Blut Schatten
zum Halten kam. Dabei sah er mich mit funkelnden Augen an. Dann wurde seine Miene ernster. Er legte seine Hände sehr zart über die Druckstellen an meinem Hals, zog mich an sich heran und küsste mich.
»Auch wenn ich deine momentan sehr rauchige Stimme als überaus erotisierend empfinde, sollten wir etwas dagegen unternehmen, sowie gegen deine anderen Verletzungen.«
Mir lag die Frage nach dem »Wie« bereits auf den Lippen, als ich unter seinen Händen nahezu zu verbrennen drohte. Meine Haut loderte, es stach wie unter Abertausenden von Nadelstichen, während es sich zeitgleich so anfühlte, als würde mein Hals von innen nach außen gestülpt. Von meinem Unterbauch zog es wie flüssiges Magma bis direkt unter Darians Handflächen, als bestünde eine Verbindung zwischen Vater und ungeborenem Kind. Was unter logischen Gesichtspunkten betrachtet völlig absurd erschien – aber was war hier schon normal? Als ich dachte, es nicht mehr ertragen zu können, nahm Darian seine Hände fort und legte sie mir kurz darauf an die geschwollene Gesichtshälfte. Hier setzte das Brennen und Stechen erneut ein und trieb mir nun endlich die Tränen in die Augen.
»Durchhalten, Liebes«, raunte er mir zu und küsste mich sanft. »Nur noch einen kleinen Moment.«
Der kleine Moment zog sich hin wie Gummi. Gefühlte Stunden verharrte ich auf seinem Bauch sitzend und kämpfte gegen den inneren Drang, mich loszureißen. Dann endlich nahm er seine Hände von meinem Gesicht und blickte mich betreten an. »Entschuldige, aber es ging nicht anders.«
»Hat sich meine Tapferkeit wenigstens gelohnt?«, fragte ich leicht außer Atem. Ich stutzte. Ich klang normal? Halsschmerzen weg? Wie hatte er das gemacht? Ich räusperte mich, probierte mein Stimmvolumen von Neuem: »Test. Eins, zwei, drei.«
Darians strahlendes Lächeln sagte alles. Mit einem mühsam gedämpften Jubeln fiel ich auf ihn und übersäte sein Gesicht mit Schmetterlingsküssen. Und den Fußboden mit einer weiteren Tsunami-Welle. Abrupt hielt ich inne, ruckte hoch und sprang mit einer erneuten Bugwelle aus der Wanne. Hurtig schlidderte ich auf den Spiegel über dem Waschbecken zu, wischte mit dem Handtuch über die beschlagene Oberfläche und blickte hinein. Unglaublich. Tastend fuhren meine Finger über die Wange, die zuvor noch schön bunt geschillert und gespannt hatte. Nicht der Hauch einer Schwellung war mehr zu erkennen. Die optische Erinnerung an Letavians Schlag war beinahe verschwunden, lediglich eine leichte Schattierung war auszumachen. Und die Druckstellen am Hals hatten sich regelrecht in Luft aufgelöst. Wie war das möglich?
Langsam drehte ich mich zu Darian um und sah ihn erstaunt an.
»Wenn ich dich nicht kennen würde, bekäme ich jetzt Angst vor dir.«
Selbstgefällig verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und warf mir einen zufriedenen Blick zu: »Recht spät, meinst du nicht? Aber falls es dich nach einem Ausgleich für meine Bemühungen gelüsten sollte, ich stehe dir sehr gern dafür zur Verfügung.«
»Oh, du -«
»Stopp!«, bremste er meinen Schwung und wies hinter mich. »Du solltest vorher die Tür abschließen. Nicht, dass wir unsere Mitbewohner verschrecken, falls jemand ohne Voranmeldung hereinkommt.«
»So, so, meinst du nicht, dass die Wanne dafür etwas zu schmal ist?« Langsam trat ich bis an die Tür zurück, tastete nach dem Schlüssel und drehte ihn um.
»Wo ein Wille ist, Faye, findet sich ein Weg.« Plötzlich stand er, ein Bein in der Wanne, das andere außerhalb. Seine Hand schoss vor und umspannte mein Handgelenk. Ruckartig zog er mich zu sich heran. Seine Augen funkelten begehrlich, und seine Stimme klang rau: »Und ich will dich. Sofort.«
»Ist das so?«, gurrte ich, trat dicht an ihn heran und ließ meine freie Hand aufreizend langsam über seinen Brustkorb wandern. Während mein Blick seinen festhielt, beschrieben meine Finger einen großen Bogen und fuhren an seiner Seite entlang, ehe sie tiefer glitten und knapp vor dem verhielten, was Darians Worte deutlich greifbar unterstrich.
Ich vernahm seinen zischenden Atem. Da packten zwei starke Hände zu und hoben mich zurück in die Wanne. Sogleich fuhren seine Finger in mein Haar, er zog meinen Kopf zurück, und seine Lippen eroberten meinen Mund. Er zwang sie auseinander, befahl Einlass und nahm sich, was er begehrte. Der Vorstoß erfolgte ungestüm und war ebenso schnell vorüber.
Darians Augen erglühten, als er sich losriss, mich bei den Schultern packte und
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