Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
verhindern zu fragen. „Hochkonzentriertes Nervengift einer Kegelschnecke, Faye. Es ist sehr effizient“, antwortete Jason sachlich, als hätte ich nach dem Wetter gefragt.
    „Dann solltest du aufpassen, dass du dich an der Spitze deines kleinen Instruments nicht selbst schneidest“, murmelte Alistair und legte mir zeitgleich tröstend eine Hand auf das Knie. „Ich bin sicher, der Mann hat nicht gelitten.“
    Als wenn das jetzt noch eine Rolle spielte. Ich schwieg den Rest der Fahrt über, denn ich wusste weder was ich sagen noch wie ich mit der Situation umgehen sollte.

Kapitel zweiundfünfzig
    U nsere Ankunft lockte Sanaz aus dem Haus und sie wirkte, als hätte sie bereits auf uns gewartet. Sie stürmte mit wedelnden Armen auf den Wagen zu, noch bevor Darian ihn abgestellt hatte. In ihrem Schlepptau machte ich einen von Shekinahs großen Zwillingen aus, vermutlich den Lampenträger aus der Nacht unseres Eintreffens, der in nur einem Schritt Abstand hinter dem Mädchen hereilte.
    Sie umrundete den Wagen und blieb an Darians Seite stehen. Dabei sprach sie aufgeregt auf ihn ein. Er erwiderte ein paar Worte, öffnete die Tür und stieg aus. Derweil befreite ich mich aus meinem Stoffgefängnis. Wir hatten Shekinahs Haus erreicht, also durfte das ätzende Ding endlich runter.
    „Was sagt sie?“, fragte ich nebenbei an Kahina gewandt, die auf eine mir rätselhafte Weise in sich hinein lächelte. Was war passiert? „Ekelig“, gab Kahina erheitert zurück und fügte hinzu: „Ihre Aussprache ist grausam.“
    Bitte? Irritiert wanderte mein Blick zu Darian. Wollte Sanaz uns mitteilen, dass etwas Ekeliges im Haus auf uns wartete? Und warum fand ihre Schwester das amüsant? Da lenkte mich Jasons Geste ab, mit der er mir aus dem Fahrzeug helfen wollte.
    Mein Mann drückte die Tür zu und sah mich belustigt an. „Sie meinte nicht ekelig, Faye. Sie sagte erledigt. Laut ihrer Aussage hat vor wenigen Minuten ein Mann angerufen und nur dieses eine Wort gesagt: Erledigt.“
    Oh. Ich lächelte verlegen. Sicherlich eine Kurzmitteilung von Jordan. Offenbar war alles glatt gegangen. Ich nahm das Gewürzpäckchen, meinen Tschador und die Rüben an mich, Kahina das Paket mit dem Fleisch und mein Bruder spielte den Packesel, indem er den Reissack schulterte, die Bohnen unter den Arm klemmte und alles in das Haus trug. Auf der Terrasse nahm Darian mir mein Päckchen ab, übergab es an Sanaz und sagte etwas zu ihr. Sie nickte und verschwand. Darian hingegen nahm mich bei der Hand, und zog mich mit sanftem Nachdruck die Stufen wieder hinab und vom Haus fort. Widerstrebend folgte ich ihm.
    Neben einer Dattelpalme hielt er an, nahm mich fest in seine Arme und blickte ernst auf mich herab. Ich sah schweigend zu ihm hoch, nagte nervös an meiner Unterlippe und verbat mir doch jede weitere Frage, obwohl mir etliche davon die Zunge schier verbrannten.
    „Ich habe dir nichts von unserem Vorhaben gesagt, weil ich weiß, dass du Luzifers Telefon bei dir trägst, Faye. Wie viel er dadurch mitbekommt, kann ich nur mutmaßen, aber ich glaube, selbst wenn ich die Folgen als gering einstufen würde, wäre es noch zu viel“, eröffnete er mir auf seine unnachahmlich direkte Weise.
    Instinktiv fuhr meine Hand an meine rechte Seite. Ich griff ins Leere und musste trotz aller Ernsthaftigkeit leise lachen. Darians Brauen glitten fragend nach oben. Folglich erlaubte ich ihm eine Erklärung. „Als Kahina mir vorhin den Tschador gab, habe ich es auf dem Bett abgelegt. Es muss dort noch liegen, denn anscheinend habe ich vergessen, es wieder einzustecken. Du hast dir demnach umsonst Sorgen gemacht.“
    Er schob mich auf Armlänge von sich und musterte mich. „Du verteidigst ihn, obwohl du nicht die geringste Ahnung davon hast, wer er ist und was er vermag. Warum?“
    „Hast du mich nicht gelehrt, alles möglichst neutral zu betrachten, aus einer gewissen Distanz heraus und ohne persönliche Gefühle?“ Ich machte mich von ihm frei und trat einen weiteren Schritt zurück. „Du willst, dass ich nachdenke, das Für und Wider abwäge und frei entscheide. Genau das tue ich, Darian. Ich lasse mich nicht von vergeistigten Vorurteilen blenden, die irgendwann vor hunderten von Jahren, nach vorheriger Zensur, durch machtinteressierte Kleriker irgendwo niedergeschrieben und verbreitet wurden, damit die ungebildete Bevölkerung schön brav bei der Stange blieb. Dank eines Herrn Gutenberg um 1450 und etwas mehr als ein halbes Jahrhundert später, dank eines

Weitere Kostenlose Bücher