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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Mord vor dem Haus, und wenige Minuten später stehst du blutüberströmt vor mir. Was, meinst du, soll ich da denken?«
    »Dass ich den Mord begangen habe«, erwiderte er emotionslos. »Das ist die logische Folge eines solchen Gedankengangs.«
    Diesmal nickte ich und sah ihn fest an. »Hast du es getan?«
    »Nein.«
    »Gut.«
    »Dann wäre das ja geklärt.« Nun erst ging er festen Schrittes an mir vorbei, schob den Vorhang beiseite und nahm frische Kleidung aus seiner Tasche.
    Ich wäre ihm gefolgt, wenn mich nicht das Klopfen an der Eingangstür abgelenkt hätte. Verwundert spähte ich den dunklen Gang entlang, an dessen Ende plötzlich ein Licht aufflammte und mich erfasste.
    »Ach, Miss McNamara. Verzeihen Sie, falls Sie geweckt wurden. Richten Sie Mr. Knight doch bitte aus, dass ich das Malheur in der Küche vollständig behoben habe. Ich wünsche Ihnen noch eine angenehme Nachtruhe.« Jasons Kopf verschwand, die Tür wurde leise wieder geschlossen. Betroffen stand ich da und fühlte mich wie ein absoluter Volltrottel.
    »Darian, ich ...«
    »Schon gut.« Vollkommen bekleidet in Jeans und dunklem Rollkragenpullover stand er vor mir und hob abwehrend eine Hand. »Ich kann dich und deine Reaktion verstehen. Vermutlich würde ich ähnlich reagieren, wenn ich jemanden wie mich ehelichen wollte. Daher halte ich es unter diesen Umständen für angebracht, unsere derzeitigen Pläne bezüglich unserer gemeinsamen Zukunft fürs Erste auf Eis zu legen, bis du dir absolut sicher bist, was du willst.«
    Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte ich ihn an. Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. »Du willst die Hochzeit absagen?«
    »Das ist meine Schlussfolgerung aus den Geschehnissen, Faye. Ich kann dir nicht zumuten, mit mir vor den Altar zu treten, wenn du auch nur den geringsten Zweifel an meiner Vertrauenswürdigkeit hegst.« Er senkte kurz den Blick, sah mich dann wieder an, und ich erkannte eine tiefe, mühsam verborgene Trauer in seinen graublauen Augen. »Es ist erstaunlich, dass ausgerechnet diejenige, die mir gezeigt hat, was bedingungslose Liebe bedeutet, mir mein eigenes Wesen vorwirft. Noch erstaunlicher aber ist, dass es mich schmerzt. Genau hier.« Seine Hand fuhr über seine Brust, während sein Blick weiterhin auf mir ruhte. »Ich liebe dich, Faye McNamara. Das allein ist die ganze Wahrheit. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.« Damit wandte er sich ab und verließ das Apartment.
    Mit energischer Lautlosigkeit zog er die Tür hinter sich zu. Einen Moment lang war es still, dann vernahm ich einen gedämpften Knall, gefolgt von sich schnell entfernenden Schritten und einer zufallenden Tür weiter unten im Flur. Vollkommen geschockt blieb ich zurück, konnte nicht fassen, was eben geschehen war. Reglos starrte ich auf die Tür, durch die Darian entschwunden war, wollte ihm nacheilen und konnte mich doch nicht bewegen. Die einzige Reaktion, zu der ich fähig war, waren die Tränen, die lautlos über meine Wangen rannen. Dann fühlte ich etwas in mir zerbersten, das wie blitzende Kristallsplitter in alle Richtungen davonflog und als schier unüberwindliches Trümmerwerk auf meinem weiteren Lebensweg liegen blieb.
    Schließlich schleppte ich mich zum Sofa, rollte mich wie ein Kleinkind darauf zusammen und ließ den Tränen freien Lauf. Alles in mir fühlte sich dumpf an. Abgestorben oder überlagert von einer dunklen, klebrigen Masse unendlicher Verzweiflung. Bislang hatte ich Darian jederzeit irgendwie spüren können. Eine immer bestehende Verbindung, eine Wärme, die da war, auch wenn er nicht in meiner Nähe war. Doch nun war da nichts mehr, nur noch eine gähnende Leere, einer klaffenden Wunde gleich. Wie herausgerissen. Trotzdem betäubt, beinahe schmerzfrei, eingefroren. Ich zitterte, obwohl mir nicht kalt sein konnte. Es kam von innen. Selbst meine Gedanken schienen so weit zu erfrieren, bis nur einer blieb: Darian war fort. Ich hatte ihn unendlich tief verletzt. Und ich hatte Schuld.
    Oh Gott, was hatte ich bloß angerichtet?
    W enn Situationen schon trostlos sind, kann man meistens davon ausgehen, dass jemand kommt, der allem noch die Krone aufsetzt. In meinem Fall war dieser Jemand mein überaus sensibler, mitfühlender und außerordentlich taktvoller Bruder.
    Er polterte die Treppe hoch, riss die Tür auf und stapfte lautstark den Gang entlang. »Huhuu, wo bleibs'n?« Dann fiel er halb in den Raum, hielt sich gerade rechtzeitig am Türrahmen fest und blickte mich leicht glasig an. »Hoppla. Weissu

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