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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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meinen Laptop ein. Nachdem die Fotos auf meinem Laptop ein wenig nachbearbeitet und somit deutlicher sichtbar waren, ging das große Rätselraten los.
    Was war das für ein Sternbild, das sich dort auf dem Bild wie das Gekritzel eines Kleinkindes oder mit gichtgepeinigter Hand dahingezittert abzeichnete? Zumindest mich erinnerte es ein wenig an ein abstraktes Strichmännchen ohne Kopf.
    Shekinah brachte die Lösung. Vermutlich lag es an ihrem Alter oder daran, dass sie öfter unter freiem Himmel genächtigt und entsprechend oft die Sterne betrachtet hatte. Sie warf nur einen einzigen Blick darauf, tippte gegen den Bildschirm und meinte: „Perseus.“ „Natürlich.“ Darian sah aus, als wolle er sich gleich mit der flachen Hand vor die Stirn schlagen. Doch sogleich wurde er wieder geschäftig: „Kannst du deine Rolle dazu holen, Kahina? Und du suchst bitte die Datei mit den Bildern der römischen Rolle hervor, Schatz. Wir müssen sie miteinander vergleichen. Alistair, schau im hinteren Fach der Laptoptasche nach, da sollten die verbliebenen Seiten der Vampirbibel stecken, die Thalion nicht erwischt hat. Wenn ich mich nicht irre, sollte unter ihnen auch das Blatt mit dem Code stecken, mit dem wir die einzelnen Schriftrollen dechiffrieren können.“
    „Das ließe sich auch einfacher bewerkstelligen“, meinte Jason und wies Alistair an, einen mir unbekannten USB-Stick aus der Seitentasche der Laptoptasche zu nehmen. Diesen reichte er mir. „Ich war so frei, die Seiten zu scannen, als wir noch in London weilten. Der erwähnte Code müsste sich demnach unter den Dokumenten befinden.“ Während Darian Jasons Erklärung mit einem angedeuteten Nicken kommentarlos hinnahm, rutschte mir ein anerkennendes „Donnerwetter!“ heraus. Derweil nahm mein Mann mir den Stick ab und steckte ihn hinein. Die Dateien waren schnell geöffnet. Dennoch ließ Darian sich die Papiere übergeben und verglich sie zusätzlich.
    Kahina hatte unterdessen die Schriftrolle geholt und breitete sie auf dem Boden aus. Ich rief die Fotos auf und wir begannen sie miteinander zu vergleichen. Blöderweise konnten wir die Bilder nicht nebeneinander ausbreiten. Als Sanaz mit einem Blatt Papier und einem Stift erschien, hatte sich auch dieses Problem erledigt. Kurz darauf lagen das Original, mein umgeklappter Bildschirm mit der Abbildung in Originalgröße und ein gemaltes Bild in ungefährer Größe in der vermutlich richtigen Anordnung auf dem Boden.
    „Ich weiß, ich habe dieses Sternbild bestimmt schon an die tausend Mal betrachtet. Nur wo?“ Grübelnd kratzte sich mein Mann am Kinn, sah auf und begegnete Shekinahs Blick. Sie sagte etwas, das ebenfalls nachdenklich klang. Darian hingegen schien genau diese Bemerkung benötigt zu haben, denn sein Gemüt klarte schlagartig auf und er umarmte die alte Frau erschreckend überschwänglich. „Das ist es!“ Er pflanzte ihr einen schallenden Kuss auf die faltige Wange und begegnete ihrem bemüht erbosten Wortschwall mit einem entwaffnenden Lächeln, ehe er sie wieder losließ. „Jason, wo ist das Telefon?“
    Selbstredend wusste der Angesprochene, wo das Satellitentelefon hinterlegt worden war und brachte es meinem Mann. Zeitgleich erbat ich von ihm eine Erklärung: „Womit hat sie recht, Schatz?“ Während er eine lange Nummer eintippte, erhielt ich eine Antwort: „Shekinah bemerkte, dass sie das Sternbild ebenfalls kennt, aber nicht viel dazu sagen kann, denn sie wäre keine Astrologin. Niemand von uns ist in Astrologie sonderlich bewandert...“
    „Außer Ernestine“, ergänzte Alistair und zog eine Grimasse. „Als sie mit Dad in Boston war, beging ich mal den Fehler, ihr die Dachterrasse zu zeigen und sie etwas über die Sternbilder zu fragen. Ich erhielt einen kompletten Vortrag. Habt ihr gewusst, dass sie früher in einer Sternenwarte gejobbt hat?“
    „Ebenso wenig wie ich wusste, dass sie Mathe und Physik an der Uni unterrichtet hat“, entgegnete ich trocken und beobachtete meinen Mann, der nun mit dem Hörer am Ohr ungewohnt nervös im Raum auf und ab schritt. Seine Nervosität wirkte dermaßen ansteckend, dass wir in Schweigen verfielen. Keiner von uns wagte ihn anzusprechen. Allein unsere Blicke folgten ihm im gleichen Tempo wie seine Schritte der unermüdlichen Wanderung.
    Jäh hielt er inne.
    Wir hielten den Atem an.
    Er schnaufte genervt und setzte seine Wanderung fort, so wie wir unsere Atmung. Zwei Schritte weiter hielt er erneut an. Wir wagten abermals nicht zu atmen. Sein

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