Blut Schatten
wieder nach vorn und suchte einen unauffälligen Platz zum Halten.
Bei der nächsten Gelegenheit fuhr ich rechts ran und ließ ihn aussteigen. Wir sahen einander kurz an, nickten knapp, dann eilte er fort. Ich legte den Gang ein und fuhr wieder an.
Vor dem Diner standen sie. Ich erkannte den Van in der Nähe einer flackernden Straßenlampe und die Glut einer Zigarette, die in der Dunkelheit aufleuchtete, ließ kurz das Gesicht meines Vaters erkennen. Unauffällig ruhig fuhr ich an ihnen vorbei und parkte den Wagen in einer schwach beleuchteten Ecke des Parkplatzes. Sorgfältig verwischten Steven und ich mit den Ärmeln die Fingerabdrücke innerhalb und außerhalb des Jeeps. Dann eilten wir auf den Van zu.
Dad war ausgestiegen und empfing uns mit angespannter Miene. Als er die geschwollene Wange und die Druckstellen an meinem Hals bemerkte, verfinsterte sich sein Blick zusehends.
»Mir geht es gut, Dad«, versuchte ich ihn zu beruhigen, gab ihm einen Kuss auf die Wange und stieg in den Wagen. »Ich will nur noch nach Hause.«
»Ich will wissen, was los war«, knurrte er, stieg wieder ein und zog die Wagentür zu. »Fahr los, Kim.«
- Kapitel Achtundzwanzig -
L angsam fuhr Kimberly durch die Einfahrt. Die Außenbeleuchtung sprang an und flutete den Hof mit hellem Scheinwerferlicht. Aufmerksam lenkte sie den Wagen durch die Reihen demolierter und reparaturbedürftiger Taxis und stellte den Van schließlich vor dem Hallentor ab. Sogleich wurde die Tür aufgerissen, und Ernestine kam uns von Jason gefolgt besorgt entgegen.
Als sie vor mir stand, starrte sie mich geschockt an. »Mein Gott, was ist mit dir geschehen?«
»Letavian«, erklärte Dad an meiner Stelle. »Er hat sie beinahe getötet.«
»Grundgütiger!« Behände zerrte sie sich das Tuch von den Schultern und legte es mir um. Verlegen wehrte ich ab, fing Jasons strengen Blick auf und ließ es geschehen.
»Mit einem Kühlkissen wird das wieder«, brachte ich heiser hervor, dann legte Ernestine die Arme um mich, und ich wurde regelrecht abgeführt.
Bis zum zweiten Taxi gelangten wir, da hielt ich abrupt inne und starrte gebannt in die Dunkelheit. Ernestine öffnete bereits den Mund, als ich energisch abwinkte.
Langsam wies ich auf den flackernden Schein vor uns. Er wurde heller, dann wieder dunkler, verlosch beinahe komplett, um sogleich erneut verhalten zu schimmern. War Letavian uns gefolgt? Hatte er die Finte durchschaut und lauerte dort in der Ecke auf uns? War das nicht totaler Irrsinn?
»Was siehst du?«, flüsterte Steven, trat neben mich und folgte meinem Fingerzeig. Plötzlich sprintete er an mir vorbei auf den Schemen zu. Seine Stimme überschlug sich regelrecht: »Verdammter Mist! Ich brauche sofort Hilfe! Wie konnte das passieren?«
Nun erkannte auch ich, was sich dort verbarg. Mein Herz setzte aus, ich traute kaum meinen Augen und krallte mich instinktiv an Ernestine fest. Darian. Er schwankte.
Schon stob Dad an mir vorbei, Jason folgte knapp dahinter. Ich sah Steven nach ihm greifen. Da erreichte Dad ihn, packte zu, und gemeinsam stürzten sie auf den Boden. Ein qualvoller Schrei durchschnitt die Luft. Jason zog Darian von meinem Vater herunter, der sich mit leidvoller Miene die Hand hielt. Nun erst machte ich mich beinahe gewaltsam von Ernestine frei und eilte auf sie zu.
»Verfluchte Axt!«, schimpfte mein Vater und rappelte sich auf. »Fasst bloß das Schwert nicht an.«
Erschrocken blieb ich abermals stehen und blickte auf die lodernde und nach verbranntem Fleisch riechende Handfläche meines Vaters. Rasch erfasste mein Blick Darians blasses, blutverschmiertes Gesicht, seine geschlossenen Augen, das verschmutzte, wirre Haar. Und er stank entsetzlich.
Jason hatte seine Arme um Darians Oberkörper gelegt und versuchte ihn anzuheben. Dass er gleichzeitig der Berührung mit dem Katana an Darians Hüfte auszuweichen musste, machte dieses Unterfangen mehr als problematisch.
»Zange«, ordnete ich heiser an, und Kimberly stürzte in die Werkstatt, um das Geforderte sofort zu organisieren.
Mit zitternden Fingern löste ich den Gürtel um Darians Hüfte und zog das Katana unter ihm hervor. Während Ernestine sich nun um Dad kümmerte und ihn ins Haus brachte, hoben Jason und Steven den Bewusstlosen an und schleppten ihn ebenfalls hinein. Ich ergriff das Katana mit der langen Rohrzange und trug es an ausgestreckten Armen hinterher.
»Bringen wir ihn nach oben, da ist mehr Platz«, hörte ich Steven im Treppenhaus zu Jason sagen, eilte
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