Blut Licht
kichern.
Meinem Bruder entfleuchte ein Glucksen, dann hielt er inne und warf Darian einen langen Blick zu. „Was bedeutet khar?‘
„Das ist Persisch und bedeutet Dummkopf, lautete die knappe Antwort, woraufhin sich diesmal das Augenspiel meines Bruders verfinsterte. Aus Kahinas Kichern erwuchs ein lautes Lachen, was Alistair wahre Sturmwolken auf die Stirn trieb. „Wirklich sehr witzig, du kleine persische amadan .”
„Falls du fragen willst, was das nun bedeutet“, wandte ich mich sogleich hilfreich an Kahina, deren Blick ebenso fragend wurde wie zuvor der meines Bruders. „Es ist Gälisch und hat die gleiche Bedeutung wie dein davor genutzter Ausdruck.“
Sie nickte grinsend. „Ah, dann sind wir jetzt das, was man quitt nennt.“
„Würde ich so sehen“, gab Alistair großmütig zurück und reichte ihr seine Hand. Sie schlug ein und beide blitzten einander schelmisch an.
„Ich dachte immer, du sprichst Arabisch“, wandte ich nun ein und wich beinahe einen Schritt zurück, als sie mich giftig anfunkelte. „Ich kann Arabisch, ja. Zwangsläufig, denn ich bin als Iranerin im Irak aufgewachsen. Aber das bedeutet nicht, dass ich diese Sprache auch freiwillig sprechen muss. Ebenso spreche ich Aramäisch, weil ich es alter Schriften wegen gelernt habe und einige unserer Wächter aus den Gebieten stammen, in denen die Sprache beheimatet ist. Weitere Sprachen sind Englisch, wie du unschwer bemerkt haben dürftest, fließend Französisch und etwas Spanisch. Doch meine tatsächliche Muttersprache ist Persisch, alles andere ist Tarnung.“ Den letzten Satz hatte sie mit jenem schweren Akzent ausgesprochen, den ich schon einmal in den Staaten bei ihr vernommen hatte.
Ich war baff erstaunt. Soviel zur Tarnung.
Da zog sie die Brauen hoch und fügte ein wenig schnippisch und wieder völlig akzentfrei hinzu: „War das nun alles, oder hast du weitere Fragen in Bezug auf meine Sprachkenntnisse?“
„Danke, das reicht mir fürs Erste“, erwiderte ich bemüht gelassen. So genau hatte ich es gar nicht wissen wollen. Allerdings nötigten mir ihre Sprachkenntnisse gehörigen Respekt ab. Ganz so sprachgewandt war ich nicht. Was mich jedoch auf die Frage brachte, wie viele Sprachen Darian letzten Endes beherrschte.
Frag mich, welche nicht, dann ist die Liste kürzer, echote es durch meinen Kopf. Na klar, ich hätte es mir denken können.
„Dann bist du ja ein echtes Sprachtalent“, nahm mein Bruder den hingeworfenen Faden auf und zwinkerte ihr zu. „Interessant. Was steckt noch in dir?“
Während ich erneut in mich hineinschmunzelte, seufzte mein Mann entnervt. „Kindsköpfe. Können wir jetzt bitte zurück zum Thema
kommen?“
Anscheinend nicht. „Du könntest mich doch Gälisch lehren und es nebenbei herausfinden“, flüsterte sie hinter Darians Rücken meinem Bruder zu. Das Aufblitzen seiner Augen ließ mich alarmiert aufhorchen. Seine leisen Worte nährten meine Wachsamkeit zusätzlich: „Ich könnte dich noch einiges mehr lehren. Vorausgesetzt, du willst.“ Nun räusperte ich mich vernehmlich. Das hier ging entschieden in die falsche Richtung. Beide sahen mich fragend an. Bezeichnend wortlos wies ich auf den Monitor. Während Kahina abermals zu kichern begann, zeigte mein Bruder sein breitestes Grinsen, rückte auf Tuchfühlung nah an die junge Frau heran und erhielt einen leichten Stoß mit dem Arm. Ich verdrehte die Augen und stöhnte innerlich auf, als ich ihre verhaltene Stimme vernahm: „Ich glaube kaum, dass dir das gelingen wird, du großer, schottischer khar.“
„Lass es darauf ankommen, leannan. Ich kann dich sicher noch Er stockte, zog die Brauen hoch und warf mir einen unschuldigen Blick zu. „Was ist?“
So, so, er war bereits bei Koseworten angelangt. Das nenne ich mal Tempo. Dennoch war meine Mimik deutlich missbilligend geprägt. Doch bevor ich ihm eine entsprechende Antwort geben konnte, kam Darian mir zuvor: „Zwei Stunden Pause sollten ausreichen, damit ihr zwei nötigenfalls eure Hormone versorgen könnt. Im Übrigen gibt es oben ausreichend Betten. Wir sehen uns dann wieder...“ Er sah auf die Uhr, „nach dem Abendessen gegen acht. Einverstanden?“
„Wir verfügen obendrein über ausreichend Möglichkeiten zum
Duschen“, fügte ich milde hinzu. „Auch kalt.“
Hatte ich erwähnt, dass ich jedes Mal aufs Neue davon begeistert bin, wenn meinem Bruder vor Erstaunen der Mund offen stehen bleibt und seine Augen aus dem Kopf zu fallen drohen? Dieser Moment war wieder
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