Blut Schatten
Impfschutz aus? Tetanus?«
»Habe ich letztes Jahr erst auffrischen lassen«, gab ich zurück und wies zur Tür. »Dort geht's lang.«
Unsere Mitbewohner staunten nicht schlecht, als ich in Begleitung von Maja das untere Apartment betrat und die Küche ansteuerte.
»Habt ihr Alistair erreicht?«, fragte ich in die Runde und ließ mich neben dem Fenster nieder, damit Maja genug Licht hatte.
Sie begrüßte alle Anwesenden, bat um Verbandszeug und Desinfektionsmittel und nahm dankend die Tasse Kaffee entgegen, die Kimberly ihr perplex entgegenhielt.
Während Dad und Ernestine uns verwirrt betrachteten, legte Jason die Zeitung beiseite, erhob sich und organisierte das Gewünschte, als wäre nichts Besonderes vorgefallen. Nebenbei erkundigte er sich nach Majas Wohlbefinden und erwähnte, dass Alistair sich vor einer Weile gemeldet hätte und sofort zum Krankenhaus eilen Wollte. Maja und ich wechselten einen besorgten Blick. Wir wollten uns nicht ausmalen, was geschah, wenn er in den dort tobenden Kampf platzte.
»Ich probiere es noch mal«, murmelte Kim, nahm das Telefon vom Tisch und wählte Ali stairs Nummer. Sie ließ es lange klingeln, ehe sie auflegte und uns betrübt ansah.
»Er wird sich schon melden«, meinte Ernestine hoffnungsvoll und ging Maja zur Hand, um ihre zitternden Hände zu beschäftigen. Dad zog es inzwischen vor, Schützengräben in den Flur zu laufen. Einzig Jason wirkte ruhig und besonnen, während er einen Tee aufsetzte.
Nachdem Maja meine Schulter versorgt hatte, ließ sie sich auf der Tischkante nieder, fuhr sich mit dem Rücken ihrer blutigen Hand über die Stirn und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. In ihren Augen stand Erschöpfung, Besorgnis und noch etwas, was ich nicht deuten konnte. Skepsis? Oder die Hoffnung, dass das alles nicht wahr war?
»Du glaubst noch immer nicht daran, richtig?«, deutete ich ihren Blick, und sie nickte lahm. »Es ist das Gegenteil von allem, was ich jemals gelernt habe. Es ist wissenschaftlich ein Absurdum. Trotzdem habe ich es erlebt.«
Meine Hand landete auf ihrer, ich tätschelte sie verstehend. »Ich weiß, es ist nicht einfach. Als ich damit konfrontiert wurde, bin ich fast durchgedreht. Teilweise habe ich die Nerven verloren und gebetet, aus diesem Albtraum zu erwachen. Glaub mir, es ist kein Traum. Es ist so real wie du und ich. Aber mal ganz ehrlich, du hältst dich erstaunlich gut.«
»Danke.« Maja lächelte gequält. »Zumindest versuche ich die Fassung zu wahren. Es fällt mir derzeit nicht leicht.« Dann sah sie auf. »Dieser Mann, Darian, ist auch einer von ihnen?«
»Das ist er, Dr. Brooks«, meldete Jason sich zu Wort und drehte sich zum Kühlschrank, um diesen zu öffnen. »Mr. Knight ist einer von den Guten. Wenn es Sie beruhigt: Sehen Sie bitte selbst. Das ist das Einzige, was er zu sich zu nehmen geruht.«
»Blutkonserven?«, rutschte es ihr erstaunt heraus, als sie den Inhalt in einem der Fächer bemerkte.
»In der Tat.« Jason klappte die Tür wieder zu. »Etwas anderes kommt für ihn nicht infrage.«
»Für mich schon. Aber ich habe mich den Gepflogenheiten dieses Haushalts angepasst«, murmelte es von der Tür her. Steven latschte in die Küche, setzte Breeze auf dem Boden ab und öffnete seinerseits den Kühlschrank. Eine Konserve landete in der Mikrowelle, wurde auf Betriebstemperatur gebracht, ehe Steven demonstrativ seine Zähne durch das Plastik schlug und sie binnen Sekunden leerte. Dann ließ er die leere Verpackung in den Mülleimer fallen und drehte sich zu Maja um. »Ist eine weitere Demonstration unserer Existenz nötig, oder glauben Sie es nun? Ach übrigens, ich bin Steven Montgomery, vor gut dreißig Jahren aufgrund eines Bisses verstorben und heute meines Zeichens Vampir in Läuterung. Falls Sie Fragen haben, bin ich gern bereit, diese zu beantworten. Allerdings gestatte ich keine Experimente an meiner Person. So weit alles klar? Hoppla!«
Lediglich Jasons beherzte Reaktion verhinderte, dass Maja wie Pudding vom Tisch glitt. Mit einem stillen Seufzen war jedes Bewusstsein aus ihrem Leib entwichen, und während Jason sie festhielt, eilte Ernestine hinaus, um das Riechsalz aus ihrer Handtasche zu holen. Ich warf Steven indes einen finsteren Blick zu.
»Meine Güte«, entschuldigte er sich eingeschnappt. »Die Frau schnippelt jeden Tag ihre eigenen Artgenossen auf. Da habe ich schon ein wenig mehr Widerstandsfähigkeit erwartet.«
»Nicht nach dem, was sie in den letzten Stunden alles erlebt hat,
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