Blut Licht
verschluckt.“ „Nicht ich gab dir etwas, Steven. Dafür überließ Duncan dir gut einen halben Liter seines Blutes.“
Stevens ungläubiger Blick schnellte zu meinem Vater. „Du?“
Der grinste ihn an. „Anscheinend müssen wir ab sofort mit der Erkenntnis leben, dass wir zwei gewissermaßen blutsverwandt sind.“ „Na wunderbar.“ Sein Augenrollen passte hervorragend zum gleichzeitigen Seufzen. Dann richtete er sich etwas auf und musterte ihn lauernd. „Aber du erwartest jetzt hoffentlich nicht, dass ich dich Papi nenne?"
Mein Vater lachte schallend auf und verwuselte dem Lockenkopf das Haar. „Willkommen zurück. Kleiner. Wir haben uns echte Sorgen um dich gemacht. Schön, dass du wieder da bist.“
„Hm, jetzt sollte ich mich wohl bedanken, was?“ Steven kratzte sich verlegen am Hinterkopf, blickte uns der Reihe nach an und nickte schließlich. „Tja, dann mal danke, dass ihr mich wieder zusammengeflickt habt.“ Dabei zupfte er zerstreut an seiner ruinierten Kleidung. „Ich habe zwar keine Ahnung, was genau geschehen ist, aber wenn ich mich selbst betrachte, muss es ziemlich übel gewesen sein.“ Dann sah er wieder auf und sein Blick blieb an Darian hängen. „Du siehst übrigens danach aus, als wärst du beim Grillen verunglückt. Ist das Ruß auf deinem Haar?“
„Etwas Ähnliches“, antwortete Darian, erhob sich und reichte Steven seine Hand. „Deine Erinnerungslücken werden wir später schließen. Nicht jetzt. Ich gehe davon aus, dass es für dich anstrengend werden wird, in deinem Gedächtnis nach den Spuren des Geschehens zu fahnden. Ruhe dich aus. Ich werde indes ein Bad nehmen.“ „Wenn Sie erlauben, werde ich die Instandsetzung der Kapelle beauftragen und mich anschließend um das Büro kümmern, Sir“, trat Jason zurück in Erscheinung und reichte meinem Vater gleichzeitig auf einem kleinen silbernen Tablett ein Glas Rotwein.
„Natürlich, Jason.“ Darian nickte ihm zu, sah an ihm vorbei zu mir und gab mir einen Wink, ihm zu folgen.
Natürlich folgte ich meinem Mann. Ich hatte diverse Fragen und er wusste, dass ich sie ihm stellen würde. Offenbar wollte er meine Neugier tunlichst befriedigen, bevor ich ihn ungeduldig damit löchern konnte. Ich verbarg mein Grinsen. Er kannte mich inzwischen verflixt gut. Oder ich hatte wieder gedanklich gebrüllt...
Kaum, dass wir im Foyer angelangt waren, erfüllte sich mein Wunsch. Er nahm mir Lilianna ab und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Dann musterte er mich einen Augenblick, ehe er meinte: „Also gut. Schieß los. Du gibst vorher doch keine Ruhe.“
„Warum hat niemand von uns etwas von dem Überfall gehört? Nicht einmal du hast es bemerkt. Weshalb hat Thalion das Buch genommen? Was beinhaltet es und warum hat er es erst jetzt gestohlen? Woher kommen diese Schattenwesen? Wer hat sie gerufen? Und warum hat Steven überlebt?“, bombardierte ich ihn sofort mit den Fragen, die in mir brodelten.
„Die erste Frage kann ich dir ganz leicht beantworten, Schatz: Ich war vollkommen auf dich konzentriert. Obendrein habe ich keinesfalls damit gerechnet, dass jemand aus dem inneren Kreis eine solche Tat begehen würde. Ein fataler Irrtum meinerseits, wie ich eingestehen muss.“ Trotz der Erkenntnis lächelte er schwach, verharrte an der Treppe und ging dann weiter hinauf. „Warum Thalion das Buch an sich genommen hat, kann ich dir gegenwärtig nicht sagen. Er hatte erst jetzt die Gelegenheit dazu, denn nach meiner Ankunft habe ich es im Safe unter dem Schreibtisch deponiert. Die Zeit davor hatte ich es stets bei mir, um es während meiner Reise zu studieren und zu entschlüsseln. Ich bin ziemlich gut vorangekommen, aber einiges fehlte und ich hatte gehofft, das Kahina mir dabei behilflich sein würde. Zudem hat dein Bruder seit unserer Abreise nach ein paar fehlenden Seiten gefahndet, die er offenkundig gefunden hat, denn sonst wäre er nicht hier.“
„Du hast mir nie erzählt, dass -“
„Ich wollte dich nicht beunruhigen“, entschuldigte er sich, ohne sich wirklich zu entschuldigen. „Jede Minute mit Lilianna ist kostbar. Sie wächst so schnell, verändert sich und verdient all die Aufmerksamkeit, die wir ihr schenken können. Du warst so glücklich und unbekümmert wie schon lange nicht mehr, Faye. Das mochte ich mit meinen Sorgen nicht vergiften.“
Sein Ansinnen ehrte ihn. Es half mir jedoch nicht weiter, denn nun hatten wir einen verfluchten Schlamassel, der vielleicht hätte verhindert werden können, wenn er
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