Blut - Skeleton Crew
humpelte widerwillig über die Straße auf Brower zu.
Er wollte nicht kommen, so viel stand fest. Er winselte und knurrte und klemmte den räudigen dünnen Schwanz zwischen die Beine; aber trotzdem wurde er zu Brower hingezogen. Direkt vor Browers Füßen legte er sich auf den Bauch, krümmte sich, zitterte und winselte. Seine ausgezehrten Flanken hoben und senkten sich wie ein Blasebalg, das gute Auge rollte zum Fürchten in der Höhle.
Brower stieß ein tückisches, verzweifeltes Lachen aus, das ich immer noch in meinen Träumen höre, und kauerte sich neben dem Tier nieder. ›Da‹, sagte er. ›Sehen Sie es jetzt? Er erkennt in mir einen Artgenossen … und weiß, was ich ihm bringe!‹ Er streckte die Hand aus, und der Köter gab ein knurrendes, klägliches Heulen von sich.
›Nicht!‹, rief ich scharf. ›Er beißt!‹
Brower achtete nicht darauf. Im Licht der Straßenlaterne war sein Gesicht verzerrt und tückisch, die Augen in Pergament gebrannte schwarze Löcher. ›Unsinn!‹, gurrte er. ›Unsinn! Ich möchte ihm nur die Hand schütteln … wie Ihr Freund mit mir!‹ Und plötzlich packe er die Pfote des Hundes und schüttelte sie. Der Köter stieß ein furchtbares Geheul aus, machte aber keine Anstalten, ihn zu beißen.
Plötzlich stand Brower auf. Sein Blick hatte sich wieder geklärt, und abgesehen von der tödlichen Blässe glich er wieder dem Mann, der sich am frühen Abend höflich erboten hatte, mit uns zu spielen.
›Ich gehe jetzt‹, sagte er leise. ›Bitte entschuldigen Sie mich bei Ihren Freunden, und sagen Sie ihnen, es tut mir leid, dass ich mich wie ein Narr benommen habe. Vielleicht bekomme ich ein andermal die Möglichkeit, es … wiedergutzumachen.‹
› Wir müssen uns bei Ihnen entschuldigen‹, sagte ich. ›Und haben Sie das Geld vergessen? Es sind über tausend Dollar.‹
›O ja! Das Geld!‹ Und sein Mund verzog sich zu einem der bittersten Lächeln, die ich je gesehen habe.
›Sie müssen nicht mit in die Halle kommen‹, sagte ich. ›Wenn Sie versprechen, hier zu warten, bringe ich es Ihnen. Werden Sie das tun?‹
›Ja‹, sagte er. ›Wenn Sie wollen, werde ich das tun.‹ Und er sah nachdenklich auf den Hund, der zu seinen Füßen winselte. ›Vielleicht würde er gern mit in meine Wohnung kommen und wenigstens einmal in seinem erbarmenswerten Leben etwas Ordentliches essen.‹ Und wieder lächelte er bitter.
Ich ließ ihn stehen, bevor er es sich anders überlegen konnte, und ging nach unten. Jemand – vermutlich Jack Wilden, der ein ordnungsliebender Mensch war – hatte alle Chips in grüne Scheinchen getauscht und das Geld ordentlich in die Mitte des grünen Filzes gestapelt. Keiner sagte ein Wort, während ich es an mich nahm. Baker und Jack Wilden rauchten schweigend; Jason Davidson ließ den Kopf hängen und sah auf seine Füße. Sein Gesicht war ein Bild von Jammer und Scham. Ich klopfte ihm auf die Schulter, als ich zur Treppe ging, und er sah mich dankbar an.
Als ich wieder auf die Straße kam, war sie völlig menschenleer. Brower war verschwunden. Ich stand mit einem Bündel Geldscheine in jeder Hand und sah vergeblich in alle Richtungen, aber nichts bewegte sich. Ich rief einmal zaghaft, falls er irgendwo in der Nähe im Schatten stand, aber es kam keine Antwort. Dann sah ich nach unten. Der Straßenköter war noch da, aber seine Tage des Herumwühlens in Mülltonnen waren gezählt. Er war tot. Die Flöhe und Zecken verließen seinen Körper in Marschkolonnen. Ich wich abgestoßen zurück, zugleich aber von einem seltsam traumhaften Grauen erfüllt. Ich hatte eine Vorahnung, dass ich noch nicht mit Henry Brower fertig war, und das stimmte; aber ich sah ihn nie wieder.«
Das Feuer im Kamin war bis auf wenige flackernde Flammen niedergebrannt, und langsam kroch Kälte aus den Schatten, aber niemand bewegte sich oder sagte etwas, während George wieder die Pfeife anzündete. Er seufzte, schlug die Beine übereinander, wobei die alten Gelenke knackten, und fuhr fort.
»Überflüssig zu sagen, dass die anderen Mitspieler einer Meinung waren: wir mussten Brower finden und ihm sein Geld geben. Manche würden uns vielleicht für verrückt halten, aber es war ein ehrenhafteres Zeitalter. Davidson war schrecklich niedergeschlagen, als er ging; ich versuchte, ihn beiseitezunehmen und ihm einige freundliche Worte zu sagen, aber er schüttelte nur den Kopf und schlurfte davon. Ich ließ ihn gehen. Wenn er eine Nacht darüber geschlafen hatte, würde
Weitere Kostenlose Bücher