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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Es gab so viel, woran ich mich erinnern wollte, und das mir gleichzeitig eröffnete, wie wenig Zeit wir doch tatsächlich miteinander gehabt hatten.
    Dann aber brachen die schönen Erinnerungen ab und meine Gedanken schwenkten in eine Richtung, die ich gern verdrängt hätte, die aber immer und überall präsent war. Julies unheilvolle Liebe und die daraus resultierten Folgen. Folgen, die nicht nur sie, sondern auch mich und beinahe meine komplette Familie mit in den Abgrund gerissen hatten. Ich weiß nicht, wo ich heute stände, wäre Darian nicht aufgetaucht. Vermutlich hätte mich das gleiche Schicksal wie das meiner Schwester ereilt. Der Gedanke daran war gruselig. Ein kalter Schauer überzog meine Haut. Instinktiv schüttelte ich mich. Zugleich überkam mich das Gefühl, genug Zeit in der Vergangenheit verbracht zu haben. Zumindest für heute.
    Langsam erhob ich mich und klopfte den Schmutz von meiner Hose. Weil ich seit jeher Schnittblumen auf Gräbern für unsinnig erachtete, malte ich direkt vor dem Grabstein ein kleines Herz in die Erde. Dann warf ich einen Kuss in die Luft und verließ diesmal mit energischen Schritten den Friedhof.
    Vom Friedhof aus war es nicht mehr weit bis in die City von London. Der Verkehr war wie immer ein wenig zäh, doch ich kam gut voran. An einer Ampel fiel mir der Rover mit den getönten Scheiben auf, doch als er nach rechts abbog, war mir klar, dass ich dieser weiteren Begegnung zu viel Bedeutung beimaß.
    Gut zwanzig Minuten später stellte ich den Wagen im Parkdeck des Harrods ab und begab mich auf einen ausgedehnten Spaziergang durch die diversen Abteilungen des Kaufhauses. Es fühlte sich merkwürdig an, die Designerabteilungen zum ersten Mal nach vielen Monaten ohne Julie zu betreten. Ihre Kommentare, ihre Begeisterung und Ausrufe bei dem Anblick eines besonderen Exemplars an Schuhen oder Bekleidung fehlten mir. Früher hatte ich solche Läden nur aus Notwehr besucht, stets in Begleitung meiner Schwester. Ihre Abwesenheit machte sich heute besonders schmerzhaft bemerkbar.
    Ich verharrte einen Augenblick auf der Höhe einer Ankleidepuppe mit einem schwarzen Kleid eines Edeldesigners. Dann wandte ich mich um und begab mich in das Erdgeschoss, wo ich neben Herrenausstattern, einige Restaurants und Anbieter allerlei kulinarischer Leckerbissen vorfand. Vermutlich werde ich nie verstehen, was an schwarzen Fischeiern aus dem Stör oder glibberigen, mit Zitrone beträufelten Schalentieren so schmackhaft sein soll.
    Eine Weile stöberte ich herum. Dann beschloss ich, bei einem Anbieter von Sportbekleidung, nach neuen Laufschuhen zu suchen. Nachdem ich ein geeignetes Paar gefunden hatte, suchte ich eine, im gleichen Stockwerk befindliche Cafeteria auf und gönnte mir einen großen Latte macchiato mit Schokostreuseln.
    Während ich mit dem langstieligen Löffel im Glas rührte, grübelte ich über weitere Möglichkeiten zur sinnvollen Geldverschwendung nach. Es mutete merkwürdig an, schien jedoch zu einer dieser beständigen Philosophien meines Lebens zu gehören: Ging ich nahezu pleite in die Stadt, fand ich tausend Dinge, die ich gern gekauft hätte. Hatte ich jedoch Geld dabei, fand ich meistens nichts. Anscheinend wollte sich diese Erkenntnis heute wieder bestätigen. Oder lag es an meiner angeborenen Sparsamkeit, dass ich mir selbst nichts Unnützes gönnen wollte? Eigentlich Blödsinn.
    Ich trank das Milch-Espresso-Gemisch aus und erhob mich. Die Tüte mit den Schuhen klemmte ich unter den Arm und schlenderte noch einmal durch die fünf Geschosse des Hauses. In der Kinderabteilung erstand ich ein schlichtes Jeanskleidchen mit passenden Schuhen für Lilianna. Dann kehrte ich gelangweilt zum Wagen zurück. Ich blieb verwundert stehen, als neben dem Austin ausgerechnet jener Rover stand, der mir jetzt zum dritten Mal den Weg kreuzte. Das war auch für mich zu viel an Zufällen. Daher steuerte ich den Wagen direkt an. Da schwang dessen Tür auf und ein junger, im elegant dunkelblauen Anzug gekleideter Mann stieg aus.
    „Bitte entschuldigen Sie, Miss. Ich möchte nicht, dass Sie glauben, ich würde Sie verfolgen, aber als ich vorhin Ihren Wagen sah, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen. Ist das nicht ein 1959 Austin Healey 3000 Mkl BN7?“ Er kam näher, blieb stehen und fuhr sich dabei linkisch über sein kurzes, dunkelblondes Haar. Dann versah er mich mit einem verschmitzen Lächeln. „Verzeihung, Miss. Mein Name ist Brian Withman.“
    „Faye McNamara Knight“, stellte

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