Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
verlangt, obwohl er zwischenzeitlich vermutlich nichts von alledem hätte bei sich behalten wollen. Nun aber, nachdem ich Büro und die unmittelbare Nähe des Rest-Buches verlassen hatte, kehrte das Hungergefühl mit voller Macht zurück. Keine fünf Minuten später plünderte ich nach Herzenslust den Kühlschrank und jubilierte, als ich gebratene, flache Bouletten vorfand. Eileen war unbezahlbar. Vermutlich durfte ich mich auf Schelte einstellen, wenn ich den für einige Burger vorgesehenen Belag wegaß. Doch das scherte mich gerade recht wenig. Ich hatte Hunger, dort war das Mittel dagegen und der Rest war mir schnurz.
    So hockte ich kauend und mit einem kalten Kaffee am Küchentisch und verputzte bereits meine dritte Boulette, als Steven hereingetorkelt kam und mit schwacher Stimme nach einer Konserve verlangte. Verunsichert ließ ich Brot und Fleischklops fallen, fing Steven in der Tür ab und schleppte ihn zu meinem Stuhl. Dann warf ich eine Konserve ohne vorheriges Umfullen in die Mikrowelle und reichte sie ihm dreißig Sekunden später. Flugs biss er hinein und leerte sie in einem Zug. Die Konserve fiel zu Boden und sein Kopf ermattet auf die Tischplatte.
    Aufseufzend zog ich den Teller unter seiner Wange hervor und warf den Rest meiner Mahlzeit in den Mülleimer. So gut es ging, befreite ich Stevens Haar von Ketchup und Senf und ließ mich ihm gegenüber nieder. Eine Weile betrachtete ich ihn und suchte in seinem mit Essenresten verschmierten Gesicht nach einer logischen Erklärung für diese Übermüdung. War er weiterhin durch den Kampf und dem darauf erfolgten Blutverlust geschwächt? Ich mochte es kaum glauben, denn schon oft hatte ich die Regenerationskräfte von Vampiren bewundern dürfen. Aber wenn das ausschied, was war es dann? Ein Cholesterinschock? Oder doch möglicherweise eine Überdosis Dad. Ob er meinen Vater nicht vertragen hatte?
    Plötzlich regte er sich. Zunächst nur schwach zuckte er, dann schaffte er es, den Kopf zu heben. Seine Lider standen auf Halbmast und er schielte beinahe, als er mich ins Visier nahm. Zudem klang seine Stimme sehr schwer, irgendwie lallend. „Ich weiß nicht, wie er das schafft.“ Seine Hand eroberte gute fünf Zentimeter Luftraum über dem Tisch, ehe sie kraftlos zurück auf die Tischplatte platschte. „Ich kriege noch nich’ mal Ordnung in meine Gedanken. Wie soll ich das mit seinen schaffen?“
    Mein anfängliches Staunen verwandelte sich in pure Irritation. Was meinte er damit?
    „Allein die Vorstellung, mit einer alten Frau ...“ Er schüttelte sich und blinzelte mich an. In seinem Blick spiegelte sich wahre Seelenpein. „Bitte, versteh das jetzt nich’ falsch, Faye. Ich mag Ernie, wirk-lich. Aber ich muss mir echt nicht ansehen, wie sie und ... Gott, ist das schrecklich. Wie welke Gewächse. Ich krieg’s nich’ mehr aus dem Kopf raus.“ Mit einer Hand begann er sich fieberhaft gegen die Schläfe zu trommeln und murmelte wie bei einer Beschwörung: „Blumenwiese. Blumenwiese. Bitte, gib mir eine Blumenwiese.“ Bevor er sich noch ernsthaften Schaden zufugen konnte - ließ sich das derzeit überhaupt noch steigern? - hielt ich seine Hand fest und zwang ihn. mich direkt anzusehen. „Wovon sprichst du, Steven?“ Sein zynisches Auflachen ließ mich zusammenzucken. Dann funkelte er mich mit leicht irrem Blick an. „Das Blut. Es lebt. Es enthält Erinnerungen. Seine Erinnerungen. Grauenvoll. Ich will gar nicht wissen, was er und Ernestine nachts... Furchtbar. Einfach nur furchtbar. Mach, dass es aufhört. Bitte. Diese Bilder ... Blumenwiese.“ „Okay.“ Ich war aufgesprungen und klopfte ihm aufgeregt auf die Schulter. „Okay, bleib hier. Ich komme gleich zurück. Mit Darian. Warte hier. Bewege dich nicht vom Fleck.“
    Ich rannte förmlich aus der Küche, durch den Gang und bis zum Büro.
    „Steven“, stammelte ich nur und Darian schien augenblicklich zu erfassen, was nicht stimmte. Er legte das Papier zurück, warf die Handschuhe ab und folgte mir. Kurz darauf hockte er neben Steven und berührte dessen Stirn mit einer Hand. „Seit wann leidet er?“ „Bitte eine bunte Blumenwiese“, ließ dieser schwach vernehmen. Mein besorgter Blick blieb an Steven haften, der es irgendwie schaffte, seinen Kopf nun an Darians Schulter zu lehnen. „Ich weiß es nicht. Vermutlich schon eine ganze Weile.“
    Kurz entschlossen legte mein Mann dem jungen Vampir einen Arm um die Taille und hob ihn hoch. „Ich werde mich um ihn kümmern, Faye. Keine Bange,

Weitere Kostenlose Bücher