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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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jungen, rebellischen Augustinermönchs, der seine Thesen an ein Kirchenportal in Wittenberg hämmerte, fing das tumbe Volk endlich an, nachzudenken. Gott sei Dank, das wurde ja auch Zeit! Daher erlaube ich mir ein eigenes Urteil, und das geht nur, wenn ich demjenigen, den ich für mich beurteilen möchte, auch kennenIernen kann. Vorgefasste Meinungen und Manipulationen des Gedankenguts sind seit Menschengedenken schon der Tod vieler Unschuldiger gewesen. Verlange also nicht von mir, dass ich in diesem Strom mitschwimme.“
    Ganz offenbar hatte ich Darian amüsiert, denn sein Gesichtsausdruck ließ genau das erahnen. „Ich verstehe dein Ansinnen, Faye. Ich begrüße es sogar. Doch glaubst du nicht, dass ich aufgrund meines zarten Alters, vom Anbeginn der menschlichen Zeitrechnung, nicht ein klein wenig mehr Überblick haben könnte, was ein paar wenige, aber nicht unerheblich wichtige Zeitgenossen betrifft?“ Er sah mich einen Moment lang an, ehe er leicht ironisch hinzufugte: „Ah, was die geschichtliche Erwähnung in deinem Vortrag betrifft: Es hätte sie nicht bedurft. Ich war dabei.“
    „Was steht zwischen euch?“, überging ich seine letzte Bemerkung. „Was ist es, das dich seine Dienste einmal nutzen und sie kurz darauf wieder ablehnen lässt? Manöver dieser Art sind für einen Charakter wie deinen völlig untypisch. Ich kenne dich als gradlinigen Mann und nicht als einen, der wirre Haken schlägt. Mal ja, mal nein. Was sollen diese kindlich wirkenden Spielchen, die Frotzeleien und Andeutungen zwischen euch? Dient es lediglich der Verwirrung, oder steckt mehr dahinter?“
    Ich hatte wohl endlich einen Nerv getroffen, denn Darian seufzte. „Es ist kompliziert, Faye.“
    Argh. Mir war danach, ihn zu schütteln. Kompliziert war einer jener Ausdrücke, die gern gewählt wurden, wenn man mit der Wahrheit nicht rausrücken wollte. Das typische Todschlag-Argument. Aber nicht mit mir.
    Meine funkelnden Augen drückten das innere Brodeln in mir aus. „Blödsinn, Darian. Ihr benehmt euch wie Kleinkinder im Sandkasten. Erst die Förmchen teilen, dann sich gegenseitig mit Sand bewerfen. Daran ist nichts kompliziert. Es ist lediglich kindisch. Du hast jetzt die Chance, mich aufzuklären.“ Das einsetzende Klopfen meiner Fußspitze auf dem Boden unterstrich meinen Ärger geräuschvoll. Er lachte leise auf. Er lachte? Anscheinend nahm er mich nicht ernst und schenkte meiner Drohung kein Fünkchen an Glauben. Reiz mich nicht, Darian Knight. Mein Blick wurde drohend und mein Kampfgeist war erwacht. „Bist du nicht gewillt, mich aufzuklären, geliebter Gatte, werde ich Luzifer aufsuchen und die Wahrheit von ihm einfordern. Du kannst dich darauf verlassen, dass ich Mittel und Wege finden werde, um sie aus ihm herauszubekommen. Das schwör ich dir.“
    Seine Miene vereiste schlagartig. Mit einem einzigen Schritt hatte er die Distanz zwischen uns überbrückt und sein Gesicht kam mir bedrohlich nahe. Unsere Nasen berührten sich beinahe, während er warnend zischte: „Wärst du auch bereit, dich für seine Wahrheit an ihn zu verkaufen, Faye?“
    Ich wich nicht einen Millimeter zurück und funkelte ihn unnachgiebig an. „Mit Leib und Seele - wenn es sein muss, Darian. Eines habe ich von dir, auf einprägsame Weise gelernt: Wenn ich etwas erreichen will, muss ich notfalls über Leichen gehen.“
    „Das wagst du nicht“, knurrte er.
    „Das liegt ganz bei dir“, fauchte ich zurück.
    Eine Weile lang fochten wir ein stummes Blickduell aus. Ich fühlte deutlich, wie er seine geistigen Tentakel nach mir ausstreckte und mich in die Knie zu zwingen versuchte. Zornig setzte ich mich zur Wehr, fuhr jede Schutzmaßnahme hoch, die Thalion mich gelehrt hatte und verpasste Darian ebenfalls eine mentale Breitseite. Er zuckte kaum merklich zusammen und erhöhte seinen Druck auf mich. Doch ich wich und wankte nicht. Diesmal nicht.
    „Thalion hat dich verdammt gut ausgebildet“, meinte Darian zerknirscht und zog sich zurück. Der Druck ließ nach, als er den Blickkontakt abbrach. „Eine Spur zu gut.“
    „Er tat es auf deinen Wunsch hin“, erwiderte ich nicht minder erbittert.
    „Ich weiß.“ Mein Mann seufzte, ließ sich der Palme nieder und sah zu mir hoch. Dann klopfte er einladend neben sich, als sei nichts zuvor geschehen. „Setz dich bitte. Es macht keinen Sinn, wenn wir uns wegen eines gefallenen Engels die Köpfe einschlagen.“
    „Dann wirst du reden?“
    „Habe ich eine Wahl?“
    „Nein.“ Jetzt erst nahm ich im

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