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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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einen enorm hohen Blutverlust erlitten und benötigt dringend Blut. Wir können ihn keinesfalls transportieren. Das würde er vermutlich nicht überleben.« Er sah sie liebevoll flehend an. »Bitte, Maja. Er ist mein Schwager.«
    »Das ist mir bekannt«, meinte sie, und ihr mitfühlender Blick streifte mich. »Aber sein Herz hat bereits aufgegeben.«
    »Nein, hat es nicht.« Ich bemühte mich um einen festen Tonfall und unterdrückte ein Husten. »Was immer Sie für medizinisches Gesetz halten, dieser Mann setzt fast alles außer Kraft. Sterben kann er dennoch.«
    »Haben Sie da eine Schwellung im Gesicht?«
    »Airbag im Wagen«, murmelte ich und wies mit dem Kinn auf Darian. »Maja, wenn er nicht schnell die nötige Transfusion erhält, wächst mein Kind ohne seinen Vater auf.«
    Sie blinzelte knapp und seufzte leise. »Ich kann kaum glauben, dass ich das jetzt tue.« Dann wies sie mit dem Kinn auf den Koffer und räusperte sich vernehmlich. »Reich mir bitte die Braunüle rüber, Alistair. Nein, die großlumige, bitte. Wissen Sie, welche Blutgruppe er benötigt?«
    »Ich habe Null negativ, die passt immer«, beeilte Jason sich zu sagen, knapp gefolgt von Ernestine: »Ich ebenfalls.«
    »Und wenn es nicht reicht, stehe ich zur Verfügung«, warf Dad ein, und Kimberly hob zeitgleich die Hand. »Ich bin auch noch da.«
    Lediglich Steven lehnte ab. »Ich besser nicht, sonst kann ich mich gleich danebenlegen.«
    Maja Brooks betrachtete die hilfsbereiten Spender mit gerunzelter Stirn und schwenkte dann zu meinem Bruder hinüber. »Sag mir bitte, dass es reiner Zufall ist, Alistair.«
    Er lächelte sie an, während er ihr die Kanüle reichte. »Es ist reiner Zufall, Maja.«
    »Ich soll mich nicht wundern, sagtest du«, murmelte sie kopfschüttelnd, band den Arm ab und klopfte ihn ab. Schließlich setzte sie die Nadel an. »Ich hoffe, dass ich treffe. Hier findet man vermutlich gar nichts mehr.«
    Doch, sie fand. Und stach ins Volle. Beinahe schwarz war das Blut, das sich sehr langsam durch die große Nadel quälte. »Koaguliert ist er zumindest noch nicht.« Sie blickte wieder auf. »Sind Sie sich absolut sicher, dass Sie nicht besser einen Pathologen an diesen Patienten lassen möchten? Ich möchte ungern orakeln, aber wer will sein Blut für etwas derartig Sinnloses verschwenden?«
    »Vertrauen Sie darauf, dass es nicht sinnlos ist, Dr. Brooks.« Jason reichte ihr seinen Arm und wehrte Ernestines Seufzen mit einem matten Lächeln ab. »Ich habe die älteren Rechte, Mrs. Morningdale.«
    »Alter vor Schönheit«, konterte sie gutmütig.
    »So, wie es aussieht, werde ich Sie ebenfalls zur Ader lassen dürfen. Also ist Drängeln nicht nötig.« Damit wandte Maja sich an Jason, band seinen Oberarm ab und setzte eine weitere Kanüle an. Kurz darauf zog sie mit der Zwanzig-Millimeter-Spritze, der größten aus ihrem Koffer, das frische Blut aus Jasons Arm, um es sogleich in Darians Zugang zu übertragen. Knapp einen Liter nahm sie Jason ab, bevor sie ihn entließ und sich an Ernestine wandte. Eine neue Kanüle fand ihr Ziel, und ein weiterer halber Liter seinen Weg in Darian Körper. Mit jeder Spritze wurde Darians durchscheinende Haut klarer, kräftiger. Das war jedoch die einzige Reaktion, die ersichtlich wurde. Vorerst.
    »Ich glaube, wir haben diesen Kampf verloren«, meinte Maja Brooks, hörte noch einmal Darians Herz ab und schüttelte bedauernd den Kopf. Dabei wischte sie sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und sah uns der Reihe nach schwermütig an. »Ich möchte Sie ungern weiter schröpfen, wenn es keinen Sinn macht.«
    »Es macht Sinn«, kam es da hauchdünn von unten. Während die Ärztin nur fassungslos keuchte, trat uns allen ein erleichtertes Lächeln aufs Gesicht. Eilig beugte ich mich vor und legte eine Hand an Darians Wange. Bei der leichten Berührung flatterten seine Lider, und nur mit großer Mühe konnte er sie ganz öffnen. Der unnatürliche Glanz seiner Augen war verschwunden, zurück blieb ein sehr matter Schimmer. Als er mich erkannte, zuckten seine Mundwinkel kaum merklich, und seine Stimme war ein brüchiges Flüstern: »Hallo Liebes.«
    »Hallo Darian«, gab ich sanft zurück, beugte mich weiter vor und küsste ihn sehr vorsichtig. Dann sah ich ihn wieder an. »Gut, dass du zurück bist.«
    »Das ... ist völlig irreal.« Maja Brooks schien der Hysterie nahe. »Dieser Mann ist tot. Er hat einen Herzstillstand.«
    Darians graublauer Blick erfasste die Ärztin. »Ich kann Ihnen

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