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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Schloss.

- Kapitel Einunddreißig -
    J etzt einmal abbiegen, und dann sind wir da«, dirigierte Kimberly mich in die 13th Street und wies auf den rechten Straßenrand vor der Notre Dame School. »Da drüben neben dem Baum kannst du parken.«
    Den ganzen Straßenabschnitt säumten kürzlich gepflanzte junge Bäume. Ich suchte mir eine freie Lücke zwischen zwei Wagen und schob den Schalthebel auf Parken. Dann griff ich nach meiner kleinen schwarzen Handtasche und stieg aus.
    Das Gebäude war vierstöckig, hatte eine im gotischen Stil verzierte Fassade und hohe, geschwungene Fenster. Im unteren Bereich waren sämtliche Fenster vergittert, Kriminalität macht auch vor Lehranstalten nicht halt. Der Name der Schule prangte in großen Lettern mittig auf der Fassade, übersehen werden konnte sie nicht wirklich. Weiter unten sah ich ein heruntergelassenes Rolltor, rechts von uns jedoch ein weißes, offen stehendes Gitter mit einer Treppe dahinter, die ins Gebäude hineinführte.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass mir das mal fehlen könnte«, meinte Ernestine und blickte sich interessiert um. »Riechst du es auch, Faye? Dieser typische Schulduft.«
    »Es stinkt«, maulte Kimberly. »Und zwar nach Ärger.«
    »Momentan rieche ich nichts weiter als Abgase«, gab ich zurück.
    Mein Blick wanderte zu Ernestine hin, die in ihrem dunkelblauen Businesskostüm durchweg respektierlich aussah. Wie damals bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen war sie elegant frisiert, und der Hauch eines teuren Parfüms rundete ihr vornehmes Erscheinungsbild perfekt ab. Ich kam mir neben ihr beinahe wie ein Schulmädchen vor.
    Zwar hatte ich mir die Haare hochgesteckt, trotzdem meinten sich einige Strähnen aus dem strengen Knoten lösen zu müssen und ringelten sich nun vorwitzig um meine Stirn. Genervt blies ich sie fort und steckte sie schließlich hinters Ohr. Die von Ernestine geliehene Goldrandlesebrille rutschte ein wenig und blieb fast auf meiner Nasenspitze hängen, zwang mich so, über ihren Rand hinwegzusehen. Sie war recht schwach, was meine Augen durchweg mit Wohlwollen registrierten.
    Ein wenig nervös zupfte ich an meinem weinroten Blazer. Die Hose engte mich ein, obwohl ich den Knopf ignoriert und sie nur mit einem Haargummi verschlossen hatte. Zum Glück verdeckten der Blazer und das weiße Trägertop diese Lücke. Allmählich wurde der anwachsende Bauch für Unternehmungen dieser Art zu einer Belastung. Leider hatte meine neue Kleidung unter dem Staubsturm gelitten, und ich war gezwungen, für einen ordentlichen Auftritt auf diesen Hosenanzug zurückzugreifen. Hatte ich mich anfangs noch gefragt, warum ich ihn in meine Tasche gepackt hatte, nun wusste ich es. Insgeheim musste ich Darian beipflichten. Alles ergab irgendwann einen Sinn, auch wenn dieser oftmals erst später zu erkennen war.
    Kimberly wies auf den vergitterten Eingang. »Dort geht's rein. Dann links, die Stufen hoch, den Gang runter bis zum Office. Muss ich wirklich mitkommen?«
    »Wenn du denkst, dass wir deinen Hintern ohne deine Anwesenheit vom Schleudersitz retten, hast du dich geschnitten«, drohte ich grimmig, ergriff ihren Arm und machte somit überdeutlich klar, was ich von ihrem Fluchtversuch hielt.
    »Dann mal voran, junge Dame.« Ernestine wies mit einem einladenden Wink auf die grüne Doppeltür mit den im oberen Bereich eingefassten Glaselementen. Maulend setzte Kimberly sich in Bewegung.
    Wenige Minuten später standen wir vor dem besagten Büro. Ich hatte meine Hand bereits zum Klopfen gehoben, als es leise summte und die Tür wie von Geisterhand aufschwang. Eine weibliche Stimme erklang: »Ich habe Sie schon vor dem Gebäude gesehen und Miss McNamara erkannt. Kommen Sie doch bitte herein.«
    Wie praktisch, dass man vom Büro aus direkt auf die Straße sehen konnte. Lächelnd traten wir ein und fanden uns einer jüngeren, dunkelblonden Frau in hellbraunem Pulli und dunkelbraunem Rock hinter einem schmalen Tresen gegenüber. Hinter ihr ragte eine Wand voll Aktenordner auf, vor ihr flimmerte der Flachbildschirm. Direkt neben ihr war das verräterische Spionagefenster. Und über allem wachten das Bildnis eines gestreng dreinschauenden Mannes und ein Kreuz.
    »Mein Name ist Faye McNamara«, stellte ich mich vor. »Ich glaube, wir werden bereits erwartet.«
    »Oh, natürlich. Ich werde Mrs. Randal sofort Bescheid geben.« Sie erhob sich, durchquerte mit wenigen Schritten den kleinen Raum und blieb vor einer weiteren Tür stehen. Ein leises Anklopfen, ein

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