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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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den Weg. Wie bereits in Rom, schickte ich auch diesmal wieder meine Sinne voraus und fand ziemlich schnell Darians Spur. Eine dünne Fährte, wie schon einmal aus schimmernden, ausgestreuten Brotkrumen gezogen, schlängelte sich durch die Ruinen. Wer hatte diesmal den Hänsel simuliert? Erneut Michael, oder war es Darian selbst gewesen?
    Die deutliche Spur führte an den wenigen, noch vorhandenen und stark zerfallenen Mauern vorbei und gleich darauf breite Wege entlang, die ehemals Straßen gewesen sein mussten, so ausgetreten, wie sie waren. Wir brauchten ihr nur zu folgen.
    • Mehrmals mussten wir über zerklüftete Mauerreste steigen, die einstmals prachtvollen Bauten als Wände gedient hatten. Ich erkannte die Überreste eines ehemaligen Brunnens und möglicherweise hatten diese inzwischen völlig zerfallenen Trümmerteile einst einem Kanalsystem angehört. Doch da ich kein Archäologe war, konnte ich nur mutmaßen.
    Ich wusste sofort, dass Darian hinter der nächsten Mauer war, denn ich fühlte seine Präsenz, bevor ich ihn sah. Auch Jason schien von dieser Art der Vorahnung erfasst worden zu sein, denn er trat vor mich und gab mir mit einer Geste zu verstehen, hinter ihm zu bleiben. Dann schritt er vorsichtig an das Ende der Mauer heran und spähte um die Ecke. An seiner Körperhaltung erkannte ich sofort, wie er entspannte. Was immer er sah, von dort drohte uns keine Gefahr.
    Ich rückte zu ihm auf und sah an ihm vorbei in die Reste einer Ruine, die einst ein ziemlich großes und ansehnliches Gebäude gewesen sein musste. Die gewölbten Mauerreste standen jetzt, wie stumme Zeugen der einstigen Pracht zerfallenen und verlassen um einen großen Platz herum, der zweifelsohne einmal ein großer Saal gewesen war. Offenbar war dieses Gebäude jener Tempel, von dem er gesprochen hatte. Wie erwartet, befand sich Darian genau in dessen Mitte. Er saß in der Hocke und zog in Gedanken versunken mit einer Hand einen Halbkreis in den Sand. Dabei ließ er den Blick schweifen und betrachtete die Überreste des Gebäudes so, als könne er die Gegenwart ausblenden und hätte statt einer Ruine das intakte Gebäude vor Augen.
    Das Katana lag neben ihm und ich bemerkte rötliche Flecke auf seiner Klinge. Da erst machte ich links von uns die Überreste zweier Säulen und einer breiten Treppe aus. Genau auf den ausgetretenen Stufen vor diesen Saal Überresten lagen diverse Häufchen verbrannter, weißer Asche, die sich deutlich gegen den bräunlichen Sand abhoben, der hier alles zu überziehen schien. Ich zählte ein gutes Dutzend, als hätten sie meinem Mann direkt vor diesem Gebäude aufgelauert. Der heilige Boden dieser Stätte hatte sie daran gehindert, das ehemalige Tempelgebäude zu betreten, und so waren sie außerhalb der eingestürzten Mauern zum Fraß der tödlichen Klinge geworden.
    „Hier war früher der Gebetsraum“, sprach Darian ohne aufzusehen. „Er war einst mit prächtigen Ornamenten an den Wänden und wunderschönen Mosaiken auf dem Boden verziert. Leider ist von den Wänden kaum mehr etwas übrig, aber die Bodenmosaike sind teilweise noch zu erkennen, sofern man den Dreck entfernen würde. Weiter hinten befand sich der Schrein, wo die ewige Flamme brannte und von auserwählten Priestern wohl behütet wurde.“ Jetzt erst blickte er auf, erhob sich langsam und lächelte uns entgegen. „Die Flammen erlöschen zu lassen, war für den Hüter tödlich und doch könnt ihr euch sicher sein, dass genau das hin und wieder passierte. Allerdings wurde sie schnell wieder entzündet, ehe es jemand bemerken konnte.“
    „Wie es aussieht, wurden hier vor wenigen Minuten noch einige Opfer dargebracht“, murmelte Jason und verwischte einen der Aschehaufen mit seiner Fußspitze.
    „Sie haben ihren Job miserabel erledigt“, gab Darian im Plauderton zurück, hob das Katana auf und wies mit der Spitze auf einen verbrannten Fleck auf der oberen Stufe. „Er dort, war so frei, mir vor seinem Ableben zu offenbaren, dass Letavian unsere Leben gegen das seine eintauschte, indem er Khalid unser Ziel verriet. Ich vermute, er hatte es mitbekommen, als Shekinah das Geheimnis um den Aufenthaltsort der Schriftrolle an ihre Enkelin weitergab. Der Kerl hatte seit jeher ein ausgesprochen scharfes Gehör und wusste seine Trümpfe stets zu den passenden Gelegenheiten auszuspielen. Daher auch dieses kleine Begrüßungskomitee. Khalid hätte gut daran getan, ein paar richtige Gegner zu entsenden, statt diese Bauerntölpel in den sicheren Tod

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