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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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die Silhouette meines Mannes und atmete erleichtert durch. Er schien zu wissen, dass ich ihn beobachtete, denn er sah in meine Richtung und winkte mir zu. Ich trat näher an das Fenster und erwiderte seinen Gruß. Auch Lilianna hatte ihren Vater entdeckt und krähte „Dada“, wobei sie ihre Freude mit einem Ruck an meinem Zopf unterstrich.
    Darian winkte abermals und fuhr dann herum. Unvermittelt spürte ich ein leichtes Vibrieren, das eindeutig aus Richtung des Gartens kam. Es wurde intensiver, unangenehmer. Instinktiv griff ich nach der Klinke, als Darian mich ermahnte, zu bleiben, wo ich war. Das Vibrieren endete so abrupt, wie es begonnen hatte.
    Auf einmal war sie da. Wie aus dem Nichts stand sie neben meinem Mann. Die weiße Strähne hob sich deutlich von ihrem nachtschwarzen Haar ab, das ihr blasses, fein gemeißeltes und unbewegt wirkendes Gesicht umfasste wie ein Rahmen ein Gemälde. Ihre schlanke Gestalt steckte in einem Gewand, das aus dieser Entfernung wie ein bodenlanger Ledermantel wirkte. Sie hob eine Hand und schien Darian zu berühren.
    Obwohl mein Herz angstvolle, unrhythmische Schläge von sich gab und alles in mir danach schrie, Darian beistehen zu wollen, bewahrte ich Ruhe. Eine aufgesetzte Ruhe, die angesichts der Reaktion meiner Tochter irgendwie unnötig erschien. Denn sie begann aufgeregt zu zappeln, lachte und wies fortwährend zum Garten. „Dada.“
    Was wusste sie, dass mir verborgen blieb? Ich entschied, den Instinkten meiner Tochter mehr als meinen anerzogenen und auferlegten Ängsten zu vertrauen. Dennoch kam ich nicht umhin, die Geschehnisse mit einer guten Portion Argwohn zu beobachten. Unterdessen hatte Darian die Hand Liliths ergriffen und es wirkte, als wolle er sie küssen. Ich kniff die Augen zu und riss sie wieder auf. Tatsächlich! Er küsste sie. Allerdings weniger die Hand und mehr ihre Wange. Es war doch die Wange? Schlagartig stand ich kerzengerade und mein Blick wurde lauernd. Zeitgleich stieg eine gallig schmeckende Eifersucht meine Kehle empor. Was ging hier vor?
    Ich sah sie lachend den Kopf zurückwerfen, wobei ihr offenes Haar wie ein lichter Schleier fließend der Bewegung folgte. Meine Zähne gaben einen knirschenden Laut von sich. Wenn ich die Augen noch argwöhnischer verschmälern würde, könnte ich gleich nichts mehr erkennen. Doch irgendwie wollten mein Instinkt und die dadurch brodelnde Eifersucht so gar nicht meiner Logik folgen. Trotzdem schaffte ich es, meine Hand soweit unter Kontrolle zu halten, dass ich nicht gleich die Tür aufriss und hinausstürmte. Zumal in diesem Augenblick mehrere, wie giftgrüner Qualm wirkende Wirbel um die Beiden herum erschienen, aus denen knöcherne Klauen zornig nach ihnen schlugen.
    Mir entwich ein schockierter Laut, als eine dieser Klauen Darian erwischte und seinen Hemdsärmel in Fetzen riss. Da aber hob Lilith beide Arme und stieß einen verzerrt klingenden Ton aus. Schlagartig erstarrten die Bewegungen der Klauen. Der giftgrüne Rauch begann sich erneut zu drehen, zu meiner Verwunderung jedoch in die andere Richtung. Dabei wurde er heller und heller, bis weißer Rauch aufstieg, der sich rasant verflüchtigte. Dann schien irgendetwas Durchsichtiges auf den Boden zu sinken. Ein gedämpftes, glockenhelles Klirren erklang und plötzlich erblickte ich mehrere Lichtpunkte, die wie winzige Irrlichter zunächst Darian und Lilith umschwirrten und schließlich dem Himmel entgegen flogen. Ich verfolgte ihre Flugbahn, bis ich sie nicht mehr ausmachen konnte.
    Mein Blick glitt zurück zum Garten und ich erschrak fast zu Tode. Direkt vor mir, nur durch eine dünne Glasscheibe getrennt, stand Lilith auf dem Balkon. Ihr porzellanartiges Gesicht zeigte keinerlei Regung, doch waren ihre dunklen Augen unentwegt auf meine Tochter gerichtet. Instinktiv legte ich den zweiten Arm schützend um sie. Sogleich vernahm ich durch das Glas ein missbilligendes Zischen. Demonstrativ trat ich ein paar Schritte zurück. Sofort spürte ich eine Macht von ihr ausgehen, der ich mich nur unter Aufbietung meiner kompletten Willenskraft entziehen konnte.
    Öffne die Tür , dröhnte es da mit ungeahnter Wucht durch meinen Kopf, dass ich befürchtete, er würde gleich platzen. Dennoch gelangen mir zwei weitere Schritte rückwärts. Weg vom Fenster!
    Dann aber schien es mich schier erdrücken zu wollen. Nur mit Mühe blieb ich auf den Beinen, musste mich jedoch unter dem enormen Druck abducken, der mich wie ein Felsmassiv niederzudrücken versuchte. Den

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