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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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herrisches »Ja, bitte?«, und sie öffnete die Tür. »Mrs. McNamara ist mit Miss Kimberly hier, Mrs. Randal.«
    »Die Drachenhöhle«, flüsterte Kim mir zu und erntete von mir einen warnenden Stups mit dem Ellenbogen.
    »Oh, sehr gut. Sie möchten bitte eintreten, Ashton. Ich bin hier sofort fertig.«
    Die Sekretärin nickte, trat beiseite und öffnete die Tür ganz. Mit einer Geste bat sie uns herein. Um Kimberly weiterhin an der Flucht zu hindern, schob ich sie vor mir ins Büro der Schuldirektorin hinein. Hinter Ernestine wurde die Tür leise geschlossen.
    Wie ein rotäugiges, Feuer speiendes Schuppentier sah diese sehr dynamisch wirkende Frau mittleren Alters nicht gerade aus. Schwungvoll erhob sie sich von ihrem Schreibtisch und blickte uns interessiert entgegen. Ihre dunklen Haare trug sie in einem modischen Kurzhaarschnitt, der ihr ovales, von leichten Falten durchzogenes Gesicht mit den dunkelbraunen, funkelnden Augen elegant umrahmte. Ihre Kleidung bestand aus einem hellgrauen Kostüm mit gestärkter weißer Spitzenbluse nebst passendem Schuhwerk. Nichts da mit grünem Echsenlook. Vielleicht stellte der zugeklappte Laptop vor ihr auf dem Tisch das goldene Ei nach. Wer weiß?
    Hinter ihr nahm ein Sideboard voller Akten die komplette Wand ein, darüber hingen einige Porträts mir unbekannter Persönlichkeiten. Seitlich davon befanden sich zwei Doppelfenster mit breiten, beigefarbenen Jalousien, dazwischen das obligatorische Kreuz. Und bei jedem Schritt knarrten die auf Hochglanz polierten Dielen unter unseren Füßen.
    »Es freut mich, dass Sie diesmal meiner Bitte um ein Gespräch nachgekommen sind. Ich bin Elizabeth Randal. Schön, Sie kennenzulernen, Mrs. McNamara. Allerdings habe ich Ihren Mann erwartet und bin daher ein wenig überrascht, Sie hier zu sehen. Wir gingen davon aus, Sie wären verstorben. Zumindest ist es das, was aus den Unterlagen hervorgeht. Aber setzen Sie sich doch bitte.« Sie reichte erst mir, dann Ernestine die Hand und wies anschließend mit einer entsprechenden Geste auf die zwei mit Glattleder bezogenen Stühle gegenüber ihrem wuchtigen Ebenholztisch.
    »Ich bin nicht Kimberlys Mutter, Mrs. Randal. Ich bin ihre Tante.
    Und diese Dame hier ist Mrs. Morningdale, Kimberlys Großmutter. Mein Bruder ist derzeit leider indisponiert und kann den Termin bei Ihnen nicht wahrnehmen, daher bin ich gekommen.« Ich blickte sie über den Rand meiner Brille auffällig deutlich an. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Mrs. Ernestine Morningdale?«, echote die Frau, und ihr Blick blieb erstaunt an Ernestine hängen. Diese lächelte souverän. »Genau die, Mrs. Randal.«
    »Ach, du meine Güte. Dass ich Sie nicht gleich erkannt habe. Ich bin untröstlich. Darf ich Ihnen etwas anbieten? Einen Kaffee, Tee oder ein Glas Wasser?«
    Okay, mein Auftritt war damit wohl im Eimer. Sollte ich Ernestine nun das Feld überlassen? Es schien zumindest im Augenblick sinnvoller.
    »Machen Sie sich bitte keinerlei Umstände«, wehrte sie bescheiden ab. »Ich begleite lediglich meine Schwiegertochter und Nichte zu diesem Termin. Meine Person tut in diesem Fall überhaupt nichts zur Sache.«
    Ach, tat sie nicht? Mir wurde schlagartig klar, dass ich über Ernestines Wirken vor dem Pendelschwenken und Tragen von Wallekleidern so gut wie keine Ahnung hatte. Jetzt nur keine Blöße geben. Ich musste es so gut wie möglich überspielen.
    »Aber selbstverständlich.« Mrs. Randal schien sich wieder gefasst zu haben. Sie lächelte verzagt, fuhr sich mit einer Hand über die haselnussbraunen Haare und zog einen kleinen Stapel Papiere vor sich. Dann streifte ihr Blick Kimberly, und sie sah zur Tür hinüber. »Wenn du uns einen Augenblick allein lassen würdest, Kimberly?«
    Sofort erhob ich Einspruch: »Ich würde es vorziehen, wenn das Kind im Raum bleiben würde, Mrs. Randal. Immerhin dreht sich unser Gespräch um ihre Belange, und da ist es aus pädagogischer Sicht nur sinnvoll, wenn sie es mitverfolgen kann. Möglicherweise hat sie das eine oder andere dazu beizutragen.«
    Kind?, echote es empört in meinem Kopf. Mein Blick streifte kurz ihr Gesicht und wandte sich dann wieder meinem Gegenüber zu.
    »Nun ja, wenn Sie es wünschen, Mrs. McNamara. Nimm dir doch bitte von dort einen Stuhl und setz dich zu uns, Kimberly.« Sie wies auf den kleinen Konferenztisch schräg gegenüber, und Kimberly holte sich einen der modernen Stahlrohrstuhle mit schwarzem Glattlederbezug. Den stellte sie neben mich und ließ sich darauf

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