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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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mich an ihn, hielt mich wie eine Ertrinkende an ihm fest und ließ meine Hände immer wieder prüfend über seinen Rücken wandern. Er war real. Das war feste Muskulatur unter meinen Händen. Es war definitiv Jason. Mein Fels in der Brandung.
    »Wie lange war ich weg?«, fragte ich schließlich und machte mich zögernd von ihm frei.
    Er sah mich konsterniert an. »Weg?«
    »Ja. Wie lange? Zehn Minuten? Eine halbe Stunde? Ich habe das komplette Zeitgefühl verloren.«
    »Sie waren nicht eine Sekunde lang fort, Miss McNamara.« Seine Hand ließ mich nicht los, als er das Blatt auf dem Tisch ablegte. »Sie haben das Blatt festgehalten, bevor es herunterfallen konnte. Etwas Aufregenderes als dieses triviale Geschehnis innerhalb der letzten zwei Sekunden kann ich Ihnen wahrlich nicht bieten.«
    »Zwei Sekunden?«
    »Vielleicht auch drei, Miss McNamara. Aber länger dauerte es sicher nicht, Ihnen das Blatt wieder abzunehmen und es zurück auf den Tisch zu legen.«
    Nun war ich vollkommen verwirrt. Ich war doch mindestens mehrere Minuten nicht hier gewesen, konnte sogar noch das rauchige Aroma der Fackeln auf der Zunge schmecken. Oder hatte ich mir das alles nur eingebildet?
    Der Geruch konnte auch von dem Kokeln des Papyrusblattes stammen, als Jason es dem Tageslicht ausgesetzt hatte. Der Ort, an dem ich mich vermeintlich befunden hatte, könnte meiner Vorstellungskraft entsprungen sein, da ich in etwa eine Ahnung hatte, aus welcher Region das gesamte Buch stammte. Hatte mir meine eigene Fantasie einen Streich gespielt?
    Ich tippte mir mit dem Zeigefinger gegen die Oberlippe und überlegte scharf. Wieso hatte ich dann so detaillierte Erinnerungen und konnte mich sogar an das eine oder andere gehörte Wort erinnern? Wie auch immer, auf einen Versuch konnte ich es durchaus ankommen lassen. »Jason, was könnte tackimi umi, oder so ähnlich, bedeuten?«
    Sein verwunderter Blick sagte mehr als jedes Wort. Ich seufzte resigniert. »Okay, ich gebe auf. War diesmal wohl tatsächlich nur Einbildung.«
    »So einfach möchte ich das ungern beiseiteschieben, Miss McNamara.« Entschlossen legte er die Lupe beiseite. Dann nahm er das Blatt, legte es zurück in den Kasten und streifte die Handschuhe ab. Seine Hand berührte auffordernd meinen Oberarm, wir traten in die Mitte des Teppichs, wo wir uns im Schneidersitz niederließen. »Sie haben die seltene Gabe, Dinge zu sehen und zu hören, die anderen verschlossen bleiben. Wenn Sie der Überzeugung sind, dass Sie vorhin an einem anderen Ort waren, dann ist dem so. Also bitte, lassen Sie hören. Es wäre denkbar, dass durchaus eine Verbindung zwischen dem Erlebten und dem Berühren des Papyrus besteht.«
    »Sie denken also auch, dass ...« Ich brach ab und sah nachdenklich zurück zur Kiste. »Vielleicht sollte ich es nochmals in die Hand nehmen ...«
    »Mitnichten, Miss McNamara«, widersprach er vehement. »Wenn ihre gedankliche Reise einer gewissen Realität entspricht, die mir nicht zugänglich ist, dann möchte ich vermuten, dass eine erneute Berührung die gleichen Auswirkungen haben dürfte. Muten Sie mir bitte nicht zu, Ihrem Mann die Nachricht übermitteln zu müssen, Sie hätten sich direkt vor meinen Augen verflüchtigt. Nehmen Sie es einem alten Mann nicht übel, dass er an seinem Leben hängt.«
    »Warum sollte Ihnen das jemand übel nehmen, Jason?« Darian trat ein, sah uns auf dem Boden sitzen und stutzte. »Könnte dies der Zeitpunkt sein, mir etwas Wichtiges mitzuteilen?«
    Jason beschrieb eine einladende Geste. »Ihr Einsatz, Miss McNamara.«
    Ich lächelte, wurde jedoch gleich wieder ernst und klopfte neben mir auf den Boden. Darian stellte die Taschenlampe auf dem Tisch ab, ehe er an meiner Seite ebenfalls im Schneidersitz Platz nahm. Auffordernd sah er mich an.
    Also fiel ich gleich mit der Tür ins Haus: »Kennst du einen Begriff, der tackimi umi heißt?«
    »Takki-me u-me«, berichtigte er mich automatisch, dann trat Überraschung in seinen graublauen Blick. »Das ist die elamische Sprache und heißt so viel wie mein Leben. Wo hast du es her?«
    »Elamisch, Sir?«
    »Eine längst ausgestorbene Sprache, die das altorientalische Volk der Elamer zwischen 3000 und 300 vor Christus gesprochen und geschrieben hat. Sie gliedert sich noch in Alt- und Neuelamisch, das würde im Augenblick aber zu weit führen«, folgte eine knappe Erklärung, wobei Darian seine Augen nicht von mir nahm. »Wo hast du es gehört, Faye? Kaum jemand in der heutigen Zeit ist dieser Sprache

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