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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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auf einer Tafel aufkreuzt“, beantworte Darian meine erste, lautlos gestellte Frage und widmete sich nach einer kurzen Pause meiner zweiten: „Und ja, ich denke schon, dass es sich bei der verstorbenen Person um die gesuchte Wächterin handelt. Die Inschrift besagt, dass sie die Geliebte oder sogar Frau des hiesigen Priesters gewesen war und er habe sie hier bestattet, um ihr nach ihrem Tod weiterhin nahe sein zu können. Laut Inschrift ist sie an einer Krankheit gestorben und war zu dem Zeitpunkt noch eine recht junge Frau, sofern ich es richtig entziffern konnte. Ganz offenbar hat der Priester sie nach alten, ägyptischen Methoden mumifiziert, damit sie nicht verwest, denn normalerweise wurden Leichen damals verbrannt. Ich nehme zusätzlich an, dass die vier Totenwächter, dort auf der Bank jene Männer waren, die dieses Grab errichtet haben. Ihr Tod allein konnte das Geheimnis bewahren, denn hätten sie geredet, hätte das neben der Zerstörung dieses Grabmals auch den gewaltsamen Tod des Priesters nach sich gezogen. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich ebenfalls mögliche Zeugen beseitigt.“
    Dann trat er seitlich an den Sarg heran und winkte Jason zu sich. Während Darian die Flamme so hielt, dass sie den Inhalt des Sarges zwar beleuchtete, aber nicht in Brand setzen konnte, nahm Jason mit spitzen Fingern die Ecken des Tuches auf, um es mit aller gebotenen Umsicht langsam von der Leiche zu ziehen. Es erstaunte mich, dass es nicht augenblicklich zerbröckelte. Die Männer hingegen waren darüber kaum verwundert.
    „Leinen überdauert Jahrhunderte, sofern es trocken gelagert wird“, erklärte Jason mir im Flüsterton und ich nickte verstehend.
    Endlich hatte er den Kopf der Mumie bis hinab zu ihren Schultern befreit. Ich erkannte selbst nach vielen vergangenen Jahrhunderten noch die Sorgfalt, mit der ihr dunkles Haar liebevoll um ihr jetzt eingesunkenes Gesicht herum drapiert worden war. Einige Strähnen waren geflochten, andere lose über ihre Schultern gelegt. Zudem sah ich goldenen Schmuck an ihren Ohren aufblitzen und einen breiten, goldenen Reif an ihrem Hals. Opferbeigaben? Eigentlich sehr untypisch, wenn ich bedachte, was Darian über die üblichen Verbrennungen gesagt hatte. Doch was war an diesem Grab schon typisch? Ich tippte mehr auf einfachen Schmuck für eine geliebte Frau, um sie selbst nach ihrem Tod hübsch aussehen zu lassen.
    Zudem ließen die Überreste ihrer Kleidung mutmaßen, dass es prachtvolle Gewänder gewesen sein mussten. Ich bemerkte die verblassten Ränder von goldenen Bordüren und wertvolle Stickereien auf nun dünnem Stoff. Die Farben selbst konnte ich nicht mehr erkennen. Vielleicht ein dunkles Blau, oder Grün. Ich kannte mich in der damals vorherrschenden Mode nicht aus.
    „Sie muss eine wahre Schönheit gewesen sein“, murmelte Jason und schickte sich an, das Tuch weiter hinabzuziehen.
    Darian hingegen schüttelte bedächtig den Kopf. „Du irrst, wenn du meinst, dass nur bildschönen Frauen eine solche Behandlung zuteilwurde. Die innere Schönheit war schon immer entscheidend. Auch in der Antike.“ Dabei sah er mich mit einem Blick an, der mich sanft umhüllte und zugleich nachdenklich stimmte. Erfüllte ich beide Kriterien oder nur eine? Wenn letzteres, dann welche?
    Beide, formten seine Lippen lautlos und ich blickte beschämt fort. Er lachte leise.
    Jäh durchschnitt ein tiefes, unheimliches Grollen die Stille der Gruft. Ich fuhr zusammen und ging neben dem Sarg in Deckung. Jason ließ das Tuch fallen und blickte sich aufgeschreckt um. Zeitgleich ging bei Darian das Licht aus und mit einem Sprung überwand er den Sarg, um sich schützend vor mich zu stellen.
    Wir hörten Schritte und ich duckte mich noch tiefer ab. Hatte Khalid nun Anwärter ausgesandt, um das Missgeschick seiner vampirischen Vorhut wettzumachen?
    Da ächzte mein Mann leise und an seiner Haltung konnte ich erkennen, dass er entspannte. Kurz darauf flackerte in seiner Hand das Licht auf und er rief in Richtung der Treppe: „Wolltest du Hornochse uns vielleicht zu Tode erschrecken?“
    „Entschuldige“, erklang Alistairs Stimme. „Das blöde Kamel meinte seine Nase ins Loch stecken, und dann in den Keller grunzen zu müssen. War echt keine Absicht. Habt ihr was gefunden?“
    „Ist Kahina bei dir?“, beantworte Darian Alistairs Frage mit einer Gegenfrage.
    „Ja, ist sie“, kam eindeutig ihre Stimme zum Ertönen. „Soll ich runterkommen?“
    „Ich halte es durchaus für angebracht.

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