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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Granitblock den entscheidenden Schubs, mit dem er bis zum Ende der Rillen rollte.
    Dort, wo zuvor der Block gestanden hatte, befand eine schmale Öffnung, die rechts und links ebenfalls von diesen Führungsschienen eingefasst war. Sie war breit genug, um einen schlanken Menschen hindurchzulassen. Wir beugten uns vor, blickten hinunter und fanden eine sehr schmale, aber stabil wirkende Treppe aus ebenfalls schwarzweiß gesprenkeltem Granit.
    „Ich möchte annehmen, wir haben den Keller gefunden“, bemerkte Jason das Offensichtliche vortrefflich. „Soll ich vorangehen?“ Darian zog ihn mit sanfter Energie zurück und ließ gleichzeitig in seiner Hand einen kleinen Feuerball entstehen. „Ich gehe voraus, denn ich habe die Lampe dabei.“

Kapitel neunundvierzig
    Der abgestanden stickige Geruch war das Erste, was mir auffiel. Es miefte von unten herauf, als wäre tausend Jahre lang nicht mehr gelüftet worden. Allerdings war es sehr unwahrscheinlich, dass ein Leichnam ein Fenster öffnen konnte. Überhaupt kam mir bei dem Gedanken an eine Tote, dort unten im Keller leicht das Gruseln. Ich erwartete nicht, dass wie in einem schlechten Film plötzlich ein Zombie, mit grausig klingender Untermalung aus einem Sarkophag kletterte. So ein Unsinn. Trotzdem konnte ich den Schauer nicht verhindern, der mir eiskalt den Rücken hinablief.
    Während Darian vorsichtig die Stufen hinabstieg, blieben Jason und ich vor der Öffnung stehen und sahen ihm teils bang, teils gespannt hinterher. Nach wenigen Stufen verschwand er aus unserem Blickfeld, doch warf das Flackern der Flamme weiterhin seine Silhouette auf die Stufen.
    „Die Treppe führt um die Ecke“, hörten wir Darians Berichterstattung zu. „Die letzte Stufe ist etwas höher, also aufpassen, wenn ihr herunterkommt. Der Boden ist uneben und-“ er stockte, dann folgte ein verblüffter Ausruf: „Bei allen Heiligen! Das hätte ich nicht erwartet.“
    Hatte mich die Angst oder die pure Neugierde bewogen, ihm nachzulaufen? Ich konnte später nicht mehr sagen, was es war. Mit meinem blitzartigen Abstieg zumindest hatte Darian ebenfalls nicht gerechnet, denn ich prallte ihm Sekunden später in den Rücken. Und Jason einen Bruchteil später gegen meinen.
    Wissbegierig spähte ich über Darians Schulter hinweg, auf den Grund seines Ausrufes. Ich konnte mich ihm durchaus anschließen. Wir befanden uns in einem Raum, dessen Ausmaße beinahe denen des Raumes Uber uns entsprachen. Er war so hoch, dass Darian gerade noch in ihm stehen konnte, seine Haare jedoch bereits die Decke berührten. Die Wände waren geglättet und mit einer hellen Schicht bestrichen worden, die mich entfernt an Putz erinnerte. Sie fühlte sich ein wenig bröckelig und leicht kalkhaltig an. Der Anlass für diese Sorgfalt bildete den Mittelpunkt dieser kleinen Kammer.
    Nur wenige Schritte vor uns befand sich, auf einem flachen Podest ein offener Sarg aus massivem Granit. Es handelte sich auch hier um jenen schwarzweiß gesprenkelten Granit, der oberhalb den Eingang zu diesem Gewölbe verschlossen gehalten hatte. In dem Behältnis
    lag ausgestreckt und unter einem dünnen, inzwischen ein wenig rissig gewordenen Tuch deutlich erkennbar eine Person. Sie wirkte, als sei sie unangetastet. Hatten wir doch das Glück auf unserer Seite? Am Kopfende des Sarges saßen aufrecht vier mumifizierte Leichname auf einer langen Bank aus Granit, als würden sie ewige Totenwache halten. Am Fußende befand sich eine schmale Steintafel, auf der merkwürdige Inschriften eingemeißelt worden waren. Eine Keilschrift.
    So schlicht die Szene auch anmutete, so bedeutsam war ihr Zeugnis. Hier hatte sich jemand sehr viel Mühe gegeben. Die Abgeschiedenheit der Grabstätte lag so, dass sie nicht entdeckt werden konnte und sich doch nah genug an seinem Erbauer befand. Hinzu kam der schwere Granit, der nicht verrotten konnte und so für die Ewigkeit ausgelegt war.
    „Meinst du, das ist ihr Grab?“, flüsterte ich ehrfurchtsvoll, ertappte mich dabei und räusperte mich verlegen. Rein logisch betrachtet bestand dazu kein Grund und doch wollte das Gefühl der Behutsamkeit nicht weichen.
    „Das ist Elamisch, Faye. Bis ungefähr 350 vor Christus war die Sprache neben Altpersisch in dieser Region des Landes sehr verbreitet. Ich kann mich noch erinnern, dass sie ungefähr bis ins erste Jahrtausend nach Christi Geburt gesprochen, aber kaum mehr schriftlich verwendet wurde. Danach ging sie verloren. Umso mehr finde ich es interessant, dass sie hier

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