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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Rolle.«
    »Was denken Sie?«, fragte sie. Ihre grünen Augen hielten meinen Blicken ruhig stand. »Was denken Sie wirklich?«
    »Fragen Sie mich morgen.«
    »Ich frage Sie aber jetzt.«
    Ich öffnete den Mund, um zu antworten, als Ollie Weeks sich aus der Dunkelheit materialisierte, wie etwa aus einer Horrorgeschichte. Er hatte die Taschenlampe mit einer Damenbluse umhüllt, und er richtete sie auf die Decke. Es zauberte seltsame Schatten auf sein verhärmtes Gesicht. »David«, flüsterte er.
    Amanda betrachtete ihn, zuerst überrascht, dann wieder ängstlich.
    »Ollie, was ist los?«, fragte ich.
    »David«, flüsterte er wieder. Dann: »Kommen Sie. Bitte.«
    »Ich möchte Billy nicht verlassen. Er ist gerade eingeschlafen.«
    »Ich bleibe bei ihm«, sagte Amanda. »Sie gehen besser.« Dann, leiser, fügte sie hinzu: »Mein Gott, das wird nie ein Ende nehmen.«
     
     
    8. Was aus den Soldaten geworden war.
Amanda. Eine Unterhaltung mit Dan Miller
     
    Ich begleitete Ollie. Er ging auf den Lagerraum zu. Im Vorbeigehen holte er ein Bier aus der Kühlung.
    »Ollie, was ist los?«
    »Ich will, dass Sie es sehen.«
    Er drängte sich durch die Doppeltür. Sie fiel mit einem Lufthauch hinter uns ins Schloss. Es war kalt. Ich hatte eine Abneigung gegen diesen Ort, seit die Sache mit Norm passiert war. Ich konnte auch nicht vergessen, dass hier irgendwo noch ein kleines totes Tentakelstück herumlag.
    Ollie nahm die Bluse von der Taschenlampe. Er richtete den Lichtstrahl nach oben. Zuerst dachte ich, jemand hätte Schaufensterpuppen an einem der Heizungsrohre unter der Decke aufgehängt. Dass man sie an dünnem Draht oder Ähnlichem aufgehängt hatte – ein Kindertrick an Halloween.
    Dann bemerkte ich die Füße, die etwa fünfzehn Zentimeter vom Zementboden entfernt baumelten. Zwei umgeworfene Stapel Kartons. Ich blickte hoch und sah die Gesichter, und ein Schrei drohte sich meiner Kehle zu entringen, weil es nicht die Gesichter von Schaufensterpuppen waren. Beide Köpfe waren zur Seite geneigt, als hätten sie einem fürchterlich komischen Witz gelauscht, einem Witz, über den sie so lachen mussten, dass sie hochrote Gesichter bekamen.
    Ihre Schatten. Ihre langen Schatten an der Wand hinter ihnen. Ihre Zungen. Ihre heraushängenden Zungen.
    Beide trugen Uniformen. Es waren die Bengel, die mir schon vorher aufgefallen waren, die ich dann aber aus dem Blickfeld verloren hatte. Die Armeetypen vom …
    Der Schrei. Ich konnte hören, wie er sich als Stöhnen in meinem Hals aufbaute und anschwoll wie eine Polizeisirene, dann packte mich Ollie direkt über dem Ellbogen am Arm. »Nicht schreien, David. Nur Sie und ich wissen davon. Und ich möchte, dass es so bleibt.«
    Irgendwie schluckte ich den Schrei hinunter.
    »Die Jungs von der Army«, brachte ich heraus.
    »Vom Arrowhead-Projekt«, fuhr Ollie fort. »Klar.« Etwas Kaltes wurde mir in die Hand gedrückt. Die Bierdose. »Trinken Sie das. Sie brauchen es jetzt.«
    Ich leerte die Dose auf einen Zug.
    Ollie sagte: »Ich bin hergekommen, um nachzuschauen, ob wir noch Zylinder für den Gasgrill haben, den Mr. McVey benutzt hat. Ich entdeckte diese Burschen. Ich stell mir vor, dass sie zuerst die Schlingen vorbereitet und sich auf die Kartonstapel gestellt haben. Dann müssen sie einander die Hände zusammengebunden und gestützt haben, während sie nacheinander über das lange Seilstück zwischen ihren Handgelenken stiegen. Damit … damit ihre Hände auf dem Rücken sein würden, wissen Sie. Dann haben sie – so stelle ich es mir vor – ihre Köpfe in die Schlingen gelegt und diese fest angezogen, indem sie ihre Köpfe zur Seite warfen. Vielleicht hat einer von ihnen bis drei gezählt, und sie sind gleichzeitig gesprungen. Ich weiß es nicht.«
    »So etwas ist doch gar nicht machbar«, sagte ich mit trockener Kehle. Aber ihre Hände waren tatsächlich auf dem Rücken zusammengebunden. Ich konnte meine Augen nicht davon losreißen.
    »Doch. Wenn sie es wirklich gewollt haben, konnten sie’s, David.«
    »Aber warum?«
    »Ich glaube, Sie wissen warum. Keiner der Touristen, der Sommerurlauber – wie dieser Miller –, aber es gibt genügend Leute aus der näheren Umgebung, die genau richtig raten würden.«
    »Das Arrowhead-Projekt?«
    Ollie sagte: »Den ganzen Frühling hindurch habe ich alles Mögliche über dieses verdammte Arrowhead-Projekt gehört, nur nichts Gutes. Das schwarze Eis auf den Seen …«
    Ich dachte an Bill Giosti, der sich in mein Wagenfenster

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