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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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einem Mann. Eine andere Beschreibung fiel mir dafür einfach nicht ein. Mittelbraunes, nackenlanges, leicht welliges Haar hob sich von seiner ebenholzfarbigen Haut ab und umgab sein kantiges Gesicht, das gezeichnet durch hohe Wangenknochen und ein markantes Kinn außerordentlich maskulin wirkte. Energische Brauen und ein zu einem kleinen Lächeln verzogener, sinnlicher Mund vervollständigten das Bild eines perfekten Männergesichts. Selbst sein Körperbau war atemberaubend. Breite Schultern lagen verborgen unter einem dunklen weiten Hemd mit hohem Kragen und aufgerollten Ärmeln, die nur einen Blick auf muskulöse Unterarme erlaubten. Dazu eine schmale Taille, die die V-Form seiner Gestalt noch weiter zur Geltung brachte und in geraden, sehr trainiert anmutenden Beinen mündete. Und er war hochgewachsen, wirkte sogar größer als Darian, der mit seinen knappen zwei Metern nicht gerade klein war.
    »Päckchen?«, fragte der gleiche Mann wie zuvor. »Ich weiß nicht.«
    »Du vielleicht nicht«, erwiderte Ahjarvir ruhig und hob den Arm. »Aber sie weiß es. Nicht wahr, Kahina?«
    Er überbrückte die Distanz, die ich zwischen uns gebracht hatte, mit einem einzigen Schritt. Abermals stand er so dicht vor mir, dass ich ihn hätte beißen können. Erneut wich ich sehr vorsichtig zurück und trat diesmal seitwärts von ihm weg.
    »Du hast ziemlich lange gebraucht, mich zu finden, alter Mann«, antwortete eine weibliche Stimme mit schwerem Akzent. Geradezu gelassen trat die Frau zwischen den Männern hervor, schob die Kapuze zurück und offenbarte schulterlange Wellen pechschwarzen Haares. »Du hattest doch nicht etwa unerwartete Schwierigkeiten?«
    Sie war noch recht jung, ungefähr Anfang zwanzig, und hatte ein faltenfreies Gesicht mit klaren Linien, das eindeutige Zeichen ihrer orientalischen Herkunft aufwies. Ihr Auftreten aber ließ sie weitaus älter wirken. Und sie schien keinerlei Angst zu haben. Der Blick ihrer dunklen Augen hatte durchaus etwas Verächtliches an sich. Ich war mir nicht sicher, ob es ratsam war, diesen alten Vampir zu reizen.
    Obwohl ich Darian nicht sehen konnte, spürte ich seine Präsenz und innere Anspannung durch den festen Griff seiner Hände um meine Oberarme sehr genau. Für einen Moment überließ ich ihm die Führung und bemerkte, wie es mich weiter vom Geschehen fortzog. Kurz darauf schwebten wir einige Meter über dem Boden und erhielten einen detaillierten Überblick.
    Nur wenige Meter trennten den alten Vampir von der jungen Frau, die ihn weiterhin unerschrocken musterte.
    Da tippte sich der Mann mit einem Finger an die Nase, während ein müdes Lächeln seine Mundwinkel umspielte, das seine Augen jedoch nicht erreichte. »Dein Geruch liegt wie Parfüm in der Luft, selbst wenn du ihn unter einer dicken Schmutzschicht zu verbergen suchst, Kahina. Nun, wo ist es? Und bitte, verschone mich mit Ausreden.«
    »Es wird dir nichts nützen, denn selbst wenn du weißt, wo es ist, wirst du es nicht in die Finger bekommen. Dabei warst du so dicht dran«, gab sie mit einer entsprechenden Geste ruhig zurück. Dann wurde ihr Blick hart und ihre Stimme schneidend: »Es ist vor dir sicher – auf geheiligtem Boden.«
    Sein Gesicht verzog sich zu einer zornigen Maske, und er wirkte zum Sprung gespannt. »Du -«
    »Halt!« Ihre Hand flog in die Höhe. »Einen Schritt weiter, und du weißt, was geschieht.«
    Zu meiner Verwunderung hielt der Vampir inne und ließ nur seine Blicke das ausdrücken, wozu er selbst nicht imstande schien. Es war offensichtlich, dass sie ihn in der Hand hatte. Doch womit? Da drehte er sich abrupt um und ging einige Meter zurück, blieb abermals stehen und sprach in die Dunkelheit: »Sie gehört dir.«
    Ein leises Klacken erklang, dann eine Pause, dann wieder dieses Klacken, als würde etwas Hartes den Straßenbelag berühren. Kurz darauf trat ein schmaler, länglicher Gegenstand ins Blickfeld, an dessen Ende ein Silberknauf prangte, von einer behandschuhten Hand umfasst. Nach der Hand erschien der Arm, schließlich der ganze, in einen langen dunklen Mantel gehüllte Mann.
    Ich runzelte erstaunt die Stirn. Da war er also. Letavian hatte die ganze Zeit über in der Dunkelheit gelauert, das Geschehen beobachtet und trat jetzt erst als geplante Überraschung hervor. Er machte demnach doch gemeinsame Sache mit Darians Erschaffer. Warum wunderte mich das nicht im Geringsten?
    »Wie ich sehe, hast du diesmal Verstärkung mitgebracht, Ahjarvir«, höhnte das Mädchen und stemmte

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