Blut Licht
und gab mir Lilianna zurück. Sie strich ihr noch einmal über die Haare und wandte sich dann um. In der Tür blieb sie kurz stehen und sah mich direkt an. „Die Wraiths sind fort, deine Sorge ihretwegen ist unbegründet.“ „Du hast sie vernichtet?“, hakte ich nach, obwohl ich die Antwort bereits ahnte.
„Nein, ich gab sie frei. Einen Wraith zu beschwören und ihn in seiner Raserei zu kontrollieren, ist für mich einfach. Mehrere gleichzeitig zu beschwören und zu kontrollieren, macht daher nicht unbedingt mehr Arbeit. Doch es wäre blanker Unsinn, sie nach getaner Arbeit zurück in die Untiefen zu werfen, da sie bei der nächsten Anrufung umso zorniger und vernichtender wären. Obendrein würden sie sich bei der nächsten Anrufung sofort gegen mich wenden und ihre Kontrolle wäre etwas aufwendiger. Warum sollte ich mich dieser Mühe aussetzen?“ Die Andeutung eines weiteren Lächelns huschte über ihr Gesicht. „Fair Play, Faye. Sie hatten ihre Freiheit verdient.“ Ich nickte verstehend. Ihre Erklärung klang einleuchtend - zumal ich selbst doch so unglaublich viel Erfahrung im Beschwören von diesen Biestern hatte. Dennoch ersparte ich mir die Frage danach, ob sie den Garten abermals mit diesen Monstern bevölkern wollte. Ich würde es früh genug erfahren. So sah ich ihr schweigend nach, während sie auf den Balkon hinaus ging und an die Brüstung trat, um kurz darauf vor meinen Augen wie von einem dichten, nächtlichen
Nebel verschluckt zu werden.
„Entschuldige.“ Darians Lippen berührten sanft meinen Nacken und schickten eine Gänsehaut über meinen Rücken. „Ich hatte nicht gewusst, was sie beabsichtigte, als sie mich im Garten darum bat, dich und Lilianna sehen zu dürfen.“
In seiner Umarmung gefangen, drehte ich mich zu ihm herum und nahm gleichzeitig die Finger meiner Tochter aus meinem Gesicht. Dabei blickte ich ihn verblüfft an. „Sie hat dich gebeten?“
„Ja. Verwundert dich das?“
Allerdings. Niemals hätte ich gedacht, dass Lilith um etwas bat. Insbesondere nicht um so etwas Profanes wie die Erlaubnis zu einem Besuch. Falls man es überhaupt als einen solchen betiteln durfte. Zudem hätte ich ihr diese Form von Höflichkeit nicht zugetraut. Selbstredend war ich daher verwundert. „Ich ging eher davon aus, dass sie fordert.“ Ich blinzelte und fügte dann trocken hinzu: „Unter den gegeben Umständen hätte ich ihr vielleicht etwas anbieten sollen. Der Höflichkeit halber.“
Er musterte mich argwöhnisch. „Und an wen hast du dabei gedacht?“ „Den rechten oder linken Arm?“
„Untersteh’ dich, sie zum Essen einzuladen, Weib.“ Sein Kuss erstickte meinen Protest. Die folgenden Worte besänftigten zusätzlich mein Gemüt: „Ich teile nicht. Niemals. Auch nicht mit ihr. Alles an dir gehört mir. Alles.“
Kapitel sieben
E twas weckte mich. Doch es war weniger ein Geräusch. Es war mehr eine absolute Stille, die lediglich vom leisen Knarren des Bettes sowie dem Geräusch meines eigenen Atems unterbrochen wurde. Ich blickte neben mich. Die Bettseite neben mir war mal wieder verlassen und kalt. Allein sein im Kissen nachhängender Geruch und die zerwühlte Decke zeugten davon, dass Darian vor einer Weile noch neben mir gelegen hatte.
Verschlafen drehte ich mich um und sah zum Kinderbett hinüber. Nachdem ich mich aufgerichtet hatte, fand ich es ebenfalls leer vor. Meine mütterlichen Sinne blieben trotz dieser Entdeckung ruhig und signalisierten, dass alles in Ordnung war. Ich wusste instinktiv, dass Darian unsere Kleine bei sich hatte.
Ich warf die Decke zurück und stand auf. Die Dusche brachte meine Lebensgeister in Wallung und die Zahnbürste meine Zähne auf Hochglanz. Mein Haar tropfte noch, als ich mein altes ausgeleiertes, aber verflixt bequemes, rosa Snoopy T-Shirt überwarf, in einen Slip und die graue Jogginghose schlüpfte. Auf Socken verzichtete ich und verließ barfuß das Schlafzimmer. Während ich den Flur entlang eilte, vernahm ich gedämpfte Laute aus dem Foyer. Kurz darauf erreichte ich die Treppe, blickte hinunter und blieb wie angewurzelt stehen.
Mit Lilianna auf dem Arm stand Darian nur mit einer Jeans bekleidet mitten im Foyer und wies zwei kräftige Männer an, einen antiken, massiven Schrank vorsichtig aus dem Haus zu transportieren. Das Möbel wankte gefährlich, als sie es durch die Tür und anschließend die Stufen hinunter schleppten.
Erstaunt lief ich die Treppe hinab und erkannte vor dem Haus einen großen Lkw, dessen Ladefläche
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