Blut Licht
ich mich selbst vor, schüttelte seine dargebotene Hand und nickte. „Ja, Sie haben recht, es ist genau dieser Wagen.“
„Ich wusste es.“ Wie ein begeistertes Kind trat er an Darians Augapfel heran und stierte hinein. „Mein Gott. Jedes Detail originalgetreu. Ich liebe solche Wagen.“
Ich ließ ihn eine Weile in Verzückung schwelgen, dann aber mahnte ich zum Aufbruch.
„Natürlich. Es tut mir leid, ich bin untröstlich.“ Er öffnete mir zuvorkommend die Wagentür und trat vom Austin zurück. Nachdem ich eingestiegen war, langte er in seine Sakkotasche und zog eine kleine Karte hervor. „Falls Sie den Wagen eines Tages veräußern wollen-“
„Was sicher nicht geschehen wird, denn der Wagen ist unverkäuflich“, unterbrach ich ihn lächelnd, nahm trotzdem die Karte entgegen und legte sie in das Fach. Dann startete ich den Wagen.
„Falls aber doch, dann haben Sie meine Karte“, rief er mir über das Motorengeräusch zu und winkte mir nach, als ich hinausfuhr.
Kopfschüttelnd blickte ich den Rückspiegel und beobachtete meinen Verfolger. Ich sah ihn nicht mehr, dafür aber etwas anderes. Meine nicht vorhandene Frisur war durch den Fahrtwind in die optische Mutation eines umgekippten Vogelnests verwandelt worden. Folglich nahm ich mir, zur weiteren Reduzierung Darians freundlicher Spende, den Besuch eines Hairstylisten vor. Die telefonische Anfrage mit der nebenbei geäußerten Erwähnung von Darians Namen brachte mir einen zeitnahen Termin bei Atherton Cox in der New Cavendish Street ein. Ich erhielt sogar einen geschützten Stellplatz für den Austin. Schick.
Empfangen wurde ich von einer jungen, perfekt gestylten Blondine, die mir durch ihre bloße Anwesenheit die Unzulänglichkeit meines Aussehens deutlich vor Augen führte. Dennoch gelang es mir, erhobenen Hauptes den von dezenter Musik durchfluteten, modern ausgestatteten Empfangsbereich zu durchqueren. Ich tat sowohl meinen Wunsch nach einer French Maniküre sowie einer Behandlung meiner Haarpracht kund. Umgehend landete ich fernab vom Eingang auf einem Stuhl vor einem großen Spiegel.
„Simon wird gleich für Sie da sein, Mrs. Knight. Bitte haben Sie einen Augenblick Geduld. Darf ich Ihnen in der Zwischenzeit etwas anbieten? Einen Kaffee? Tee? Wasser?“
„Kaffee. Schwarz, ohne Zucker“, nickte ich dem Mädchen im Spiegel zu und griff zugleich nach einem Modejournal.
Sie verschwand und wechselte ihren Platz mit einer schlanken Brünetten mit sanften Augen, die sich mir als Kim vorstellte und sich in wenigen Minuten um meine Fingernägel kümmern wollte. Auch sie eilte wieder hinfort, jedoch nur um der, den Kaffee servierenden Blondine Platz zu machen. Sie wurde von einem kurzhaarigen Mittdreißiger begleitet, der mir im Spiegel fröhlich entgegen lächelte.
„Bitte nennen Sie mich Simon, Mrs. Knight. Es freut mich außerordentlich, Sie endlich persönlich kennenIernen zu dürfen. Ich habe einiges über Sie und Ihren Mann gelesen. Schön, dass Sie zu uns gefunden haben. Was kann ich denn für Sie tun, Mrs. Knight?“
Ich wusste, dass unser Name ab und an nach einigen Spendenaufrufen für Krankenhäuser, diversen Stiftungen und gemeinnützigen Einrichtungen in einigen Gazetten aufgetaucht war und Darian öfter in Wirtschaftsteilen einiger Zeitungen erwähnt wurde. Allerdings hatte ich kaum erwogen, dass wir Gegenstand von Gesprächen werden konnten. Offenbar hatte ich die Macht der Presse leicht unterschätzt. Souverän lächelnd ergriff ich Simons dargebotene Hand. „Faye reicht vollkommen, Simon. Es freut mich, dass ich so schnell einen Termin bekommen konnte. Mein Haar benötigt heute ein wenig mehr Zuwendung, als ich ihm selbst geben kann.“
Simons Händedruck war warm und kraftvoll, sein anschließender Griff in meine Haare sanft aber bestimmend. Sein Gesichtsausdruck anhand der Überprüfung meines Haares wechselte von freundlicher Begrüßung zu entgleister Bestürzung.
Wenngleich meine Ahnung sich nun bestätigt fand, war mir unwohl zumute. Ich probierte ein schwaches Lächeln. „Offene Cabrios sind Gift für die Haare, ich weiß. Bekommen Sie das wieder hin?“
Sein Lachen wirkte mehr professionell als aufrichtig. „Wir bekommen in der Regel alles wieder hin, Mrs ... Faye. Es hängt allein vom Aufwand an Zeit und Material ab.“
Ich atmete tief durch und musterte ihn im Spiegel. „Und jetzt bitte Ihre ehrliche Meinung, Simon.“
Unsere Blicke begegneten sich und er seufzte. „Sie haben sehr schönes und festes
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