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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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dahin, rechts und links flankiert von Häuserfassaden, die von der Geschwindigkeit verwischt wie hohe Flecke mit hellen und dunklen Löchern wirkten. Es verblüffte mich, dass hinter uns Unrat in die Luft gewirbelt wurde und dann trudelnd wieder landete. Wie war das möglich, wenn wir uns auf einer Ebene befanden, die nicht wirklich materiell war? Wie, wenn wir uns eigentlich irgendwo in Brooklyn in einem Raum mit Kerzen und Spirits an den Wänden befanden und nur mit unserem Geist über dieser Gegend kreisten?
    Ich wusste, dass es Wesen und auch sensible Menschen gab, die durchaus spürten, wenn ihnen jemand auf diesen Geist ebenen begegnete. Angeblich lief es einem dann kalt den Rücken runter, man bekam eine Gänsehaut oder fühlte geradezu eine Berührung, hörte sogar Stimmen. Aber konnte man tatsächlich deutliche Spuren hinterlassen, etwa in Form von aufgewirbeltem Papier? War das wirklich möglich? Und mehr noch: Würde ich ab jetzt nicht unweigerlich hinter jedem aufgewirbelten Blatt gleichzeitig eine Begegnung der dritten Art vermuten?
    Nicht, wenn du deiner Intuition folgst, Faye.
    Du hast meinen Gedanken gelauscht, Alistair?
    Er lachte leise. Darian erwähnte, dass du schreist. Und nun halt dich fest, wir landen gleich.
    Woher er das wusste, wollte ich gar nicht erfragen. Ein Ruck ging durch den Leib des Adlers, das Tier nahm weiter das Tempo aus dem Flug, bäumte sich ein wenig auf und setzte nach einem heftigen Flügelschlag mitten auf der zweispurigen Straße auf. Noch während er seine Flügel anlegte, war Alistair von seinem Rücken gerutscht und hielt auffordernd die Hand zu mir hoch. Vorsichtig glitt ich hinunter. Alistair fing mich auf und stellte mich behutsam auf die Füße. Alles klar?
    Ich nickte knapp und blickte mich um. Wo sind wir?
    Irgendwo in der miesesten Ecke der Bronx, gab mein Bruder zurück und hob eine Hand, woraufhin der Adler seine Schwingen ausbreitete und abhob.
    Du schickst ihn fort? War die Panik in meiner Stimme deutlich zu vernehmen?
    Er kommt zurück, sobald ich nach ihm rufe. Jetzt zu dir. Kannst du Darian spüren?
    Mir war nicht klar, was ich genau tun sollte. Doch als ich mich umdrehte und die Umgebung betrachtete, zog es mich nahezu magnetisch in eine bestimmte Richtung. Langsam ging ich los und fühlte dieses Ziehen immer deutlicher. Schließlich begann ich zu rennen, an einer Häuserzeile entlang, um die Ecke in eine Seitengasse, gute fünf Meter hinein. Dann blieb ich abrupt stehen. Alles in mir war alarmbereit und aufs Höchste gespannt.
    Und nun ?, hörte ich meinen Bruder, der mit tänzelnder Leichtigkeit mit mir hatte Schritt halten können.
    Ich weiß nicht, Alistair. Es endet hier.
    Was genau?
    Ich zuckte mit den Achseln. Es zog mich bis hierher und nun ist Schluss. Wie abgeschnitten. Siehst du etwas?
    Nein, aber ... Er trat einige Meter weiter in die Gasse hinein, sah sich um und hob die Hände, als könne er die Umgebung abtasten. Er ist hier gewesen, Faye. Und er war nicht allein. Ich rieche Blut, etwas älter, zwei Stunden vielleicht. Dort sind Kampfspuren, Asche liegt auf dem Boden. Alistair trat näher heran, befühlte mit seinen Fingern den Boden. Etwas Altes ist vergangen. Hier aber verliert sich seine Spur.
    Bestätigend nickte ich, sah an den Fassaden der Häuser hoch und fühlte einen Knoten im Hals. Einen Knoten der Angst und Ungewissheit. Was war hier geschehen?
    Die leichte Berührung an meiner Schulter ließ mich herumfahren. Gerade noch rechtzeitig fing Alistair meinen Schlag ab, umfasste meine Handgelenke und blickte mich tadelnd an. Verlegen senkte ich den Kopf. Entschuldige, du hast mich erschreckt.
    Wortlos zog er mich in seine Arme und hielt mich flüchtig an sich gedrückt, ehe er mich wieder von sich schob. Wir sollten verschwinden, mir gefällt es hier nicht.
    Du meinst... ? Verstohlen sah ich mich um, erhielt von Alistair ein knappes Nicken. Ja, denn was ich kann, können auch andere. Und diesen anderen möchte ich nicht begegnen.
    Glaubst du, Darian ist -?
    Nein, unterbrach er mich hart und zog mich aus der Gasse hinter sich her zurück auf die Straße. Ist er nicht, Faye. Darian lebt. Sonst hätte ich etwas von ihm gefunden. In der Asche.
    Und Steven? Besorgt blickte ich zurück und hoffte beinahe, in der Dunkelheit Antworten zu finden, die ich eigentlich gar nicht erhalten wollte. Ich fühlte mich verloren, hatte keinerlei Kontrolle über das, was geschah, was geschehen war. Es gefiel mir nicht.
    Überhaupt nicht. Ich musste etwas

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