Blut muss fließen
erklärte:
»Richtig ist, dass sie auf den ersten Blick nicht wie eine Mexikanerin aussieht. Aber auch nicht wie eine Deutsche. Nur habe ich bisher nicht sofort | 69 | auf Formunterschiede des Kopfes und Ähnliches geachtet, wenn mir eine Freundin eines Bekannten vorgestellt wird. […] Und von daher stimmt dies schon, wenn Kay sagt, ich hätte es ja gleich sehen müssen. Jetzt, wo man es weiß, sieht man es schon. Nur bin ich eben nicht sofort irritiert, wenn jemand gebräunte Haut hat und schwarze Haare. […]
Richtig ist, dass wir schon lange erkannt haben, dass alle europäischen Völker – und wir gehen noch einen Schritt weiter – alle Völker der Erde sich gegen die Züchtung einer grauen, durchsichtigen, total verblödeten, zur Ausbeutung bestimmten Masse erheben müssen und ihre eigenen, ganz spezifischen Eigenschaften pflegen und erhalten sollten. Das heißt aber nicht, dass ich jetzt eine zum Beispiel irakische Frau zur Partnerin für mich nehme, weil dieses Volk gerade diesen Kampf um das eigene Überleben aufgenommen hat. Wir stellen uns ganz gezielt gegen die Hintermänner, die sich durch eine Zerstörung aller Kulturen und der geplanten Vermischung aller Völker die Welt zu eigen machen.«
Auch »Steffen« bezog zur Freundin von Kay B. Position:
»Als ich von Olli am Telefon erfuhr, dass sie persönlich zu ihm gesagt hatte, dass sie mexikanischen Ursprungs sei, brach für mich eine Welt zusammen. Und ich sah mich einem großen Konflikt gegenüber. Zum einen war Kay zum damaligen Zeitpunkt noch ein guter Freund, zum anderen war der Nationalist Kay mit einer einem anderen Kulturkreis angehörenden Frau zusammen. Wie man es auch drehte und wendete, es konnte nur ein ›Noie Werte‹-Mitglied Kay ohne diese Frau oder ›Noie Werte‹ ohne Kay geben. Dies war mir bewusst. Wir hätten uns unglaubwürdig gemacht, wenn wir eine solche Beziehung innerhalb der Band geduldet hätten.«
Nach dem daraus resultierenden Rauswurf erschien folgende Annonce: »Die Musikgruppe ›Noie Werte‹ aus Stuttgart sucht einen erfahrenen Schlagzeuger, der durch lange Zugehörigkeit zur ›rechten Szene‹ charakterlich gefestigt ist und für den Ideale und Werte keine Fremdwörter sind.«
Während die Trennung von Kay B. – mangels Ersatz – beinahe das Ende der Band bedeutet hätte, schien der Ausstieg von Oliver Hilburger die Gruppe sogar noch zu beflügeln. Auf dem Best-of-Album Unplugged waren »Noie Werte« erstmals mit Streicherunterstützung | 70 | zu hören. Das »Making of« der CD konnten sich die Fans auf der DVD Die Besessenen ansehen. Mit ihrem neuen Label Hrungnir Records gründete die Band sogar einen Supporter-Club – die »Noie Werte Unterstützer«. Für einen Jahresbeitrag von 36 Euro winkten Rabatte und exklusive T-Shirts. »Die Unterstützungsbeiträge fließen zu 100 Prozent in neue Produktionen«, hieß es. »Die ersten Beiträge fließen beispielsweise in Musikvideos.« Eine Kostprobe bot die Maxi-CD Wir!, deren Titelsong verfilmt wurde.
Nach diesem Powerplay reagierte die Neonazi-Szene überrascht, als die Rechtsrocker im Dezember 2010 verkündeten: »Noie Werte‹ verabschieden sich.« In einem Internetforum schrieb ein Fan:
»Das verstehe ich nicht ganz. 2009 und 2010 wurde so ein Wirbel um ›Noie Werte‹ gemacht, nachdem man ja länger nichts von den Herren gehört hatte. Es wurde eine Unterstützer-Crew gegründet und so weiter. Es wurden super professionelle Produktionen an den Tag gelegt. Viele Konzerte und Unplugged-Abende wurden organisiert. Und dann kommen die so heiter daher und sagen, wir lösen uns auf. Ich dachte mir für meinen Teil, dass ›Noie Werte‹ nach 2009 wieder richtig durchstarten wollen, aber da habe ich wohl falsch gelegen.«
Nach angeblich mehr als 200 Konzerten und drei Topsellern – gemeint sind CDs, die sich jeweils mehr als 15 000-mal verkauft haben sollen – war Schluss.
Über die Gründe für das plötzliche Ende nach 23 Jahren Bandgeschichte kann nur spekuliert werden. Wollte Rechtsanwalt Steffen Hammer beruflich durchstarten, ohne die Band als politischen Klotz am Bein zu haben? Im Frühjahr 2011 ging die Homepage der Kanzlei H3 online. H3, das waren ursprünglich Harsch, Hammer und Heinig aus Rastatt, Reutlingen und Stuttgart – drei Juristen, die den Ruf hatten, sich als Anwälte für die rechte Szene zu engagieren: Rechts-Anwälte eben.
Als Kontaktadresse firmiert Alexander Heinigs bisherige Kanzlei. Sein früherer Kompagnon
Weitere Kostenlose Bücher