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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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harten Gegenstand. Schließlich entsann ich mich gewisser Fähigkeiten und sah mich erneut um. Die Jalousie war herabgelassen, und die Vorhänge vor dem Fenster waren zusätzlich zugezogen. Aus Stevens Sicht verständlich.
    Kimberly hockte im Dunkeln auf der schwarzen Schlafcouch an der linken Wand und hielt ihr Gesicht hinter den Händen verborgen. Über ihr war gefährlich schief ein Regal angebracht, auf dem sich diverse Bücher stapelten. Vor dem Fenster stand ein alter Tisch, beladen mit Büchern, Blöcken, einer Lampe, dahinter ein zugeklappter Laptop und ein Totenschädel mit roter Kerze. Schick. Rechts erkannte ich einen breiten, dreitürigen Kleiderschrank, beklebt mit Postern mir unbekannter Gruppen und Schauspieler, lediglich A.P.P.S. aus Navy CIS sagte mir etwas. Daneben stand ein schmales Regal mit einem Fernseher und einer Stereoanlage nebst einigen CDs. Die Barriere vor meinem Knie entpuppte sich als ein Feldbett, das zwischen Schrank und Bett nahezu eingeklemmt war und kaum noch Platz ließ, um zum Fenster zu gelangen. Also kletterte ich darüber und zog als Erstes die Vorhänge und die Jalousie auf. Anschließend klappte ich mit wenigen Handgriffen das Feldbett zusammen und stellte es neben dem Schrank hinter die Tür.
    »Dann lass mal hören, Kim. Was ist los?« Ich ließ mich neben ihr auf dem Schlafsofa nieder und legte ihr einen Arm um die Schultern. Sie ließ es geschehen, lehnte sich sogar an mich und blickte nach einer Weile zu mir auf. Ihre Wimperntusche war verschmiert, und ihre Augen gerötet. Sie hatte geweint.
    Noch einmal zog sie geräuschvoll die Nase hoch und wischte sich mit dem Ärmel ihrer Strickjacke über die Augen. Ihre Stimme klang halb erstickt, als sie sagte: »Dad bringt mich um, wenn er was mitkriegt, Faye.«
    »Dann werden wir ihm nichts davon erzählen«, flüsterte ich ebenso leise zurück. »Dazu müsstest du mir erst mal sagen, was los ist.«
    Sie lachte kraftlos. »Du bist witzig. Dad muss heute Nachmittag bei der Schulleitung antraben, sonst fliege ich von der Schule. Also wird's nichts mit dem Verheimlichen. Aber danke für den Versuch, meine Hinrichtung aufzuschieben.«
    »Worum geht es in deiner Verhandlung?«
    Ein leises Seufzen, dann murmelte sie: »Ich habe die letzten beiden Matheklausuren versaut und in den letzten Wochen die Stunden geschwänzt.«
    Ich verstand. »Also bist du unentschuldigt dem Unterricht ferngeblieben. Hängt es damit zusammen, dass wir bei euch eingezogen sind? Zu viel Stress für dich?«
    »Quatsch ! Das hat doch mit euch nichts zu tun«, begehrte sie auf, und mir fiel ein Stein vom Herzen. »Ich komme mit dem ganzen Unterrichtsmist nicht mehr klar. Integrale berechnen. Diesen Schwachsinn braucht doch kein Mensch.«
    »Und deswegen schwänzt du den Unterricht?«
    »Jep. Und ich wurde heute erwischt«, ergänzte sie zerknirscht. »Von dieser bescheuerten Kuh Marcy. Die hatte nichts Besseres zu tun, als gleich zur Direx ins Büro zu rennen und ihre Klappe aufzureißen. Ich hasse das Weib.«
    »Darum muss Alistair umgehend dort auftauchen.«
    Kimberly zischte leise. »Auch, ja.«
    »Auch?«
    Irrte ich mich oder grinste sie bösartig, als sie gestand: »Ich hab die Schlampe vor dem Klo abgefangen und ihr eine gedrückt.«
    Aua. Ich fügte Körperverletzung der Missetatenliste von Kimberly hinzu. Gleichzeitig musste ich an mich halten, um nicht zu lachen. Vermutlich hätte ich ebenso gehandelt. Zumindest in dem Alter.
    »Nun gut. Das erklärt natürlich, warum dein Vater als Erziehungsberechtigter vor der Direktorin antreten soll. Willst du es ihm sagen, oder soll ich das übernehmen?«
    Ihr Blick wurde weich, fast flehend. »Kannst du das nicht übernehmen? Oder was noch besser wäre, kannst du nicht mitkommen, und wir sagen Dad erst gar nichts davon?«
    »Sehr amüsant, Kim. Und als was soll ich auftreten? Als deine Mutter?«
    »Als meine Tante aus England. Da müssen wir nicht lügen. Wir sagen einfach, dass Dad nicht da ist und du derzeit auf mich aufpasst. Bitte, bitte, Tante Faye. Lass mich nicht hängen. Bitte.«
    »Ich glaube nicht, dass das funktioniert, Kim. Und dein Vater wird auf jeden Fall Wind davon bekommen.« Meine Stirn wurde faltig, als sie energisch den Kopf schüttelte. »Nicht?«
    Kimberly senkte den Blick. »Ich habe das E-Mail-Postfach der Schule gehackt und alle Mails an Daddy gelöscht. Die Briefe von der Schule habe ich auch abgefangen. Bist du jetzt sauer auf mich?«
    Sollte ich zumindest sein, war ich komischerweise

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