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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Immerhin liegt hier vermutlich eine deiner Ahnen“, gab mein Mann zurück. Sekunden später tauchte Kahina in der Grotte auf.
    Nun wurde es doch etwas eng und Jason bot an, seinen Platz zu räumen. Er ging die Stufen hinauf und Kahina nahm seine Stelle ein. Erst ein einziges Mal hatte ich diesen Gesichtsausdruck bei ihr gesehen. Es war, als sie annahm, dass Arya die Folgen des Angriffs nicht überleben würde. Nun wiesen der Blick ihrer Augen und ihre zusammengezogenen Brauen ein ähnlich betrübtes Bild aus.
    Behutsam berührte sie mit einem Finger die eingefallene Mumie und murmelte ein paar persische Worte, als wolle sie ihr auf diese Weise Lebwohl sagen. Dann umfasste sie mit ungeahnter Festigkeit das Tuch und zog es zurück. Kaum hatte sie das Leinen bis zum Unterbauch hinabgezogen, fluchte sie in ihrer Muttersprache kräftig los.
    Zunächst verstand ich Kahinas Ärger nicht. Dann aber sah ich, was sie meinte. Viele Jahrhunderte lang, musste die Mumie in ihrer Haltung verharrt haben, denn ihre Hände lagen auf ihrem Bauch und wirkten, als hielten sie die ganze Zeit über etwas umklammert. Ihre linke Hand hielt tatsächlich noch etwas zwischen den getrockneten, verkrümmten Fingern. Einen Dolch, ähnlich dem, den ich auch bei Kahina erblickt hatte. An seiner Spitze befand sich ein winziger Tropfen eingetrocknetes Blut. Es war zu frisch, um hunderte von Jahren alt zu sein. Die Finger ihrer rechten Hand jedoch waren leer.
    „Thalion“, knurrte Darian und riss das Leichentuch ganz herunter. Flugs durchsuchte er den Sarg und schüttelte dabei bedauernd den Kopf. „Er ist uns zuvorgekommen. Verdammt!“
    „Das passt trotzdem nicht. Er hätte mir den Hinweis nicht überbringen lassen, wenn der nicht zutreffen würde“, warf ich ein und beugte mich nun ebenfalls über den Leichnam.
    Mein Blick glitt genauer über die Hände der Frau und ich konnte ein Armband an ihrem rechten Handgelenk ausmachen. Nur noch mit Mühe ließen sich die aufwendig eingearbeiteten Muster erkennen, doch glichen diese den Mustern auf meinem sowie Kahinas Armband. Damit war auch der letzte Zweifel ausgeräumt.
    Hm, aber wie hatte Thalion die Schriftrolle entwenden können, ohne dass er dabei das Tuch bewegt hatte?
    „Wahrscheinlich wusste er genau, wo er suchen musste, hob es seitlich leicht an und entwendete die schmale Schriftrolle auf diese Weise. Pergament überdauert bei trockener Lagerung die Zeit“, beantwortete Darian abermals meine unausgesprochene Frage. Diesmal jedoch war ich ihm dankbar für sein Lauschen.
    Ich beugte mich ein wenig näher über die Hände und ließ vor meinem geistigen Auge den kompletten Ablauf entstehen. Vom vorsichtigen Anheben des Tuches, über das Vorantasten von Thalions Fingern, bis hin zum Finden der Schriftrolle. Ich spielte im Geiste das anschließenden Hervorziehen der Rolle durch, wobei er sich vermutlich an der scharfen Klinge verletzt hatte, sowie dem letzten Glätten des Leinens mit ausgestreckter Hand. Wann könnte er wo was genau versteckt haben?
    Während ich den Ablauf mehrfach durchging, fiel mir plötzlich eine Unebenheit am Gewand der Leiche auf. Eine winzig kleine nur, und doch so eklatant auffällig, dass ich mir das genauer ansehen musste. Ich lag beinahe auf der Mumie, als Darian mich abrupt zurückzog. „Ich möchte nicht, dass du hineinfällst, Schatz.“
    „Da ist eine Beule“, erklärte ich meine waghalsige Neugierde und Darian beäugte meine Entdeckung ebenfalls sehr eingehend. Dann streckte er eine Hand aus, fuhr unter das Material, direkt unterhalb ihrer verkrümmten Hände und fischte vorsichtig nach einem Gegenstand.
    Erwartungsvoll beobachtete ich jede seiner Bewegungen und hielt vor Spannung den Atem an, als er seine Hand sehr behutsam wieder hervorzog. Meine Augen wollten mir fast aus dem Kopf fallen, nachdem ich das wiedererkannt hatte, was er sorgfältig zwischen seinen Fingern balancierte.
    Mein Handy. Mein altes Handy. Das, welches Thalion entwendet hatte. Darauf bezog sich also sein Hinweis. Er hatte gewollt, dass wir es finden.
    „Das Display leuchtet und die Ladung weist zwei Striche auf. Thalion muss es aufgeladen haben, bevor er es hier deponierte, denn es ist halb voll“, murmelte Darian und klickte sich sogleich durch das Menü. „Du hast eine Sprachmeldung und vier Bilder in der Galerie. Was soll ich als Erstes öffnen?"
    „Bilder“, kam es einstimmig von Kahina und mir, wobei von oben die Antwort erklang: „Voicemail.“
    „Dann also die Bilder“,

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