Blut muss fließen
haben – in England und in Deutschland. In seiner Heimat saß er monatelang im Gefängnis.
Trotzdem fand der Brite Zeit, des Öfteren in die Bundesrepublik zu reisen. Bei dem deutschen Plattenlabel Rock-O-Rama sind die meisten »Skrewdriver«-Alben erschienen. Vor allem aber kam Ian Stuart zu Konzerten wie am 10. Juli 1993 in Waiblingen, einer Stadt in der Region Stuttgart. Offenbar fehlte ihm an diesem Abend noch ein Musiker. Dadurch wurde »Noie Werte«-Gitarrist Oliver Hilburger eine ganz besondere Ehre zuteil: Er durfte bei »Skrewdriver« den Bass zupfen. Was damals noch niemand wusste: Es sollte ein besonders denkwürdiger Auftritt werden, Ian Stuarts letzter in | 63 | Deutschland. Gut zwei Monate später, am 24. September 1993, starb die Rechtsrocklegende an den Folgen eines Autounfalls.
Die »Skrewdriver«-Show in Waiblingen war durch und durch rassistisch geprägt. Das ist auf einem Szenevideo zu sehen, das mir »Kameraden« im Ausland beschafft haben. Ian Stuart sang: »Fuck the niggers, fuck the turks.« Und: »Fuck the jews.« Er kündigte einen Rassenkrieg an und forderte dazu auf, den südafrikanischen Freiheitskämpfer Nelson Mandela zu hängen. Das kann dem Bassisten Hilburger, der links neben dem Sänger auf der Bühne stand, kaum entgangen sein.
Trotzdem war gerade er es, der zusammen mit Steffen Hammer eine »German-British-Friendship« zwischen den Neonazi-Skinheads aufbaute und pflegte. Unter diesem Namen haben die beiden eine Plattenfirma gegründet. Der gleichnamige Song auf der ersten Maxi-CD ist längst ein Szene-Evergreen. Er erklärt, was die Nationalisten der verschiedenen Länder verbindet: »We are the same race, we have the same faith, we have the same roots. No more brotherwars, we have suffered enough.« Übersetzt: »Wir gehören derselben Rasse an, wir haben denselben Glauben und dieselben Vorfahren. Keine weiteren Bruderkriege, wir haben genug erlitten.«
Sänger Hammer hatte die Scheibe schon 1991 mit den »Skrewdriver«-Musikern »Stigger« und John Burnley aufgenommen. Im Beiheft heißt es: »German-British-Friendship ist ein Projekt zwischen Bandmitgliedern der Gruppe ›Noie Werte‹ und Musikern aus verschiedenen Teilen der Erde. Diese CD ist der erste Teil des Projektes.« Hammer berichtete in einem Interview für jüngere Kameraden von den Auswirkungen: »Dadurch sind wir natürlich über die Grenzen von Deutschland hinaus bekannt geworden.«
1994 folgten die Lieder der Hoffnung, die von Hammer, Hilburger, Stigger sowie dem »Brutal Attack«-Sänger Ken McLellan und einem Mitglied von »Squadron« aufgenommen wurden. Die Lieder der Hoffnung II hat Hammer mit australischen Musikern einstudiert. Aus dieser Zusammenarbeit entstand das Projekt »Exxtrem«, aus dem weitere zwei CDs hervorgingen.
Das vorläufig letzte Werk der German-British-Friendship wurde eine Balladen-CD von Hammer und Stigger, live aufgezeichnet, in Sachsen-Anhalt. Ihr Titel: Nie wieder Bruderkrieg! Im Booklet heißt | 64 | es: »Sie werden sich noch wünschen, es wäre beim Musik machen geblieben! […] Mit der Aufnahme dieser CD wurden ein Nationales Jugendzentrum sowie ein Buchprojekt unterstützt. […] Am Ende steht das leuchtende Zeitalter und der Sieg.«
Die internationalen Projekte seien »sehr wichtig« für die europäische Zusammenarbeit, erklärte »Noie Werte« im Ruf nach Freiheit, einem Szeneheft. »Und wir würden uns hier nicht nur auf Europa begrenzen wollen. Denn im Grunde unterliegen heute fast alle Völker dem Diktat der One-World-Tyrannen. Es liegt auch in unserem Interesse, dass möglichst alle sich des eigentlichen Problems bewusst werden und sich aus der Tyrannei befreien, um eine wirkliche Selbstbestimmung der Völker zu erreichen!«
Den Anspruch, mit ihrer Weltanschauung Am Puls der Zeit zu sein, erhob die Band spätestens mit dem gleichnamigen Studioalbum im Jahr 2000. Darin heißt es unter anderem: »Wir sind am Puls der Zeit, der Widerstand ist bereit!« Ein Song, mit dem die Terroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) eine frühere Fassung ihres Bekennervideos untermalt haben sollen. Der Titel findet sich auch auf sogenannten »Schulhof-CDs«, die Neonazis an Jugendliche verschenkt haben – genauso wie Fuck the USA. Das erste Projekt dieser Art titelte: »Anpassung ist Feigheit – Lieder aus dem Untergrund.« Die Rechtsrockgruppe aus dem Schwäbischen steuerte neben den zwei Liedern 500 Euro bei.
Fuck the USA wurde zu einem der größten Hits von
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