Blut Schatten
den Hals, die Mädchen zudem auffällig große Kreolen an den Ohren.
»Oh scheiße, diese Hardcore-Ärsche haben hier noch gefehlt. Das gibt fett Ärger«, erklang es neben mir, und ich blickte Kimberly verwundert an. Sie wies nur mit dem Kinn auf die Gruppe, die sich ihren Weg weiter durch die Menge bahnte. »Man kennt sich, man kann sich überhaupt nicht leiden, und man sucht lieber den Hinterausgang. Kommt mit. Ich weiß, wo es rausgeht.«
Beunruhigt blickte ich zurück. Kurz sah ich aus den Augenwinkeln zwei gertenschlanke Mädchen an den Armen eines großen, schwarzhaarigen Mannes mit langem Wettermantel den Raum betreten, gewahrte noch das metallische Aufblitzen eines silberfarbenen Gegenstands, dann wurde ich fortgezogen. Wie ein Pflug stürmte Kimberly voran und schob alles und jeden vor uns aus dem Weg. Dabei las sie Ernestine und Dad auf, winkte Steven zu und führte uns am Billardtisch vorbei in Richtung Toiletten, die im hinteren Bereich lagen. Sie öffnete eine in der Wandvertäfelung eingelassene Tür, scheuchte uns eilig in den schmalen Gang hinein und zog sie hinter sich zu.
»Da hinten ist 'ne Eisentür, rennt nicht dagegen. Sie führt bei den Mülltonnen raus. Um die Ecke nach rechts, da ist der Parkplatz.«
»Sie ist abgeschlossen«, hörten wir kurz darauf Dad sagen. Ich sah ihn am Knauf ruckein.
»Das kann nicht sein! Die ist immer offen, wenn Leroy den Laden geöffnet hat. Lass mich mal durch.«
Sie schob Jason energisch beiseite und kam gerade bei Ernestine an, als Steven bereits neben meinem Vater stand. Es knirschte kurz, dann krachte es einmal, und die Tür schwang auf. Ich hörte Kimberly seufzen und gleichzeitig Stevens trockene Bemerkung: »Mal gut, dass es ebenerdig ist.«
»Boah, musst du alles kaputt machen?«, fauchte Kim Steven sogleich an, doch der zuckte lediglich mit den Schultern. »Immer schön cool bleiben, Prinzessin. Die Tür war wirklich verschlossen.«
»Und jetzt sieht's wie ein Einbruch aus«, maulte sie ihn erneut an und betrachtete dabei das aufgebrochene Schloss im Türrahmen.
»Eher wie ein Ausbruch, Miss Kimberly«, schaltete Jason sich ein und schob die anderen vor uns sanft aus dem Gang. »Abgesehen davon nehme ich an, dass der Besitzer dieses Etablissements kaum die Behörden darüber informieren wird, wenn er es doch ist, der illegal Alkohol und Drogen durch den Gang befördert.«
»Ihre Nase ist vorzüglich, alter Mann«, flötete Steven zuckersüß und schenkte Kimberly ein verlockendes Lächeln. »Nicht gewusst, Prinzessin?«
»Das mit dem Alkohol schon. Rum aus Cuba. Echt lecker«, meinte sie trocken. »Allerdings weiß ich nur von kubanischen Zigarren, die Leroy unter dem Tisch verkauft. Drogen sind mir neu.«
»Dir ist bekannt, dass -«
»Halt den Ball flach, Grandpa.« Kimberly war vorangegangen und spähte um die Hausecke. »Ich hab hier 'ne Weile gejobbt. Geputzt und mal hinterm Tresen ausgeholfen. Was glaubst du denn, woher ich das mit der Tür weiß, hä? Los jetzt, die Luft ist rein.«
Eilig überquerten wir den mit Splitt bestreuten Parkplatz und erreichten ungesehen den Wagen. Während Kimberly aufschloss, blickte ich zurück und sah durch die verschmierten Fenster der Bar in den beleuchteten Innenraum. Abermals zog ein metallisches Aufblitzen mein Interesse an. Es bewegte sich kurz auf und ab. Ich konzentrierte mich darauf und wusste, dass ich es schon einmal gesehen hatte. Dann erinnerte ich mich plötzlich und zischte leise. Der Gehstock mit dem Silberknauf. Der große, schwarzhaarige Mann mit dem langen Mantel. Letavian. Was hatte er hier zu suchen?
Plötzlich drehte er sich in meine Richtung, als habe ich ihn ungewollt gerufen, zu mir gezwungen. Er blickte aus dem Fenster, unsere Blicke begegneten sich und hielten sich gegenseitig magisch fest. Es schienen Minuten zu vergehen, ehe sich einer von uns rührte. Unbewusst machte ich einen Schritt auf ihn zu. Da packte Steven mich bei den Schultern und schob mich in den Wagen. Ich landete halb auf Ernestine und Jason, da sprang Steven bereits neben mich. »Fahr los, Kim.«
»Wartet. Da ist Letavian drin. Ich will wissen -«
»Spinnst du? Erst tanzt du auf dem Typen Tango, und jetzt willst du ihm ein Pflaster anbieten?«, fuhr Kimberly mir ins Wort und gab gleichzeitig Gas. Die Reifen drehten durch, Splitt flog durch die Gegend, mit einem Ruck schoss der Wagen los und jagte vom Parkplatz. Wir wurden gewaltsam in die Sitze gedrückt.
»Letavian?«, echote Dad, und Steven, der mich
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