Blut - Skeleton Crew
Erste-Hilfe-Kasten wieder einigermaßen hergestellt. Warum?«
»Hat er was gesagt, als er wieder zu sich kam?«
»Er fing wieder mit seinen Halluzinationen an. Mr. Brown brachte ihn ins Büro. Er hatte einigen Frauen Angst gemacht. Er schien überglücklich zu sein, dass er fort konnte. Es hatte etwas mit Glas zu tun. Als Mr. Brown sagte, es gäbe im Büro des Geschäftsführers nur ein kleines Fenster, und das sei außerdem mit Draht verstärkt, schien der Mann überglücklich, raufgehen zu können. Ich nehme an, dass er immer noch oben ist.«
»Was er erzählt hat, ist keine Halluzination.«
»Nein, offensichtlich nicht.«
»Und dieses Beben, das wir alle gespürt haben?«
»Nein, aber David …«
Er hat Angst, sagte ich mir. Du darfst jetzt nicht explodieren, du hast dich heute Morgen schon einmal dazu hinreißen lassen, und das reicht. Du darfst jetzt nicht explodieren, nur weil er das damals bei diesem blödsinnigen Grenzstreit auch gemacht hat … zuerst herablassend, dann sarkastisch und zuletzt, als klar war, dass er den Prozess verlieren würde, ausfallend. Du darfst nicht explodieren, weil du ihn brauchst. Er ist vielleicht nicht imstande, seine eigene Säge in Gang zu bringen, aber er sieht aus wie die Vaterfigur der westlichen Welt, und wenn er den Leuten sagt, keine Panik, werden sie Ruhe bewahren. Deshalb: nicht explodieren.
»Sehen Sie diese Tür hinter der Bierkühlung?«
Er schaute in die Richtung und runzelte die Stirn. »Ist einer dieser biertrinkenden Männer nicht der zweite Geschäftsführer? Weeks? Wenn Brown das sieht, wird der Mann sich schon in Kürze einen neuen Job suchen müssen, das schwöre ich Ihnen.«
»Brent, hören Sie mir jetzt zu?«
Er blickte mich zerstreut an. »Was haben Sie gesagt, Dave? Es tut mir leid.«
Es würde ihm gleich noch mehr leidtun. »Sehen Sie diese Tür?«
»Ja, selbstverständlich. Was ist damit?«
»Sie führt in den Lagerraum, der die ganze Westseite des Gebäudes einnimmt. Billy ist vorhin eingeschlafen, und ich bin in den Lagerraum gegangen, um etwas zu finden, womit ich ihn zudecken konnte …«
Ich erzählte ihm alles, abgesehen von dem Streit, ob Norm hinausgehen sollte oder nicht. Ich erzählte ihm, was dort eingedrungen war … und was schließlich schreiend verschwunden war. Brent Norton weigerte sich, mir zu glauben. Er weigerte sich sogar, es auch nur in Erwägung zu ziehen. Ich brachte ihn zu Ollie, Jim und Myron. Alle drei bestätigten meine Geschichte, obwohl Jim und Myron die Blume auf dem besten Wege waren, sich zu betrinken.
Wieder weigerte sich Norton, es zu glauben. Er sträubte sich. »Nein«, sagte er. »Nein, nein, nein. Entschuldigen Sie, Gentlemen, aber das ist einfach lächerlich. Entweder Sie wollen mich zum Narren halten« – er bedachte uns mit einem strahlenden Lächeln, das uns beweisen sollte, dass er Spaß verstand wie jeder andere – »oder Sie leiden an einer Art Massenhypnose.«
Wieder stieg Zorn in mir hoch, und ich unterdrückte ihn mit Mühe. Ich glaube nicht, dass ich normalerweise ein Choleriker bin, aber das waren auch keine normalen Umstände. Ich musste an Billy denken, und auch daran, was Stephanie zustoßen konnte – oder vielleicht schon zugestoßen war. Das alles ging mir ständig durch den Kopf.
»Okay«, sagte ich. »Gehen wir zusammen hin. Dort liegt ein Tentakelstück auf dem Boden. Die Tür hat es abgetrennt, als sie sich schloss. Und außerdem können Sie sie hören. Sie schaben und kratzen an der Tür. Es hört sich an wie Wind in Efeu.«
»Nein«, sagte er ruhig.
»Was?« Ich glaubte wirklich, ich hätte mich verhört. »Was haben Sie gesagt?«
»Ich sagte nein, ich gehe nicht dorthin. Sie haben den Witz weit genug getrieben.«
»Brent, ich schwöre Ihnen, dass es kein Scherz ist.«
»Natürlich ist es einer«, knurrte er. Sein Blick schweifte über Jim, Myron, ruhte kurz auf Ollie, der ihm mit ruhigem Ernst standhielt – und wandte sich wieder mir zu. »Was ihr Einheimischen einen echten Heuler nennt. Richtig, David?«
»Brent … hören Sie …«
»Nein, Sie hören zu!« Er hob die Stimme wie vor Gericht. Sie hallte laut, und mehrere Leute, die unruhig und ziellos herumschlenderten, sahen her, was da los war. Norton deutete beim Sprechen mit dem Finger auf mich. »Es ist ein Scherz. Eine Bananenschale, auf der ich ausrutschen soll. Keiner von Ihnen hat viel für Zugereiste übrig, habe ich recht? Sie halten zusammen wie Kletten. Wie damals, als ich Sie vor Gericht
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