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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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älter, als sie tatsächlich war; sie ging ein wenig gebeugt und murmelte dabei sinnlos klingendes Zeug vor sich hin: »Habe ich es gewusst. Blind sind sie. Alle. Immer habe ich es gewusst. Sie kommen, habe es ihnen gesagt. Nein, sie wollen es nicht hören. Dabei habe ich es immer gewusst. Immer gewusst, gewusst. Ja, ich habe es gewusst.
    Und es ihnen gesagt. So blind. Zu spät. Jetzt ist es viel zu spät. Ich habe es gewusst. Diese Blinden. Habe es ihnen gesagt.«
    Ihr dunkles, strähniges Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden, und es roch so, wie es aussah. Ihr Gesicht war dreckig und von Falten durchzogen. Ein grob gestrickter, blauer Schal umgab ihren dürren Hals und ließ schmutzig-schwarze Ränder auf der Haut darunter erkennen, während behandschuhte Hände sich nach den Tüten ausstreckten, deren Inhalte sich teilweise auf dem Gehweg verteilt hatten.
    Ich wollte ihr helfen, da zog Darian mich zurück. Er sah mich warnend an, sprach jedoch kein Wort. Indes hatte die Frau die Sachen zurück in die Tüten gestopft und warf diese nun achtlos in den Einkaufswagen.
    »Alles geht kaputt, habe ich gesagt. Zerstört. Von oben nach unten, habe ich gesagt«, murmelte sie weiter. Dann blickte sie uns an, ihre Augen wirkten der Realität entrückt. Plötzlich fuchtelte sie anklagend mit dem Finger in der Luft herum, wies auf Darian. »Ihr. Alle. Jeder. Keiner bleibt verschont. Wenn bald der Mond erwacht, wenn dann das Wort gebracht, wird das gehoben, was lange verborgen.« Mit irrem Blick starrte sie uns kurz an. Dann senkte sie den Kopf und schob den Wagen an uns vorbei. »Ich habe es immer gewusst. Blind sind sie. Alle. Ich habe es ihnen gesagt. Immer gewusst, gewusst.«
    »Was war das denn?«, fragte ich leicht irritiert und sah dieser verwirrten Figur nach, wie sie vor sich hin murmelnd mit ihrem Wagen um die nächste Ecke verschwand.
    »Jemand sehr Bedauernswertes. Lass uns gehen, Faye. Wir haben so weit alles erledigt.«
    Kam es mir nur so vor, oder wollte er die Begegnung mit dieser merkwürdigen Frau tunlichst vom Tisch fegen? Sie hatte ihn doch nicht beunruhigt, oder doch?
    »Diese Frau eben«, begann ich und wurde sogleich unterbrochen: »Sie ist unwichtig, Faye. Denk nicht weiter darüber nach. Es lohnt nicht.«
    Also doch. »Ich fand ihre Worte recht interessant.«
    »Ich finde einige Sprüche an Toilettenwänden auch interessant.«
    Herzlichen Dank für die Abfuhr. Ich musste fast laufen, um mit seinen energischen Schritten mithalten zu können. »Bist du sauer?«
    Er verlangsamte das Tempo, nahm mich bei der Hand. »Nein, wie kommst du darauf?«
    »Vielleicht wegen vorhin. Als ich dich in der Küche überging. Normalerweise führst du das Regiment.« Ich lächelte verlegen.
    »Tue ich das? Möglicherweise, Faye. Aber nein, ich habe nichts dagegen, Verantwortung abzugeben. Im Gegenteil. Ich bin erfreut darüber, dass du deinen Teil endlich übernimmst. Dass du dich darauf besinnst, wer du bist und was du bist. Es war an der Zeit.« Er küsste mich beim Gehen aufs Haar. »Und du hast selbst festgestellt, dass jeder deine Autorität anerkannt hat. Was sollte mich demnach daran stören?«
    Seine Worte erstaunten mich. Gehörte es nicht zu den männlichen Eigenheiten, stets Stärke und tatkräftige Entschlossenheit signalisieren zu müssen? Hatte ich nicht genau das untergraben?
    »Faye«, nahm er den Faden wieder auf. Ich hatte gedanklich wohl gerade etwas gebrüllt. »Autorität wird erworben und nicht verschenkt. Nimm es einfach an. Und zarte Charaktere könnten an unserer Seite kaum überleben.«
    Ich kam nicht umhin, ihm insgeheim beizupflichten. Zumindest zu einem gewissen Teil, denn einen Zusatz musste ich machen: Jeder andere Mann hatte inzwischen kaum mehr eine Chance, überhaupt an meine Seite zu gelangen.
    Alistairs Haus tauchte vor uns auf, und wir eilten darauf zu.

- Kapitel Vierzehn -
    U nter gutem Schlaf verstand ich etwas anderes. Bis tief in die Nacht hatten wir gewerkelt. Während Steven, Darian und ich zusammen mit Kimberly das Salz um Haus und Hof verteilt hatten und zweimal nachkochen mussten, um die nötige Menge zu erhalten, hatten Dad, mein Bruder und Jason die gekauften Möbel zusammengebaut. Ich war erstaunt gewesen, wie kreativ und vorausschauend Alistair dabei vorgegangen war. In Kimberlys Zimmer war nun zusätzlich eine schwarze Schlafcouch gelandet. Im oberen Bereich des Hauses in der Nähe des Bären stand ebenfalls eine Schlafcouch, allerdings in dunkelgrün. Zwei große Felle

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