Blut Licht
nebenbei meine Hand auf die des Soldaten und schickte ihm eine gedankliche Anweisung, die mir allerdings recht spontan in den Sinn schoss. Der Soldat zuckte kurz zusammen, denn offenbar hatte er statt meiner direkten Berührung die Pässe erwartet. Dann bekam er einen leicht glasigen Blick und wies seinen Kameraden an: „Ma donbaleh Jediha migardim. Ina nistan. Shoma mitoonin berin .“
Darians ungläubiger Blick flog mir zu. Ich erwiderte ihn voller Unschuld. Von der Rückbank aus, hörte ich Kahina leise kichern. Derweil trat der Soldat von meinem Fenster zurück und winkte uns energisch weiter. „Zudbashin berin digeh .“
Eindeutig der Befehl zum Weiterfahren. Zu gern kam Darian der Aufforderung nach. Behutsam fuhr er an und unter dem Schlagbaum hindurch. Die knapp zwanzig Meter bis zum irakischen Grenzposten fuhr er gesittet. Dann sorgte er dafür, dass wir ohne weitere Kontrolle passieren konnten. Wir schlängelten uns durch eine kleine Reihe von ankommenden Flüchtlingen und erreichten die freie Fahrbahn. Da fuhr mein Mann seitlich an den Rand, bremste hart, stob zu mir herum und erkundigte sich gedehnt: „Jedis, Faye? Wir sind nicht die Jedis, die sie suchen!?“
Spätestens jetzt platzte Kahina und auch mein Bruder begann wiehernd zu lachen. Jason hingegen wahrte die Fassung und mutmaßte mit dezent erheitertem Unterton: „Ich befürchte, es lag nahe, angesichts der Situation. Ich muss gestehen, dass auch mir gewisse Parallelen zu dem Film Star Wars aufifielen.“
Jason erntete einen verwirrten Blick. Dann wandte sich mein Mann wieder nach vom, legte den ersten Gang ein und fuhr kopfschüttelnd an. „Jedi. Ich glaub das jetzt nicht. Das ist... Ihr habt entschieden zuviel femgesehen.“
Die Antworten „Nö“, sowie „das glaube ich weniger“, als auch „du das so nicht sehen kannst, Schwager“ prallten wirkungslos an Darian ab.
Die letzte Stunde verlief schweigend und wurde nur hin und wieder von leisem Lachen aus dem hinteren Bereich des Fahrzeugs durchbrochen.
W ie den Spaniern ihre Siesta, so war auch den Orientalen ihre Mittagsruhe heilig. Die Teestuben in der Stadt, sofern sie noch standen und nicht in Trümmern lagen, waren bis auf den letzten Tisch mit Tee trinkenden und lautstark lamentierenden Männern gefüllt. Die Damen der Region hielten sich zurück und nur gelegentlich konnte ich zwei oder drei von ihnen die Straße hinabeilen sehen. Meist traten sie paarweise oder in kleinen Grüppchen auf.
Folglich war es auf Shekinahs Anwesen sehr ruhig, als wir endlich dort ankamen. Die Sonne brannte, die Ziegen schwiegen und keine Menschenseele war zu sehen. Dank einer Fehlzündung des Wagens zeigte sich jedoch Bewegung am Fenster. Der Wagen stand noch nicht ganz, da stürzte Kahinas Schwester schon aus dem Haus, rannte die Stufen herunter und auf uns zu. Ich brauchte den Türöffner nicht mehr zu betätigen, denn schwungvoll flog er mitsamt der dazugehörigen Tür, dank Sanaz’ ganzem Körpereinsatz aus dem rostigen Rahmen. Ich schenkte Darian einen bezeichnenden Blick, den dieser mit den Worten „Was denn? Hat doch bis hierher gehalten“ quittierte. Dann hatte ich bereits Sanaz im Arm, die mich mit einem Schwall unverständlicher Vokabeln überschüttete, während mein Mann seine Tür öffnete, indem er sie behutsam mit der Schulter aufdrückte. Fünf Stunden Fahrt in der Bruthitze hatten sie anscheinend verzogen.
Endlich kam Kahina mir zu Hilfe, nachdem auch sie das Gefährt verlassen hatte. Sie veranlasste ihre Schwester, mich aus ihren Fängen zu lassen und wandte sich dann erklärend an mich: „Sie hat erst vor zwei Tagen von Großmutter erfahren, dass du der eigentliche Grund für ihre Rettung bist.“ Sie hielt inne, lauschte dem aufgeregten Geschnatter ihrer Schwester, nickte kurz und übersetzte weiter: „Sie möchte dir dafür danken. Ich hoffe, du bist nicht böse, dass Sanaz so überschwänglich reagiert hat. Sie hat sich nur sehr darüber gefreut dich zu sehen und dir endlich danken zu können. Wenn du irgendeinen Wunsch hast, möchte sie sich dir gegenüber gern erkenntlich zeigen und ihn dir erfüllen, sofern das möglich ist.“
Sollte das mein absoluter Glücksmoment werden? Ich bekam leuchtende Augen und sah Kahina begeistert an. „Ja, ich hätte einen Wunsch. Eine Dusche. Dafür könnte ich glatt morden.“
„Dusche ist schlecht, aber wir haben ein großes Fass für die Wäsche. Würde das auch gehen?“
Alles würde gehen. Notfalls würde ich freiwillig ein
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