Blut Licht
Kopf ruckte hoch. Hatte er Anschluss? War er schließlich durchgekommen?
Er hatte. „Duncan, Gott sei Dank. Endlich.“ Zischend entwich uns die Luft. „Ihr seid doch schon zurück? Seit wann? ... Ah, seit einer knappen Stunde. Sehr praktisch ... Nein, wir benötigen noch eine Weile. Aber sag, ist deine Frau zu sprechen?“ Wir grinsten einander gelöst an und lauschten, weit weniger angespannt als Sekunden zuvor. „Nein. Was? ... Oh, bitte entschuldige. Ja, ich hätte euch informieren sollen, dass ihr Steven zuhause antrefft. Du hast durchaus recht, Ernestine. Ich gelobe Besserung... Nein, hier ist alles in Ordnung.“ Er hielt die Sprechmuschel zu und flüsterte: „Ich soll euch liebe Grüße bestellen.“
Wir riefen zeitgleich durcheinander. „Grüße zurück“, „Hallo Dad. Hallo Ernie“ und „Was macht die Kleine?“
Darian reagierte nicht auf unsere Zurufe und zog sich stattdessen ein wenig zurück. Wir vernahmen seine Stimme von der Terrasse nur, weil wir gedrängt im Türrahmen horchten.
„Ja, wir haben alles zusammen. Und genau hier liegt die eigentliche Aufgabe“, meinte er soeben und klang wieder mehr nach dem Mann, den ich kannte. Klar denkend, geschäftsmäßig und emotionslos. „Wir haben lediglich die Sternbilder und sehr vage Anhaltspunkte, von wo aus ... bitte?“ Er drehte sich zu uns um und warf uns einen langen Blick zu, während er aufmerksam Ernestines Worten zuhörte. Dann: „Das ist tatsächlich möglich, selbst wenn du lediglich drei Bilder zur Verfügung hast? Möglicherweise sind die nicht einmal sehr genau. ... Ja, habe ich.... Okay, das werde ich tun. Wie schnell glaubst du ... Doch so schnell?... Natürlich. Du kannst mich die nächsten Stunden jederzeit unter dieser Nummer erreichen. ...Aber gern. Ich werde es ausrichten. Ah, und Ernestine: Danke.“ Er lachte leise in den Hörer und legte auf. Dann blickte er abermals in unsere erwartungsvollen Mienen und klatschte voller Tatendrang in die Hände. „Ernestine meinte, sie kann anhand der Bilder und deren Eckdaten über ein entsprechendes Berechnungsprogramm ermitteln, aus welchem Jahr die Bilder stammen und in etwa, von wo aus sie angefertigt wurden. Dazu müssen wir ihr lediglich jeweils zwei gut auswertbare Bilder von jeder Schriftrolle zusenden. Zwei von jeder, wegen der möglichen Differenz in der Perspektive, sagte sie. Folglich benötigen wir einen Internetanschluss.“
„Jordan“, warf Jason knapp ein und erntete diesmal fragende Blicke. Er lächelte matt. „Ihr wisst doch, mein Patensohn ist hier in Basrah stationiert. Gebt mir die Bilder auf einem Stick mit, um den Rest kümmere ich mich.“
Oh, ja klar. Der junge Offizier, der uns am Flughafen eingesammelt hatte. Mit seiner Hilfe dürfte sich das derzeit berghohe Problem auf ein kieselsteingroßes reduzieren, denn das britische Militär besaß unter Garantie einen oder sogar mehrere Internetzugänge. Augenblick ...
„Darian“, warf ich ein. „Ich könnte doch mit den Federn „Nein“, unterbrach er mich harsch. „Das kommt derzeit nicht infrage. Ich möchte nicht mehr, dass du sie benutzt. Lilith hat ihren Schutz von ihnen genommen, und jedes Mal, wenn du sie nun aktivierst, erfährt Luzifer, was du damit vorhast. Er hat seit jeher seine Fahne in den Wind gehängt und schenkt demjenigen seine Gunst, von dem er den größtmöglichen Nutzen erwartet. Ich traue ihm nicht. Ich habe ihm nie wirklich getraut.“
Ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen. „Aber du warst doch einverstanden, dass er uns in die Oase bringt.“
Er nickte mit einem unterkühlten Lächeln. „Das war der Plan, Faye. Solange du etwas hast, das ihn interessiert, tanzt er nach deiner Pfeife. Er hat es erhalten. Was sollte ihm demnach weiterhin dir gegenüber verpflichten? Nichts, richtig?“
Ich konnte Darian nur fassungslos anstarren. Er hatte alles vorhergesehen? „Aber
„Kein Aber mehr, Faye. Es ist alles genau so geschehen, wie es geschehen sollte. Damit lass es gut sein. Solange wir uns jetzt auf gewissen Ebenen ruhig verhalten und ausschließlich die irdischen Quellen nutzen, bleiben wir unentdeckt. Von allen Seiten unentdeckt. Die Federn sind im Augenblick zu unsicher.“
Notgedrungen zeigte ich mich einverstanden. Dennoch schwor ich mir, das letzte Wort darüber noch nicht gesprochen zu haben. Ich hasste die Geheimniskrämerei.
Das Satellitentelefon wechselte indes seinen Besitzer und Jason tippte eine Nummer ein, die noch länger als die von Darian war. Wer
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