Blut Licht
Augen an optischen Reizen übertrugen. Zudem sprach Jason genau das aus, was mir selbst durch den Kopf schoss: „Ach du heilige Sch-... Oh, Verzeihung, Mrs. Knight. Ich ...“
„Schon gut.“ Ich winkte mechanisch ab und starrte weiterhin auf das Grauen vor mir.
Das, was in der Bibliothek begonnen hatte, hielt in der Kapelle an. Allerdings schlug dieser Anblick dem Fass den Boden aus.
Mit reiner Zerstörungswut konnte ich umgehen, doch das viele Blut, das den einst so hellen Raum nun in das bizarre Abbild eines Schlachthauses verwandelte, war zu viel. Mir wurde übel. Ich hielt mich am Türrahmen fest und kämpfte um Fassung, um mich nicht augenblicklich zu übergeben.
Liebend gern wollte ich mich abwenden, doch war es wie der innere
Zwang von menschlich intuitiver Sensationslust bei einem Autounfall auf der anderen Seite der Straße. Mein Blick klebte regelrecht am Schauplatz der Grausamkeit.
Die alten Kirchenbänke aus massivem Eichenholz lagen teilweise zerborsten und durch den Raum geschleudert herum. Der Boden war übersät mit Splittern und blutigen Schlieren. Tiefe Eindrücke an den Wänden, abgeplatzter Putz und weitere rote Spuren zeigten das Ausmaß der Gewalt. Hier hatte nicht nur ein Kampf stattgefunden; es musste ein wahres Massaker gewesen sein. Kreuz und quer durch die Kapelle.
Am hinteren Ende war der schwere, steinerne Altar wie durch eine gewaltige Explosion regelrecht gespalten worden. Noch von der Tür her konnte ich ausmachen, dass auch er mit blutigen Spritzern besudelt worden war. Das Kreuz dahinter war von der Rückwand gestürzt und zersplittert, einige der Bleiglasfenster hatte es ebenfalls erwischt. Auch hier überall Blut und Scherben. Es tropfte von einigen zerbrochenen Glasscheiben, lief zäh an der Wand hinab und schien mir wie ein leuchtend rotes Mahnmal auf hellen Grund eine Warnung entgegen schreien zu wollen.
„Es ist nicht von Mr. Knight“, vernahm ich gedämpft Jasons Stimme und brachte nur ein Nicken zustande. Das war mir selbst aufgefallen, denn einige Spritzer in meiner Nähe waren bereits angetrocknet. Außerdem konnte ich frische Fußspuren ausmachen. Darian musste durch das Blut gelaufen sein. Seine Spur führte direkt auf den nun freiliegenden Eingang von Thalions versteckter Grotte zu.
„Sie sollten hier bleiben, Mrs. Knight. Ich werde nachsehen gehen“, bot Jason sich hilfreich an, doch ich schüttelte nur energisch den Kopf. Da draußen war meine komplette Familie. Und sie würden mich vielleicht brauchen, also würde ich den Teufel tun und in dieser trügerischen Sicherheit hocken bleiben.
Entschlossen kletterte ich über die zertrümmerten Möbel und folgte Darians genommenen Weg. Vor den Stufen stoppte ich. Ich wusste nicht, was mich dort unten erwarten würde. Doch meine Furcht um Darian trieb mich weiter voran. Ich wollte-nein, ich musste-wissen, was passiert war. Lebte Thalion? War Darian dort unten? War überhaupt jemand dort?
Während ich vorsichtig die Stufen hinab ging, spürte ich Jasons Anwesenheit hinter mir. Für einen winzigen Moment Fühlte ich seine Hand auf meiner Schulter, als wolle er mich durch die bloße Berührung beruhigen. Innerlich dankte ich ihm, obwohl ich derzeit kaum empfänglich dafür war. Mein Herz raste und mein Blick irrte unstet umher. Mit beinahe jedem weiteren Schritt erwartete ich schlimmeres Grauen.
Es war dunkel, sämtliche Kerzen waren erloschen. Ich machte die letzte Stufe aus, betrat Thalions Behausung und fand sie verlassen vor. Doch auch hier hatte sehr deutlich ein Kampf stattgefunden. Die Kerzen waren umgestoßen und zertreten. Sein Schlaflager war unordentlich - ein Umstand, den der sonst so penible Vampir niemals geduldet hätte. Ebenfalls bemerkte ich die Bruchstücke eines Trinkglases, an denen trockenes Blut klebte. Wahrscheinlich der Rest seiner letzten Mahlzeit.
Dann sah ich einen schwachen Lichtschein am Ende des Raumes und ging langsam darauf zu. Ich wusste, dass sich dort ein schmaler Gang befand, der einige Meter durch das Erdreich unter dem Haus führte und dann in einer Treppe hinauf zum hinteren Garten mündete. Diesen Weg hatte ich selbst schon unzählige Male genommen.
Meine Schritte wurden schneller. Ich lief inzwischen den Gang entlang und achtete kaum auf die zerborstene Tür des Zugangs. Mein Herzschlag setzte aus, als mein Blick auf zwei Füße fiel, die weiter oben über den Rand der Treppe ragten. Die letzten Stufen flog ich hinauf.
Erschüttert presste ich mir die Hand auf den
Weitere Kostenlose Bücher