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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dem der Laden gehörte, ließ den Whisky wie geschmiert anrollen. Englander war ein guter Boss, und unser Sound gefiel ihm. Logisch, dass er deshalb bei mir hoch angeschrieben war.
    Der Typ im weißen Anzug setzte sich an die Bar und ich vergaß ihn. Wir beendeten das Set mit »Aunt Hagar’s Blues«, einer Melodie, die damals in der Provinz als der letzte Schrei galt, und bekamen eine ordentliche Runde Beifall. Manny hatte ein breites Grinsen im Gesicht, als er die Trompete absetzte, und ich schlug ihm auf die Schulter, als wir von der Bühne gingen. Ein Mädchen im grünen Abendkleid, die einsam aussah, hatte den ganzen Abend schon ein Auge auf mich geworfen. Sie war rothaarig und darauf bin ich immer besonders abgefahren. Ihre Augen und die Art, wie sie den Kopf schief legte, waren ein Zeichen für mich, daher pflügte ich durch die Menge um sie zu fragen, ob sie einen Drink wollte.
    Ich war schon halb dort, als mir der Typ im weißen Anzug in den Weg trat. Aus der Nähe sah er wie eine ziemlich harte Nuss aus. Sein Haar stand hinten ab, obwohl er wie eine ganze Flasche Wildroot-Creme-Pomade roch, und der so platte, seltsam glänzende Augen wie manche Tiefseefische hatte.
    »Will draußen mit Ihnen reden«, sagte er.
    Die Rothaarige sah mit leichtem Schmollmund weg.
    »Das kann warten«, sagte ich. »Lassen Sie mich vorbei.«
    »Mein Name ist Scollay. Mike Scollay.«
    Ich kannte den Namen. Mike Scollay war ein kleiner Schieber aus Shytown, der sich seine Brötchen damit verdiente, dass er Fusel von Kanada einschmuggelte. Das hochprozentige Zeug, das von dort kommt, wo die Männer Röcke tragen und Dudelsack spielen. Sein Bild war ein paarmal in der Zeitung gewesen. Zum letzten Mal, als ein anderer Tanzlokal-Lude versucht hatte, ihn abzuknallen.
    »Sie sind ziemlich weit von Chicago weg, mein Freund«, sagte ich.
    »Ich hab Anstandsdamen dabei«, sagte er. »Keine Sorge. Draußen.«
    Die Rothaarige sah noch mal her. Ich deutete auf Scollay und zuckte die Achseln. Sie streckte sich und wandte sich ab.
    »Da«, sagte ich. »Das haben Sie vermasselt.«
    »Schlampen wie die kann man in Chi Dutzende für einen Penny kriegen«, sagte er.
    »Ich wollte keine Dutzende. «
    »Draußen.«
    Ich folgte ihm hinaus. Die Luft war nach der verrauchten Atmosphäre im Club angenehm kühl auf meiner Haut und roch herrlich nach frisch gemähter Luzerne. Die Sterne waren sanft und strahlend blinkend aufgegangen. Die Ganoven waren auch da, aber die sahen nicht gerade sanft aus, und das Einzige, was an denen blinkte, waren ihre Zigaretten.
    »Ich hab einen Job für Sie«, sagte Scollay.
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Springen zwei Hunderter dabei raus. Teilen Sie mit der Band oder sacken Sie selber einen ein.«
    »Worum geht es?«
    »Einen Auftritt, worum sonst? Meine Schwester schließt den Bund der Ehe. Ich möchte, dass Sie beim Empfang spielen. Sie mag Dixieland. Zwei von meinen Jungs sagen, dass Sie guten Dixieland spielen.«
    Ich habe schon erzählt, dass Englander ein guter Boss war. Er zahlte uns achtzig Piepen pro Woche. Dieser Typ bot mehr als doppelt so viel für einen einzigen Auftritt.
    »Von fünf bis acht nächsten Freitag«, sagte Scollay. »In der Sons of Erin Hall in der Grover Street.«
    »Zu viel«, sagte ich. »Wieso?«
    »Zwei Gründe«, sagte Scollay. Er paffte seine Pfeife. Sie sah im Gesicht dieses Schurken fehl am Platze aus. Er hätte eine Lucky Strike Green im Mund baumeln haben sollen, oder vielleicht eine Sweet Caporal. Die Zigarette von Pennern. Mit der Pfeife sah er nicht wie ein Penner aus. Mit der Pfeife sah er traurig und komisch aus.
    »Zwei Gründe«, wiederholte er. »Sie haben vielleicht gehört, dass mich der Grieche abservieren wollte.«
    »Ich habe Ihr Bild in der Zeitung gesehen«, sagte ich. »Sie waren der Typ, der versucht hat, in den Gehweg zu kriechen.«
    »Klugscheißer«, knurrte er, aber ohne Nachdruck. »Ich werd ihm zu groß. Der Grieche wird alt. Er denkt in zu kleinen Maßstäben. Er sollte in seiner Heimat sein, Olivenöl trinken und den Pazifik betrachten.«
    »Ich glaube, es ist eher die Ägäis«, erwiderte ich.
    »Wär mir scheißegal, auch wenn es der Lake Huron wäre«, sagte er. »Wichtig ist, dass er nicht alt werden will. Er will mir immer noch an den Kragen. Er weiß nicht, wer der kommende Mann ist, selbst wenn er ihn sieht.«
    »Das sind Sie.«
    »Sie sind ein schlaues Kerlchen.«
    »Mit anderen Worten, Sie zahlen zwei Hunderter, weil das letzte Stück für Begleitung von

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