Blut Licht
nicht erst infrage, Ernie. “
„Topolaro vardarin. Un az hame Gushdi tare", hörte ich zum ersten Mal seit seiner Ankunft die dunkle, volltönende Stimme von Kahinas Begleiter. Zugleich wies er mit seinem Kinn in Richtung meines Vaters. Leider bediente er sich wieder einmal einer Sprache, die ich nicht verstand. Zumindest mussten seine Worte amüsant gewesen sein, denn Kahina begann leise zu lachen und Darian kämpfte trotz der ernsten Lage gegen ein Schmunzeln an.
„Was hat er gesagt?“, fragte Dad, dem nicht entgangen war, dass es sich dabei irgendwie um ihn handeln musste.
„Arya meinte, wir sollten den Dicken nehmen, da wäre mehr drin“, übersetzte Kahina schonungslos offen und grinste meinen Vater frech an.
„Das ist doch wohl ...“
„Die vermutlich beste Lösung überhaupt“, schnitt Ernestine ihm das Wort ab. „Es sei denn, du willst kneifen.“
„Pah. Ich hätte mich sowieso zur Verfügung gestellt“, brummte er eingeschnappt und entblößte einen Arm. „Ich wollte nur sehen, wer von euch dem armen Tropf sonst noch helfen würde. Was muss ich tun, Darian?“ „Komm herum und reich’ mir deinen Arm. Ich muss dir zuvor einen kleinen Schnitt zufugen, damit es fließt. Steven wird anfangs nicht die Kraft haben, es selbst zu tun.“
Gesagt, getan. Er ließ sich auf dem Sofa nieder und bettete Stevens Kopf sanft in seinen Schoß. Dann reichte er Darian wortlos seinen Arm, in den dieser kurzum seine scharfen Reißzähne schlug. Sofort quollen schmale Rinnsale aus den Einstichen und liefen über die Innenseite von Dads Unterarm.
„Entschuldige, ich hatte gerade kein Messer zur Hand“, meinte Darian auf Dads überraschten Augenaufschlag hin und wischte sich das Blut von den Lippen.
„Gib zu, das wolltest du schon immer mal probieren“, knurrte mein Vater übellaunig. „Schmecke ich wenigstens?“
Darian schmunzelte. „Ich nehme an, Steven wird dem Trank nicht
abgeneigt sein.“
Dann führte er den Arm meines Vaters direkt über Stevens Gesicht, ließ das Blut auf dessen Lippen tropfen und massierte das Gewebe, damit die Gerinnung nicht vorzeitig einsetzte.
Obwohl mir ein solcher Anblick inzwischen vertraut war, war mir nicht wohl dabei. Vermutlich würde ich mich nie daran gewöhnen. Dennoch blieb uns keine andere Wahl, wenn wir Steven retten wollten. Ich erlaubte mir ein dezentes Schaudern, als Steven sich regte, leise schmatzte und instinktiv das rote Nass von seinen Lippen zu lecken begann. Jetzt erst drückte Darian den Arm meines Vaters gegen Stevens Mund. Dad kniff die Augen zusammen und ließ ein winziges Ächzen erklingen, als sich Stevens lange Reißzähne nur mühsam in sein Fleisch bohrten.
Für einen Augenblick rann ihm das warme, eisenhaltige Rot aus den Mundwinkeln, lief sein Kinn hinab und sammelte sich in seiner Halsbeuge. Dann, begann er aus eigener Kraft zu saugen. Erst kleine, winzige Züge, die allmählich länger und schneller wurden, bis sie den Gedanken erweckten, einen Menschen innerhalb von wenigen Minuten vollständig entleeren zu können. Gleichzeitig vollzog sich in diesen Momenten mit Steven eine komplette Verwandlung. Mit jedem Schluck veränderten sich seine Wunden. Sie wurden blasser, zogen sich zusammen und verschlossen sich auf unvorstellbar rasante Weise.
„Es reicht. Steven, lass los.“ Fast gewaltsam musste Darian sie trennen und Dads Arm von Stevens Mund fortreißen. Sogleich wehrte sich dieser instinktiv und versuchte erneut, an die lebensspendende Quelle zu gelangen. Dad hingegen schien über alle Maßen erleichtert und fluchte leise, als Steven hektisch nach seinem Arm langte. Blitzschnell verpasste er dem jungen Vampir eine Ohrfeige.
Stevens Augen flogen auf. Benommen sah er sich um. Sichtlich verwundert sah er Dads besorgte Miene über sich und Darian neben dem Sofa. Schließlich nahm er auch uns wahr, runzelte die Stirn und versuchte sich aufzurichten. Dad half ihm, stützte seinen Rücken und hielt gleichzeitig seinen blutenden Arm außerhalb von Stevens Reichweite. Zudem eilte Ernestine an seine Seite und begann, ihm einen Druckverband anzulegen.
„Was ist denn passiert?", vernahm ich Stevens schwaches Murmeln, während er sich an die Brust meines Vaters zurücklehnte.
„Du weißt nichts mehr?“, erkundigte sich Darian ebenso leise. „Habe keinen Schimmer.“ Er schüttelte leicht den Kopf, stöhnte und rieb sich die Schläfen. „Heiliger Bimbam, was hast du mir gegeben? Mir dröhnt der Schädel, als hätte ich den Big Ben
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