Blut Licht
erneut ein Lächeln auf. „Kaffee, Eileen. Bitte.“
Da ich weiterhin die Tasse wie ein Faustpfand umklammerte, entnahm sie dem Schrank eine neue und wandte sich der Kaffeemaschine zu. „Diesmal vielleicht mit etwas Milch.“
„Viel Milch, Eileen“, brummte mein Vater im Hintergrund. „Sicher ist sicher.“
Entsprechend blass wirkte die milchige Flüssigkeit, als sie Darian die Tasse reichte. Er sah interessiert hinein, schwenkte das Gefäß und setzte es schließlich an die Lippen. Bedächtig probierte er das Gebräu, verzog angewidert die Nase und kippte es in das Spülbecken. „Es schmeckt ranzig.“
Eileen fühlte sich nun genötigt, an der Milch zu riechen. „Sie ist gut. Daran kann es nicht liegen.“
„Sie ist behandelt. Möglicherweise wirkt sich genau das auf deine übersensiblen Geschmacksnerven aus, Darian. Der Probe halber könntest du bei der nächsten Gelegenheit einer Kuh in das Euter beißen, dann findest du es garantiert heraus.“
„Dad!“
Er sah mich Unschuld heuchelnd an. „Was denn? Es ist doch nur ein Vorschlag.“
Bevor ich mich dazu äußern konnte, wie unsinnig ich Dads Vorschlag hielt, flog die Küchentür erneut auf und Steven steckte seinen Kopf herein. „Morgen zusammen. Ich bräuchte mal zwei starke Kaffee.“
Sämtliche Köpfe flogen herum und ungläubige Blicke hefteten sich an ihn. Der ins Visier Genommene zuckte leicht zusammen. „Habe ich etwas Falsches gesagt?“
„Du nicht auch noch“, murmelte mein Vater daraufhin. „Wird das jetzt zu einem Trend?“
Steven schenkte ihm einen verwirrten Blick. „Hä? Was meinst du?“ „Ein doppelter Kaffee zum Wachwerden“, warf ich erklärend ein. „Was? Ach nein. Ich doch nicht.“ Er winkte ab und betrat den schattigen Bereich des Raumes. „Jason hat mich im Foyer abgefangen und bat mich, den beiden möbelschleppenden Häppchen da draußen je einen Kaffee zu besorgen. Ist noch welcher da?“
„Sobald ich frischen aufgesetzt habe“, entgegnete Eileen und befüllte die Maschine mit Wasser. „Ich bringe ihn raus, wenn er fertig ist.“ „Okay. Ich sag’s dem alten Knaben.“
„Das werde ich tun. Ich möchte mich ohnehin anziehen.“ Darian schob sich an Steven vorbei aus der Küche, woraufhin dieser achselzuckend eintrat. „Auch gut, dann kann ich wenigstens frühstücken.“ „Du übernimmst Lilianna kurz, Dad?“
Nachdem mein Vater seine Zustimmung genickt hatte, eilte ich meinem Mann hinterher. Oberhalb der Stufen hatte ich ihn eingeholt. „Können wir miteinander reden?“
Ungeachtet meiner Bitte eilte er weiter, wies mich jedoch an, ihm zu folgen. „Sicher, solange es sich nicht um meinen unerwarteten Kaffeekonsum oder Liliths nächtlichen Auftritt handelt.“
Vor der Tür zu unserem Zimmer blieb er stehen, öffnete sie und ließ mich voran eintreten. Ich beobachtete ihn, wie er ein Hemd aus dem Schrank nahm und es überstreifte. Weiterhin wartete ich stumm, bis
er die Knöpfe geschlossen und die Ärmel aufgekrempelt hatte. Obwohl ich wusste, dass mir trotz dieser Tätigkeiten seine Aufmerksamkeit gewiss war, entschied ich mich zu warten, bis er mich zusätzlich ansah. Das tat er nach kaum mehr drei Minuten, und zwar überaus intensiv. Stechender Blick, gerunzelte Stirn, hochgezogene Braue und zudem eine zuckende Wangenmuskulatur. Alles Anzeichen eines nahenden Gewitters. Er ahnte voraus, was ich besprechen wollte. Sehr gut, ich hatte einen verflixt guten Regenmantel dabei.
„Was ist mit dir los?“, eröffnete ich ohne Umschweife die erste Runde.
„Erkläre mir, was du mit Lossein meinst“, schlug er den Ball mühelos ins Aus.
Ich schnaufte. Auch damit hatte ich gerechnet - dass er ausweichen würde. Ich musste demnach direkter werden. „Du benimmst dich momentan auffallend, Darian. Sehr auffallend. Daraus schließe ich, dass etwas nicht stimmt. Also, was ist es?“
„Auffallend? Inwiefern?“
Inzwischen hatte ich mich in Bewegung gesetzt und versuchte auf diese Weise meine Nervosität in den Griff zu bekommen, von der ich wusste, dass er sie nicht nur sehen, sondern auch riechen konnte. Obendrein war mir klar, dass ich mich mit jedem weiteren Wort mehr auf dünnes Eis begab. Ich konnte Darian nicht mehr einschätzen. Eigentlich hatte ich es nie wirklich gekonnt. Doch in den letzten Stunden war mir überaus deutlich klar geworden, dass ich von meinem Ehemann und dem Vater meines Kindes rein gar nichts wusste. Das Geschehen gestern Nacht und das vorhin in der Küche hatten allenfalls
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