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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Mund und unterdrückte einen Aufschrei. Nein, das durfte nicht sein! Tränen schossen mir in die Augen und raubten mir die Sicht. Warum er?
    Gedämpft entwich mir ein Keuchen und ich sank neben dem leblosen Leib auf die Knie. Seine Kleidung war zerfetzt, überall klebte Blut und tiefe Wunden überzogen die Bereiche seines Körpers, die mein Blick in Windeseile erfassen konnte. Meine Hand zitterte, als ich behutsam eine dunkle Locke aus dem blassen, blutverschmierten Gesicht schob. Gleichzeitig suchte ich fieberhaft nach einem Lebenszeichen. Ein Zucken, einen Laut, irgendwas. Doch da war nichts. Rein gar nichts. Oh Gott, bitte nicht. Verzweifelt blickte ich hinauf in das helle Blau des Himmels und fühlte eine Träne meine Wange hinabrollen. Dann schmeckte ich das Salz auf meinen Lippen und flehte lautlos: „Bitte, Gott, nicht diese unerschütterliche Frohnatur! Nicht Steven!“
    Eine Hand berührte abermals meine Schulter und tränenblind sah ich zu Jason hoch. Ein winziges Lächeln stand auf seinen Lippen, während er leise wisperte: „Er lebt, Mrs. Knight. Wäre sein Leben verloschen, fänden wir einzig einen Haufen Asche von ihm vor. Der Flieder hat ihn gerettet.“
    Erst jetzt bemerkte ich, dass die Äste des riesigen weißen Fliederbusches seinen Schatten wie schützende Schwingen über den Leblosen ausbreiteten. Erleichtert sank ich zurück auf meine Hacken, nickte Jason zu und strich noch einmal über Stevens Wange. Dann ergriff ich Jasons Hand und ließ mir aufhelfen.
    „Wir sollten ihn tiefer in den Schatten ziehen, Mrs. Knight. Der Blutverlust hat ihn sehr geschwächt. Aber die Sonne wird ihn umbringen, sobald sie weiter herumkommt.“
    Abermals nickte ich, ergriff Stevens Beine, Jason seine Schultern und gemeinsam schleppten wir ihn hinab in den Gang. Anschließend eilten wir zurück in den Garten und folgten der klar erkennbaren Spur in Richtung der Rosen. Schon nach wenigen Metern blieben wir erneut stehen. Hinter einer hohen Rosenhecke lag eine weitere Gestalt am Boden. Kalte Angst kroch meinen Rücken hinauf. Suchend streckte ich meine Hand nach Jason aus. Seine Finger umschlossen meine. Langsam trat er mir vorbei, zog mich behutsam mit, bis wir einen genaueren Blick erhaschen konnten.
    Tiefe Erleichterung erfasste mich und beinahe wäre ich zu Boden gesunken, als ich meinen Vater erkannte, der sich soeben wackelig aufrichtete und sich mit einer Hand über den Kopf strich. „Himmel, Arsch und Wolkenbruch noch mal. Das gibt garantiert eine fette Beule.“ Dann bemerkte er uns und zog sich auf die Knie. „Habt ihr Ernestine und die Kleine gesehen? Das hat hier nur so gescheppert und plötzlich waren sie weg.“
    „Hier sind sie.“
    Die Stimme meines Bruders erschreckte mich dermaßen, dass ich herumfuhr und dabei meinen Vater abermals umwarf. Während Jason den Job übernahm, ihm auf die Beine zu helfen und dabei klaglos eine Schimpftriade einsteckte, eilte ich auf die Ankommenden zu. Wenige Meter vor ihnen stoppte ich. „Alistair, du humpelst?“
    „Ich bin über den Balkon gesprungen, als ich Krach hörte. Bin dabei wohl blöd aufgekommen. Dann fand ich die beiden Mädels hier.“ Er versah mich mit seinem typischen Lausbubengrinsen. „Bei euch alles okay? Ich habe Dad fluchen hören.“
    „Okay sieht anders aus", murmelte ich und trat zu Ernestine, die mit schreckensweit aufgerissenen Augen meine Tochter umklammert hielt. Sanft strich ich zunächst meinem Kind über das Haar und wandte mich dann an Ernestine. „Was ist passiert?“
    „Ich weiß es nicht“, flüsterte sie benommen. „Ich weiß es wirklich nicht. Es ging alles so ungeheuer schnell. Wir haben dort vom an der Hecke gespielt, als auf einmal ein unheimliches Geräusch erklang. Gebrüll, Fauchen und etwas Ähnliches wie Kampfgeräusche. Dein Vater wies mich an, Lilianna auf den Arm zu nehmen und zu schützen. Irgendetwas merkwürdig Dunkles, das wie eine zerrissene schwarze Wolke aussah, raste plötzlich auf uns zu. Aber kurz bevor sie uns erreichen konnte, prallte sie gegen etwas Unsichtbares. Dann war Duncan weg. Augenblicke später fand uns dein Bruder. Ich hatte eine verfluchte Angst, und das Knallen vom Aufprall habe ich noch in den Ohren. Was war das?“
    „Unerbetener Besuch möchte ich annehmen“, antwortete mein Bruder trocken. „Ich vermute, dass die Kleine euch geschützt hat. Ehrlich gestanden bin ich überaus gespannt, was sie sonst noch alles drauf hat.“
    „Du meinst, Lilianna hat das Schlimmste

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