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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Schneidersitz vor ihm Platz. Abermals entwich ihm ein schwerer Seufzer. „Nun gut, du bekommst die Wahrheit.“ Seine Hand fuhr gleichzeitig ermahnend in die Höhe. „Soweit ich sie dir gegenüber vertreten kann, Faye. Es gibt Dinge, über die ich weder sprechen kann noch will. Also bitte kein Nachfragen oder Bohren. Du wirst dich mit meinen Worten zufriedengeben müssen.“
    Erwartungsvoll sah ich ihn an. „Einverstanden.“
    Den gedankenverlorenen Blick nach innen gerichtet, begann er: „Ich kenne Luzifer noch aus einer Zeit, in der er rechtschaffen und geradlinig war. Wir dienten derselben Sache und standen einander nahe wie Brüder. Doch plötzlich begann er sich zu verändern. Ihm missfielen die auferlegten Strukturen und er fing an, die bestehende Ordnung infrage zu stellen. Zunächst nur im kleinen Kreis und unter Freunden, leise und hinter vorgehaltener Hand. Trotz unserer Warnungen wurde er alsbald lauter und verbreitete seine gefährlichen Ideologien auch an Orten, die unvorteilhaft hellhörig waren. Sie griffen wie ein
    Geschwür um sich und er gewann Mitstreiter. Du würdest ihn als einen Revoluzzer betiteln, und aus heutiger Sicht hast du damit sogar recht. Doch damals war das, was er tat, überaus riskant. Irgendwann ließ sich sein Tun nicht mehr verheimlichen.“ Darian hielt einen Moment lang inne und schien mit seinen Erinnerungen zu ringen. Ich hing weiter an seinen Lippen, harrte geduldig aus und biss mir zugleich auf meine, um nicht doch nachzubohren. Endlich fuhr er fort: „Luzifer musste einen hohen Preis bezahlen. Einige seiner Anhänger riss er mit sich ins Verderben. Ich versuchte damals zu retten, was zu retten war, denn ich verstand seine Beweggründe, selbst wenn ich sie nicht für richtig hielt. Vermutlich hätte ich mich von ihm lossagen sollen, wie das auch andere taten. Spätestens, als er mich mit in den Sog seines Verderbens zog und ich auf seine Weise zu denken begann. Ich geriet ebenfalls in den Fokus seiner Verfolger, konnte mich aber noch rechtzeitig daraus befreien. Trotzdem übernahm ich, unserer Freundschaft wegen seine Verteidigung. Was wir anfänglich nicht zu hoffen gewagt hatten, trat ein. Luzifers Todesurteil wurde in die Verbannung umgewandelt. Weil befurchtet wurde, seine Ideale hätten auf meine Loyalität abgefärbt, wurde ich in den Außendienst versetzt. Und das ist die ganze Geschichte, Faye.“
    „Du hast ihm den Arsch gerettet“, rutsche es mir heraus und Darian huschte ein Grinsen um die Mundwinkel. „Salopp umschrieben trifft das mitten ins Schwarze. Er hat die Rechnung nun beglichen, indem er dich aus den Händen der römischen Schlächter befreite. Wir sind quitt.“
    „Und warum traust du ihm nicht?“, hakte ich weiter nach, wohl wissend, deswegen jederzeit einen Tadel erhalten zu können.
    Mein Mann zeigte sich gnädig. „Er hat mich damals manipuliert. Er hat jeden manipuliert, der auch nur in seine Nähe kam. Du hast sein Charisma erlebt, Faye. Es fällt ihm leicht und er ist nicht umsonst als der Täuscher bekannt. Wer oder was ihm nützt, macht er sich zueigen. Ohne Rücksicht auf Verluste. So war er, und so wird er immer sein. Ich wage zu bezweifeln, dass er sich darin jemals ändern wird.“
    Und das sagte ein Mann, der sich ebenfalls hervorragend auf Manipulationen verstand? Innerlich mit dem Kopf schüttelnd, blieb ich äußerlich die Ruhe selbst. „Du hast dich geändert, Darian. Wenn dir das gelingt, gelingt es auch ihm. Denk an Steven. Er ist ein lebendiges Beispiel.“
    „Möglich“, räumte er ein, streckte seine Hand aus und berührte mit den Fingern sanft meine Wange. „Doch Luzifer hat dich nicht an seiner Seite. Wie du es ansteilst, weiß ich nicht, doch deine pure Anwesenheit reicht aus, um das Schlechte in mir zu verdrängen und nur das Beste in mir hervorzubringen. Ich habe gesehen, dass dir das auch bei anderen Geschöpfen gelingt. Selbst Rahid wurde in deiner Gegenwart handzahm.“ Seine Hand hatte mein Kinn umfasst und er zog mich näher, bis unsere Lippen sich berührten. Dabei sah er mir zärtlich in die Augen und wisperte gegen meinen Mund: „Was ist dein Geheimnis, Faye? Verrate es mir.“
    „Ich weiß es nicht“, entgegnete ich flüsternd und verschloss dann die Lippen, um seinen behutsamen Kuss zu empfangen.
    Er blieb nicht behutsam. Er wurde fordernd. Ebenso fordernd, wie seine Hände meine Taille umfassten, mich auf seinen Schoß zogen und wir kurz darauf ineinander verknotet am Boden landeten. „Nein.“

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