Blut Licht
Tauchbad im Brunnen nehmen. Nur raus aus den verstaubten kratzigen Klamotten, endlich einen sauberen Körper, gewaschenes Haar und Blümchendeo auf der Haut zu haben, erschien mir im Augenblick wie das Himmelreich.
Kahina übersetzte und Sanaz nickte. Dann eilte sie los und winkte mir gleichzeitig, ihr zu folgen. Nichts lieber als das. Kahina war vergessen, mein Mann bewusst verdrängt und jeder andere existierte momentan nicht weiter. Keine zehn Minuten später hockte ich jappend im Ziegenstall in einem alten Holzfass, das nach scharfer Seife roch, und ließ mir von Sanaz eimerweise eiskaltes Brunnenwasser über den Kopf kippen. Verdammt, war das frisch - aber verflucht herrlich.
Während ich mich intensiv abschrubbte, verschwand Sanaz für ein paar Minuten und kehrte mit frischer Kleidung und einem großen Tuch zurück. Ich trocknete mich ab, trug mein Deo auf und schlüpfte in die saubere Kleidung. Als wir gemeinsam die provisorische Wanne entleeren wollten, meldete sich mein Bruder zum Bad an. Mit panisch aufgerissenen Augen schoss Sanaz in genau dem Moment aus dem Stall, als seine Hose der Schwerkraft frönte und zu Boden sank.
„Geniert sie sich etwa?“, fragte er halbherzig, blickte ihr nach und kletterte dabei aus seinen Shorts.
„Sie ist noch Jungfrau, khar", erklang es von der Stalltür.
In Windeseile waren Alistairs Shorts wieder oben. Ich zog erstaunt die Brauen in die Höhe. Derweil schlenderte Kahina herein, blieb vor meinem Bruder stehen und kräuselte die Lippen. „Du genierst dich doch nicht etwa?“
„Ich lass euch mal allein“, trat ich den Rückzug an und schlenderte hinaus, wobei ich meinen Bruder unbeholfen stottern hörte: „Ich ... Ähm ... Nein ... So ein Quatsch ... Ich war nur überrascht.“
Na sicher doch. Ich hörte Kahina auflachen und zog erheitert die Tür hinter mir zu. Dann vernahm ich durch das Holz ein drohendes Knurren. Ein weiteres Lachen erklang, dann ein erschrecktes Keuchen, dem ein lautes Klatschen und ein schriller Aufschrei folgten.
Kichernd wandte ich mich von der Tür ab und sah meinen Mann mit besorgter Miene auf den Stall zueilen. „Faye, was ist-“
„Wegen Überfüllung geschlossen, Schatz“, hielt ich ihn mit ausgestreckten Armen auf und versuchte, ihn sanft von der Tür zurückzuschieben. Hoffnungslos. Schon mal versucht, den Eiffelturm zu verschieben?
„Aber...“ Er verharrte auf der Stelle und blickte über mich hinweg, durch die Ritzen im Holz. Dann schlich sich Verstehen auf sein Gesicht und seine Mundwinkel begannen zu zucken. „Ah, okay. Du hast vollkommen recht, Liebes. Wir sollten uns leise zurückziehen.“
Hand in Hand gingen wir zum Haus und erst auf der oberen Stufe fiel mir auf, dass mein Mann rasiert war. Obendrein trug er die saubere schwarze Cargohose und ein ebenfalls schwarzes T-Shirt.
In der Tür empfing uns Shekinah mit einem aufgewühlten Gesichtsausdruck. Ihre Augen irrten zum Stall und wieder zurück zu meinem Mann, wobei eine unausgesprochene Frage in ihren Blick trat. Darian sagte etwas zu ihr, das sie zunächst empört nach Luft schnappen ließ. Dann aber fasste sie sich, murmelte ein paar grimmige Worte und ging hölzern zurück in das Haus. Mein Mann verkniff sich das Grinsen nur leidlich und mein aufmunternd, in seine Rippengegend bohrender Ellenbogen sorgte für die fehlende Erklärung: „Shekinah zeigte sich ein wenig besorgt, weil dein Bruder und ihre Enkelin allein im Stall sind.“
„Ein wenig?“, echote ich.
Er zwinkerte mir vergnügt zu, ehe er hinzufügte: „Och, ich glaube nicht, dass sie wirklich schockiert ist, Faye. Sie ließ fallen, dass er, sollte er Kahina kompromittieren, zwischen der Ehre ihrer Enkelin oder seinem Herz auf einem Spieß wählen darf. Sie lässt uns außerdem wissen, dass das Essen bereitet wurde. Du hast doch Hunger?“ Aufgespießtes Herz in Verbindung mit der Frage nach Hunger? Eine zweifellos deliziöse Überleitung. Ich entschied, mir keine Gedanken um meinen Bruder und dessen Herzensangelegenheiten machen zu wollen, da mein Magen dermaßen laut knurrte, dass ich meine eigenen Überlegungen ohnehin kaum mehr gehört hätte.
Ja, ich hatte Hunger - und wie. Ich zog ihn hinter mir her in das Haus. Dort fanden wir Jason im Schneidersitz auf dem Boden vor. Er hatte sich ebenfalls umgekleidet und war frisch rasiert. Vor ihm lag, ausgebreitet eine bunte Decke, auf der allerhand Köstlichkeiten verteilt waren. Frisches Brot, eine Schale mit anregend duftendem Reis und einer
Weitere Kostenlose Bücher