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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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eindeutig. Das sagen wir, und wir sagen es alle.
    Er sah dennoch hin und bekam gerade noch mit, wie Dekes Finger nach unten gezogen wurden. Sie bewegten sich – wahrscheinlich wurde die Bewegung des Wassers unter dem Floß auf das unbekannte Ding übertragen, das Deke gepackt hatte, und diese Bewegung wurde dann auf Dekes Finger übertragen. Wahrscheinlich, wahrscheinlich. Aber Randy hatte den Eindruck, als würde Deke ihm zuwinken. Cisco Kid winkte adios. Zum ersten Mal spürte er, wie sein Verstand ekelerregend umkippte – er schien sich zu neigen wie das Floß selbst, als sie alle vier auf derselben Seite gestanden hatten. Er richtete sich wieder auf, aber Randy wurde plötzlich klar, dass Wahnsinn – echter Irrsinn – möglicherweise überhaupt nicht fern war.
    Dekes Football-Ring, All-Conference 1981 – rutschte langsam am dritten Finger der rechten Hand hinauf. Das Sternenlicht hob das Gold hervor und spiegelte in den winzigen Ritzen zwischen den gravierten Ziffern, 19 auf der einen Seite des rötlichen Steins, 81 auf der anderen. Der Ring glitt von seinem Finger. Der Ring war so groß, dass er nicht durch die Fuge passte, und selbstverständlich ließ er sich nicht zusammenquetschen.
    Er lag da. Mehr war jetzt nicht mehr übrig von Deke. Deke war fort. Keine dunkelhaarigen Mädchen mit Schlafzimmerblick mehr; er würde nie wieder mit einem nassen Handtuch auf Randys nackten Hintern schlagen können, wenn er aus der Dusche kam, keine Sprints vom Mittelfeld mehr, während die Fans auf den Tribünen von den Sitzen sprangen und die Cheerleader hysterische Räder am Spielfeldrand schlugen. Keine rasanten Spritzfahrten mit dem Camaro im Dunkeln mehr, während Thin Lizzy »The Boys Are Back In Town« aus dem Kassettendeck plärrten. Kein Cisco Kid mehr.
    Das leise Schaben ertönte wieder – wie eine Segeltuchrolle langsam durch einen Fensterschlitz gezogen wurde.
    Randy stand barfuß auf den Brettern. Er sah nach unten und stellte fest, dass sich die Fugen auf beiden Seiten seiner Füße plötzlich mit feuchter Dunkelheit füllten. Die Augen quollen ihm aus den Höhlen. Er musste daran denken, wie das Blut fast als solider Strahl aus Dekes Mund gespritzt war, wie Dekes Augen wie auf Sprungfedern herausgedrückt wurden, während von hydrostatischem Druck verursachte Blutstürze sein Gehirn zu Brei zerquetscht hatten.
    Es riecht mich. Es weiß, dass ich hier oben bin. Kann es raufkommen? Kann es durch die Ritzen quellen? Kann es? Kann es?
    Er sah nach unten, spürte La Vernes regloses Gewicht nicht mehr, sondern war von der monumentalen Frage fasziniert und überlegte, wie sich die Substanz anfühlen würde, wenn sie über seine Füße floss, wenn sie sich in ihn verbiss.
    Das glänzende Schwarz quoll fast bis zum Rand der Fugen (Randy stellte sich auf Zehenspitzen, ohne es zu bemerken), dann sank sie wieder. Das segeltuchartige Schaben fing wieder an. Und plötzlich sah Randy es wieder auf dem Wasser, ein großes dunkles Muttermal, das jetzt vielleicht fünf Meter im Durchmesser maß. Es stieg und sank auf den schwachen Wellen, stieg und sank, stieg und sank, und als Randy wieder rhythmisch Farben darauf pulsieren sah, wandte er rasch den Blick ab.
    Er legte La Verne ab, und kaum waren seine Muskeln entlastet, fingen die Arme heftig an zu zittern. Er ließ sie zittern. Er kniete sich neben sie, und ihr Haar bildete einen unregelmäßigen dunklen Fächer auf den weißen Brettern. Er kniete und beobachtete das dunkle Muttermal auf dem Wasser und war bereit, sie sofort wieder hochzureißen, sollte es sich in Bewegung setzen.
    Er schlug sie vorsichtig, erst auf die eine Wange, dann auf die andere, hin und her wie ein Trainer, der einen Boxer wieder zu sich bringen will. La Verne wollte nicht zu sich kommen. La Verne wollte nicht über Los gehen und viertausend Mark einziehen oder eine Ereigniskarte ziehen. La Verne hatte genug gesehen. Aber Randy konnte sie nicht die ganze Nacht bewachen und jedes Mal hochheben wie einen Jutesack, wenn das Ding sich bewegte (und man konnte das Ding nicht zu lange ansehen; das war das Problem). Aber er hatte einen Trick gelernt. Er hatte ihn nicht am College gelernt. Er hatte ihn von einem Freund seines älteren Bruders. Dieser Freund war Sanitäter in Nam gewesen, und er kannte alle möglichen Tricks – wie man Kopfläuse aus dem menschlichen Haar fangen und in einer Streichholzschachtel Rennen laufen lassen konnte, wie man Kokain mit Babyabführmittel strecken konnte, wie

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