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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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hatte denn eine solch lange Telefonnummer? Keine zwei Minuten später wusste ich es. Jason hatte eine Nummer in England angewählt, über die er anhand der letzten Ziffern ins Ausland weitergeleitet wurde, um nach einer weiteren Umleitung in der Militärbasis in Basrah zu landen. Dort fragte er sogleich im militärisch klingenden Befehlston nach einem Offizier Namens Jordan Roberts. Die beinahe nebensächlichen Erwähnungen des NATO-Hauptquatiers in Brüssel, sowohl seines eigenen Namens, nebst Dienstrang - wobei er das außer
    Dienst dezent unter den Tisch fallen ließ-wirkten überaus beschleunigend. Keine fünf Minuten später grinste er wie ein Schelm nach begangener Tat und sprach: „Jordan? Hier ist Jason. Entschuldige bitte den Überfall, aber wir benötigen nochmals deine Hilfe. Kannst du unbemerkt eine E-Mail mit Anhang für mich verschicken? Am
    besten noch gestern.... Ja, sehr dringend...In zwei Stunden in der
    kleinen Teestube neben dem Bazar?“ Sein Blick suchte Darian. Dieser nickte. „Okay. Wir werden da sein. ... Nein, wir sind zu zweit. Du hast meinen Boss bereits kennengelernt.... An wen dachtest du denn? Und wieso kommst du jetzt auf diese kleine Rothaarige?“ Jasons Augen wurden kugelrund, dann bekam seine Stimme eine empört belustigte Klangfarbe: „Bei ihr handelt es sich um seine Frau.... Ja, ich werde ihnen deine Entschuldigung ausrichten. Bis dann, in zwei Stunden, Jordan.“
    „Hm, ich nehme an, wir werden uns in Kürze aufmachen“, resümierte mein Mann und überging dabei, die indirekt übermittelte Entschuldigung für dieses mir schmeichelnde Kompliment. Jason blinzelte mir zu, derweil sah Alistair freudig in die Runde. „Hat noch jemand Interesse an einem kleinen Besuch auf einem orientalischen Bazar?“
    Ich zeigte mich interessiert, zumal es nach einer Verschnaufpause aussah und ein wenig Abwechslung meinem erhitzten Gemüt gerade recht kam. Dennoch war ich ein wenig zögerlich, denn zuvor musste eine wichtige Sache geklärt werden: „Muss ich dazu wieder diesen miefenden Tschador tragen?“
    Kahina lachte und legte mir tröstend einen Arm um die Hüften. „Du wirst nicht drum herum kommen, wenn du dich in die irakische Öffentlichkeit begibst. Aber zu deinem Trost werde ich dir einen sauberen und weniger kratzenden heraussuchen. Ich habe bestimmt noch einen übrig.“
    Na, wenigstens etwas.
    W eil Kahina sich gut auskannte, lotste sie Darian nahezu problemlos durch die Stadt. Lediglich ein, zwei Umwege mussten wir in Kauf nehmen, da die Straße wegen Schlaglöchern unbefahrbar war oder durch Trümmerteile versperrt wurde. Das komplette Ausmaß des Krieges war im Angesicht des Tages weitaus erschreckender als bei Nacht. Ausgebrannte Fahrzeuge säumten die Straßen. Zerstörte Häuser, trotz allem noch teilweise bewohnt, zogen sich wie ein eitriges
    Geschwür durch die gesamte Stadt. Mehrere Fahrzeuge der britischen Armee passierten unseren Wagen, ließen uns jedoch unbeachtet. Ihnen reichte wohl ein kurzer Blick, um unsere kleine Gruppe als ungefährlich einzustufen, ungeachtet des iranischen Nummernschildes. Oder sie nahmen es einfach nicht zur Kenntnis.
    Wir erreichten den genannten Bazar eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Termin. Darian fand einen etwas abgelegenen Parkplatz und stellte den klapprigen Wagen in einer Reihe weiterer Fahrzeuge ab. Derweil warf ich einen neugierigen Blick auf jene schmale Gasse, in der es wie in einem Ameisenhaufen vor Geschäftigkeit nur so wimmelte. Erstaunlich viele Menschen strömten hinein und wieder hinaus. Ich erblickte Händler, die vor ihren Ständen hockten und ihre, auf Handkarren ausgebreiteten Waren lautstark anpriesen. Auch hier hatten sich britische Soldaten in Uniform unter die Menge gemischt und erinnerten durch ihre Anwesenheit, jede Sekunde lang an die instabile Lage inmitten eines politisch und militärisch brodelnden Landes. Spätestens jetzt dürfte selbst dem letzten Menschen klar geworden sein, dass es so etwas wie Sicherheit nicht gab. Selbst durch militärische Präsenz nicht, denn Anschläge waren an der Tagesordnung. Insbesondere an Plätzen, die von vielen Menschen aufgesucht wurden. Mir war etwas mulmig zumute.
    Bazare, schon seit jeher stellten sie die eigentlichen Stützpfeiler der orientalischen Gesellschaft dar. Trotz der prekären politischen Lage des Landes - oder gerade genau deswegen - waren sie weiterhin inmitten der Stadt präsent. Sie waren nicht nur einfache Möglichkeiten zum Erwerb der

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