Blut Licht
nichts, Steven“, antwortete sie gepresst.
„Doch, es muss da sein. Ich habe genau gesehen, wie es da hingerollt ist.“ Er trat etwas weiter in den Raum. Es zischte und er hüpfte zurück in den Schatten. „Verdammt. Mach doch mal die Vorhänge zu, dann kann ich dir auch helfen.“
Kopfschüttelnd trat ich ein. „Vielleicht kann ich ja behilflich sein. Bei was auch immer.“
Anscheinend hatte ich den Nerv getroffen. Arya stand zügig auf und drückte mir meine Tochter in die Arme. Dabei brummte er etwas, das wie Schluckauf gepaart mit einigen Gurgellauten klang, und eilte hinaus. Der meine Tochter umnebelnde Duft ließ mich erahnen, warum er sein Heil in der Flucht suchte. Ich ignorierte es, schritt zum Fenster und befreite Steven aus seiner misslichen Lage, indem ich den Vorhang zuzog. Sogleich ging er neben Ernestine in die Knie, fuchtelte kurz unter dem Sofa herum und kam dann mit einem triumphierenden Lächeln und einem funkelnden Gegenstand in der Hand zurück in die Senkrechte. „Hah! Sag ich doch.“
„Ja, ja, Mr. Adlerauge. Ich hatte meine Brille nicht auf.“ Umständlich kam Ernestine wieder auf die Beine, schnappte sich den Gegenstand und stellte ihn auf das Kaminsims. Dann kam sie auf mich zu, blieb direkt vor mir stehen und sah mich verstimmt an. „Jemand, der seine Sprache kann, sollte diesem dunkelhäutigen Dummkopf sagen, dass man Kindern keine wertvollen Faberge Eier zum Spielen gibt. Besser noch wäre, wenn Darian sie gleich ganz wegschließt.“
„Ich werde mich darum kümmern“, versuchte ich sie zu beschwichtigen und verwies dabei auf mein Kind. „Gleich nachdem ich meine Maus gewickelt habe.“
„Das kann ich machen“, bot Ernestine an, und ehe ich mich versah, hatte sie meine Tochter übernommen. Energisch schob sie mich zur Tür. „Du kümmerst dich bitte um den jungen Mann. Ich möchte verhindern, dass er noch mehr Dummheiten anstellt. Den kann man ja kaum aus den Augen lassen.“
Mein ratloser Blick streifte Steven, der ihn mit einem gequälten Grinsen beantwortete. Dann eilte er an meine Seite, hakte mich bei sich unter und zog mich quer durch das Foyer in den Gang in Richtung Küche hinein. Er sah sich hurtig um und senkte anschließend seine Stimme zu einem verschwörerischen Ton: „Ernie ist übel stinkig. Nicht nur wegen des Eies. Sie hat ihn noch rechtzeitig erwischt, sonst hätte er ihr Pendel mitsamt den Karten verbrannt.“
Oha, welch ein Frevel. Das war noch schlimmer als mit Faberge Eiern zu jonglieren-in Ernestines Augen. Die Tarotkarten sowie ihr Pendel waren ihre absoluten Heiligtümer. „Und das hat er überlebt?“ „Einen geharnischten Anschiss hat er zumindest kassiert. Ich wage zu bezweifeln, dass er die Worte verstanden hat, aber so, wie sie als zorniges Rumpelstilzchen vor ihm auf und ab gesprungen ist, hat er garantiert deren Bedeutung kapiert.“ Stevens Grinsen ließ erahnen, dass er die Vorstellung in vollen Zügen genossen hatte. Also musste da noch mehr vorgefallen sein.
„Das war alles?“
Er hüstelte verlegen. „Nein, nicht ganz.“
Hatte ich mir doch gedacht. Meine Stirn schlug Falten. „Und? Was noch?“
Ihm entwich ein langer Seufzer. „Na gut. Ist nicht gerade eine Glanzleistung, aber ... Egal. Ich stand am Kamin neben dem Fenster. Er kam rein und riss die Vorhänge auf. Der mag mich wohl irgendwie nicht.“
Wie kam Steven bloß darauf? Dennoch murmelte ich missmutig vor mich hin. Dem jungen Perser musste mal der Kopf gewaschen werden, und das möglichst in seiner Sprache.
Trotzdem fühlte ich mich wie eine pubertierende Petze, als ich mit
Steven im Schlepptau Darian in der Bibliothek, aufsuchte und die Geschehnisse zum Besten gab. Dad und Alistair wollten sich vor Lachen nahezu ausschütten, Kahina wirkte, als würde sie vor Wut gleich platzen und Darians Mundwinkel zuckten in sichtlichem Amüsement.
„Aryas Verhalten beschmutzt meine Ehre, und somit eure Gastfreundschaft“, fauchte die junge Frau zornig. „Das kann und darf ich nicht zulassen.“
„Fass ihn nicht zu hart an, Kahina. Ich bin sicher, er meinte es nicht böse“, rief Darian ihr nach, als sie aus dem Raum stürmte. „Vielleicht sollte ich ihr folgen“, dachte mein Bruder laut und suchte in unseren Gesichtern nach Bestätigung. „Zwar hat der Bursche Ernestines Einlauf knapp überlebt, aber ein Zusammentreffen mit Kahina zum jetzigen Zeitpunkt dürfte seine Überlebenschancen dann doch erheblich beeinträchtigen.“
„Tu dir keinen Zwang an,
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