Richtung, in welcher der besagte Schrein gewesen sein musste.
„Wenn er dir einen Boten schicken konnte, bedeutet das, er hat mehr Freiheiten als anfänglich gedacht. Dennoch müssen wir davon ausgehen, dass er das Grab gefunden hat, denn er kennt diese Stadt ebenso gut wie ich.“ Seine Betonung machte klar, dass er nicht den leisesten Zweifel daran hegte. Selbst ich ging davon aus, dass Thalions Suche von Erfolg gekrönt gewesen war.
Aber halt! Wie ich den alten Vampir einschätzte, hatte das, was ich finden sollte garantiert mit dem Inhalt der Schriftrolle zu tun. Zwar ging die Sonne auf und die ersten Strahlen hatten das Tal bereits eingenommen und gaben uns Sicherheit vor weiteren Angriffen. Trotzdem trieb mich eine innere Unruhe zur Eile.
„Ich bin sicher, wir werden fündig. Wo genau meinst du, soll das Grab sein?“ Eilig tänzelte ich ein paar Schritte voraus, wurde dann von Darian am Arm zurückgezogen. Sein ernster Blick senkte sich in meine Augen. „Sollte ich etwas mehr über diese Begegnung wissen,
Faye?“
„Nein, nur, dass ich laut Thalions Nachricht etwas finden soll. Und ich glaube, es hat mit der Schriftrolle zu tun.“
Darian schüttelte den Kopf und ließ mich los. „Wann gedachtest du, mir diese kleine Nebensächlichkeit mitzuteilen?“
„Ich hatte sie dir mitgeteilt“, erwiderte ich erstaunt, sah dabei Jason bedauernd mit dem Kopf schütteln und fügte kleinlauter hinzu: „Zumindest dachte ich, es erwähnt zu haben. Hab ich das wirklich vergessen?“ Diesmal nickte Jason zaghaft und ich stöhnte. „Oh Mann. Okay, dann weißt du es jetzt. Also, wo geht’s lang?“
Darian wies nach rechts. Zunächst erkannte ich nichts, doch nachdem wir dort angelangt waren, bemerkte ich Reste des Fundamentes, die deutlich eine schmale Türöffnung darstellten, hinter der ein etwa sechs bis sieben Quadratmeter kleiner Raum gelegen hatte.
Nichts zeugte von seiner einstigen Verwendung und doch konnten wir bei genauerer Betrachtung des Bodens erkennen, dass hier einmal über einen recht langen Zeitraum hinweg mehrere Ständer gestanden und so kleine, kaum sichtbare Abdrücke hinterlassen hatten. Zusätzlich machte ich unter der mehrere Zentimeter dicken Sandschicht schwache Unebenheiten aus, die am Fuße eines schwarzweiß gesprenkelten Granitquaders endeten. Es sah aus, als wäre dieser Granitblock in der Vergangenheit öfter verschoben worden.
Eigenartig. Wer schob schon einen solchen Brocken freiwillig umher? Ich wagte zu bezweifeln, dass der Raum nach seinem ausdienen als Feuerschrein zur privaten Fitnessbude eines Imam umfunktioniert worden war. Selbst wenn diese Idee einen gewissen Reiz in sich barg, erschien sie mir als vollkommen abwegig. Insbesondere, weil dieser zirka einen Kubikmeter große Klotz ein Gewicht hatte, das allenfalls ein Vampir bewegen konnte. Die olympische Disziplin des antiken Granitblockstoßens war mir bisher nicht geläufig.
Daher ließ nichts weiter darauf schließen, dass hier irgendwo ein Grab oder zumindest ein Hinweis darauf sein sollte. Falls es solche tatsächlich gegeben hatte, war jeder noch so winzige Anhaltspunkt mit den Jahren verschwunden. Vom Winde verweht, vom Regen fortgespült, oder vom Sand abgescheuert. Nein, hier war rein gar nichts.
Und genau dorthin begab sich auch meine anfängliche Euphorie - ins absolute Nichts.
Frustriert trat ich gegen den verbliebenen Steinquader und durfte mich anschließend über die robuste Verarbeitung der Armeestiefel freuen. Unter anderen Umständen hätte ich mir gewiss einige Zehen gebrochen. Nichtsdestotrotz war meine Laune schlagartig im Keller. Moment mal! Mein Kopf ruckte in die Höhe und mein Blick erfasste Darian. Er spürte mein Zögern und sah mich gebannt an. „Was hast du im Sinn?“
„Hatte das Gebäude einen Keller?“
„Soweit ich
Weitere Kostenlose Bücher